Berlin. Laura Berlin spielt die Maria von Magdala. Privat ist sie nicht religiös. Doch manches lässt sie doch an eine höhere Macht glauben.
Die Karriere von Laura Berlin begann als Topmodel, aber längst hat sich die 34-Jährige als Schauspielerin durchgesetzt, ob in Fantasyfilmen wie „Rubinrot“ oder Serien wie „Notruf Hafenkante“. Aktuell häufen sich bei ihr Projekte mit komplizierten Themen. In der szenischen Dokumentation „INRI – Warum musste Jesus sterben?“ (29. März, ZDF, 22.20 Uhr) spielt sie die Maria von Magdala.
Wenig später läuft die Serie „Bauchgefühl“ (7. April, ZDFneo, 20.15 Uhr) an, in der die Filmfigur plant, ihre Schwangerschaft abzubrechen. Für Laura Berlin persönlich ist Psychologie wichtiger als Religion, und doch scheint sie ab und zu einen Fingerzeig zu bekommen, dass es eine höhere Macht gibt.
Haben Sie zu den schwierigen Stoffen Ihrer aktuellen Projekte eine persönliche Affinität?
Laura Berlin: Das Schöne an dem Beruf und am Medium Film ist, dass man mit Themen in Kontakt kommt, die einen privat oft nicht direkt betreffen. Ich bin nicht religiös aufgewachsen, habe nur rudimentäres Wissen über Jesus und die christlichen Feiertage. Und auch zum Thema Schwangerschaftsabbruch habe ich zwar wenig direkten Bezug, aber ich verfolge die Debatte um die Paragrafen 218 und 219a trotzdem schon länger und war mir der Relevanz dieser Entwicklungen bewusst.
Es geht um ein Thema, das uns alle betrifft, auch wenn wir vermeintlich keine persönlichen Berührungspunkte damit haben. Wenn man sich in Figuren und Thematiken hineinversetzt, dann tun sich neue Welten auf. Das hat nicht groß etwas an meiner Einstellung dazu verändert, aber ich habe viel Wichtiges gelernt.
Laura Berlin: „Mir war nicht klar, dass Jesus ein Revoluzzer war“
Was haben Sie beispielsweise in Sachen Jesus gelernt?
Berlin: Mir war nicht klar, dass er ein Revoluzzer war, der für Aufruhr gesorgt hat. Es war auch spannend, mehr über die Personen in seinem Umfeld zu erfahren, besonders über meine Figur Maria von Magdala und ihre Rolle als Frau in der Gruppe der Jünger. Es ging bei diesem Projekt weniger um das Spirituelle, sondern eher um die menschliche Ebene, die historisch überlieferten Fakten und neue wissenschaftliche Erkenntnisse.
- Schauspielerin: Marianne Koch übers Altern – „Man ist nicht Sklave der Gene“
- Star-Patissier: Christian Hümbs über TV-Job – „Wie eine zweite Familie“
- „Hundeflüsterer“: Martin Rütter über schweren Verlust – „Hätte sofort losgeheult“
- Schauspielerin: Stefanie Stappenbeck – „Ich war mit den Nerven fertig“
- Hollywood-Star: Johnny Depp im Interview – „Wir wurden wie Freaks behandelt“
Sie sind danach also nicht gleich losgelaufen, um sich taufen zu lassen?
Berlin: Nein, aber einen Tag nach meiner Rückkehr von den Dreharbeiten standen zwei Leute von der Kirche vor meiner Tür und haben mir einen Marienanhänger geschenkt. Es war, als hätte mich jemand da oben wahrgenommen und mir ein Geschenk zukommen lassen, nach dem Motto: „Schön, dass du dabei warst.“ Ich habe mich mit den beiden ein paar Minuten unterhalten, denn ich finde es wichtig, jemand zuzuhören, selbst wenn ich nicht seine Meinung teile.
Das ist auch das Thema von „Bauchgefühl“: Wir können unterschiedliche Empfindungen und Ansichten haben, aber wir sollten einander zuhören und uns gegenseitig ernst nehmen. Nur so kommen wir als Menschen und als Gesellschaft weiter. Dieses Plädoyer für Kommunikation vereint beide Projekte.
Was Laura Berlin anstelle von Psychotherapie hilft
Woran liegt es, dass die Menschen dazu oft nicht imstande sind?
Berlin: Oft hängt das mit Ängsten zusammen. Wenn diese geschürt werden und Misskommunikation stattfindet, beeinflusst das das gesellschaftliche Klima. Die Lösung wäre, dass wir als Menschen und als Gesellschaft offen und ohne Wertung über Ängste sprechen.
Und Sie tun das?
Berlin: Ich bin der Meinung, dass man sich seinen Ängsten stellen muss und keine Scheu vor der direkten Konfrontation haben sollte, auch wenn es manchmal ein harter Weg ist, der einem viel abverlangen kann. Ich versuche herauszufinden, was mich blockiert und was der Ursprung dieser Blockade sein könnte. In diesem Prozess liegen immer große Chancen.
Was hilft Ihnen dabei?
Berlin: Mir hilft zum Beispiel wieder die ehrliche Kommunikation mit Menschen, denen ich vertraue und deren Meinung und Ideen ich schätze. Oft kann es sehr hilfreich sein, die Dinge mal durch einen anderen Filter zu betrachten.
Manche Menschen nutzen für so etwas eine Psychotherapie.
Berlin: Ich bin in der sehr glücklichen Situation, dass ich sehr offene und reflektierte Menschen in meinem Umfeld habe, die Dinge zwar aus ihrer persönlichen Perspektive betrachten, aber einen konstruktiven und unabhängigen Ansatz suchen. Dabei lerne ich immer wieder sehr viel über mich und andere.
- Schlagerstar: Beatrice Egli über Liebe – „Sollen die Menschen spekulieren“
- Sängerin:Conchita Wurst – „Ich konnte das alles nie verarbeiten“
- Promi: Barbara Becker – Das ist mit allen meinen Ex-Partnern so“
- Moderatorin: Ina Müller über „LOL“ – „Es weht ein sehr rauer Wind“
Berlin: „Würde mich als spirituellen Menschen bezeichnen“
Sie brauchen aber nicht den Glauben an eine höhere Macht?
Berlin: Ich habe mit Leuten gesprochen, die religiös aufgewachsen sind und denen der Glaube sehr viel Halt gibt. Auch wenn dieses Konzept nicht zu mir persönlich passt, finde ich es beim Zuhören sehr inspirierend. Aber weil ich eben diesen schönen Austausch mit anderen habe, fehlt mir diese Art von Glaube nicht. Inspiration finde ich unter anderem außerdem in der Natur und der Kunst. Ich glaube aber ein bisschen an Energien. So gesehen würde ich mich als spirituellen Menschen bezeichnen, aber das ist mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt.
Haben Sie denn schon Energien gespürt, die Sie sich nicht rational erklären konnten?
Berlin: In zahlreichen Momenten, gerade in letzter Zeit. Ich ziehe gerade um, und bei der Planung sind mir sehr viele merkwürdige Kleinigkeiten begegnet – zum Beispiel, dass ich wieder die gleiche Hausnummer bekommen habe. Das sind verschiedenste Zufälle, bei denen man sich denkt: Das ist vom Universum geschickt, also muss das richtig sein. Ich glaube nicht an eine Macht, die einem etwas schenkt oder meinen Weg steuert, aber ich versuche für solche Erfahrungen offen zu sein. Denn auch daraus ziehe ich Inspiration und Kraft.