Ostsee. Im Mittelalter sank ein dänisches Kriegsschiff in der Ostsee. Eine Untersuchung fand nun neue Artefakte im uralten Schiffswrack.
Die „Gribshunden“ war der Stolz der dänischen Marine. Doch vor 520 Jahren ging sie in Flammen auf. Viele der 150 Besatzungsmitglieder, darunter rund 100 deutsche Söldner, starben einen grausamen Tod, als das Schiff vor der Küste Schwedens in der Ostsee sank. Erst vor gut zwanzig Jahren erkannten Archäologen die immense Bedeutung des Wracks aus dem Jahr 1495. Seitdem gilt die „Gribshunden“ als eine der wichtigsten Zeitzeugen der Ära der großen Entdeckungen.
Ein neuer Bericht der schwedischen Archäologen Rolf Warming and Johan Rönnby enthüllt nun neue Details zu dem faszinierenden Schiffswrack. Für eine Studie zu Kriegsschiffen untersuchten sie Teile des Wracks mit neuester 3D- und Foto-Technik. Dabei konnten Warming und Rönnby die Holzstücke des Schiffskastells identifizieren. Schiffskastelle waren Aufbauten, von denen Soldaten feindliche Schiffe beschießen konnten.
- Unterwasser-Archäologie:Wrack von legendärem U-Boot aus Zweitem Weltkrieg gefunden
- Kannibalismus: Archäologen machen schaurige Entdeckung in Jamestown-Kolonie
- Altes Ägypten: Krebsoperationen schon vor 4300 Jahren?
- Antike:Archäologen entdecken römischen Luxus-Swimmingpool
- Niederbayern: Skelett von steinzeitlichem „Bürgermeister“ aufgetaucht
Schiffswrack: Archäologen finden Waffenkiste der deutschen Söldner
Die Holzteile fanden die Archäologen bei Tauchgängen vor der kleinen südschwedischen Insel Stora Ekön. Dort lagen sie weit verstreut am Meeresboden, befanden sich aber immer noch in einem sehr guten Zustand. Dadurch erhielten die Forscher einmalige Einblicke in die Bauweise der Schiffe der Zeit, auf denen auch die ersten Entdecker Christopher Kolumbus oder Vasco de Gama nach Amerika und Indien segelten.
Zusätzlich machten die Archäologen einen bedeutenden Fund: eine Kriegstruhe, die wahrscheinlich zu den deutschen Söldnern gehörte und wohl Kanonenkugeln und anderes Waffenzubehör enthielt. Darüber hinaus untersuchten die Archäologen Teile eines Kettenhemds, das bei einem vorherigen Tauchgang beim Wrack gefunden wurde.
Was die Schiffe im Kriegsfall leisten konnten, sei durch die Untersuchung klarer geworden. Die Forschungsergebnisse sollen letztendlich den Beginn eines ambitioniertes Projekt vorbereiten: die vollständige Rekonstruktion der „Gribshunden“.
Auch spannend:Untote in Sachsen-Anhalt? Zombie-Grab erregt Aufmerksamkeit
König von Dänemark, Schweden und Norwegen kam der Katastrophe nur knapp
Obwohl Hobbytaucher die „Gribshunden“ bereits in den 1970er Jahren entdeckten, wurde Wissenschaftlern die wahre Identität des Schiffs erst 2002 bekannt. So war die „Gribshunden“ das Flagschiff von König Johann I., besser bekannt als König Hans (1455 – 1513), der mit einer Kriegsflotte auf dem Weg zur schwedischen Stadt Kalmar war. Der König war zum Zeitpunkt des Feuers nicht auf dem Schiff und entgang so nur zufällig der Tragödie.
König Hans war als dänischer Regent Anführer der Kalmarer Union, die aus Dänemark, Norwegen und Schweden bestand. Als ein schwedischer Rädelsführer damit drohte, Schweden aus der Union herauszulösen, segelte Hans mit 17 Schiffen nach Schweden. Auf dem Weg dorthin ereignete sich die Tragödie um die „Gribshunden“. Der König verlor sein mächtigstes Kriegsschiff und damit sein wirksamstes Abschreckungsmittel.
Lesen Sie auch:Saudi-Arabien: 7000 Jahre menschliches Leben in Vulkanhöhle