Berlin. Jörg Schüttauf spielt in einem neuen ZDF-Film einen Ehemann unter Mordverdacht. Privat verlässt er sich oft und gerne auf seine Frau.
In „Der Fall Marianne Voss“ (am 25. März um 20.15 Uhr im ZDF) ist Jörg Schüttauf in einer tragisch-dramatischen Rolle zu erleben, wenn er als Ehemann des Mordes an seiner Frau verdächtigt wird. Persönlich dagegen strahlt der 62-jährige Schauspieler, der 1992 mit „Lenz“ seinen Durchbruch feierte und als Frankfurter „Tatort“-Kommissar bekannt wurde, eine heitere Unbeschwertheit aus. Die legt Schüttauf nicht nur im Beruf, sondern gerne auch beim Segeln oder Skifahren an den Tag. Und wenn er es dann doch einmal zu locker angehen lässt, greift seine Frau Martina Beeck lenkend ein, wie er im Interview verrät.
Sie kommen gerade vom Skilaufen zurück...
Jörg Schüttauf: ... und jetzt bin ich am Holzabschleifen für mein Segelboot.
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Sie führen ja ein hoch angenehmes Leben...
Schüttauf: Im Großen und Ganzen kann ich nicht klagen, aber ich habe mir das auch hart erarbeitet.
Jörg Schüttauf: Bei diesem Hobby geht er auf „volles Risiko“
Müssen Sie immer noch hart arbeiten?
Schüttauf: Müssen nicht. Aber ich drehe und spiele gerne. Man überlegt jetzt allerdings schon, ob das alles noch sein muss. Man harrt auf die Dinge, die noch kommen, und wenn sie nicht kommen, dann ist es auch gut. Finanziell bin ich gut aufgestellt und notfalls komme ich mit Trampen durch die Gegend.
Sie reisen wirklich mit dem Daumen?
Schüttauf: Ich habe schon auch ein Auto. Aber einmal ist mir das Benzin ausgegangen, sodass ich mit dem Kanister in der Hand in das nächstgelegene Dorf gegangen bin. Da habe ich die Hand herausgehalten, einer fuhr vorbei, bremste scharf, kam zurück und sagte: „Meinen Ete kann ich doch hier nicht stehen lassen.“ Der war ein „Ete und Ali“-Gucker – ein Film, den ich mit 22 gemacht habe – und hat mich zur nächsten Tankstelle gebracht und wieder zurückgefahren.
Sie sind ja auch, wie Sie sagten, mit dem Segelboot unterwegs. Da bleiben Sie aber hoffentlich nicht liegen.
Schüttauf: Nein. Ich bin zwar ein Autodidakt und habe bestimmt den ein oder anderen Fehler gemacht, aber miese Erfahrungen sind mir bislang erspart geblieben. Deshalb gehe ich da volles Risiko und denke mir: „Jetzt liegst du schön auf der Backe. Warum fahren die anderen nur so langsam?“
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Diesen Tipp gibt Schüttauf jungen Schauspielern
Aber mit der Schauspielerei lassen Sie es jetzt ruhig angehen?
Schüttauf: Wie ich schon sagte, arbeite ich gerne sehr viel. Es kann ein schönes Gefühl sein, wenn man alle Viere von sich streckt und sagt: „Das war ein hartes Ding.“ Jetzt darf ich in die Vater- und auch schon in die Großvaterrollen schlüpfen. In dieses neue Rollenfach muss ich mich fügen (lacht).
Aber ich habe meine Liebe zur Bühne wiederentdeckt. Derzeit spiele ich am Chemnitzer Theater den Dorfrichter Adam im „Zerbrochenen Krug“. Das ist ein schöner Zufall, weil ich seinerzeit dort Tischler und Kulissenschieber gelernt habe. Damals habe ich Ulrich Mühe gesehen und mir gedacht: „Wenn du das kannst wie er, dann hast du es geschafft.“
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Können Sie jetzt das gleiche wie Ulrich Mühe?
Schüttauf: Schlecht bin ich nicht. Ich habe viel Glück gehabt, habe aber auch das Glück am Schopf gepackt und gesagt: „Wenn du das vergeigst, musst du einen anderen Beruf lernen.“ Das ist mir bis jetzt ganz gut geglückt, sodass die Leute gesagt haben: Den nehmen wir wieder. Wer weiß, was noch kommt. Vielleicht ja noch ein Oscar (lacht).
Inzwischen dürften Sie Vorbild für junge Schauspieler sein. Was können die sich von Ihnen abschauen?
Schüttauf: Ich war mal Dozent an einer Schauspielschule. Bestimmt war ich nicht der dramaturgisch Gebildetste, aber dafür habe ich den Studenten eines mit auf den Weg gegeben: Schauspielen soll Spaß machen. Alles andere kommt von alleine.
Sie wirken extrem unbekümmert. Ist dieser Eindruck richtig?
Schüttauf: „Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt“, trifft es eher. Es gibt natürlich Momente, wo du dich fragst, was man hätte anders machen sollen. Aber eigentlich bin ich immer recht zufrieden mit dem was geschieht und was nicht geschieht. Wenn man auf Skiern den Berg runterfährt, fällt man auch gelegentlich hin, weil man Autodidakt ist, aber ich mache trotzdem weiter.
Jörg Schüttauf über Ehe: „Meine Frau ist der Steuermann“
Sie haben keine Angst vor Unfällen?
Schüttauf: Da bin ich vorsichtig. Ich fahre in der Regel nur blaue, höchstens noch rote Pisten. Die Leute im Lift mögen sich vielleicht manchmal fragen: Schafft der das?
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Sind Sie mit Ihrer Leistung in „Der Fall Marianne Voss“ zufrieden oder fragen Sie sich, was Sie hätten anders machen sollen?
Schüttauf: Ich habe den Film schon gesehen, aber ich bin ein sehr schlechter Betrachter, wenn Filme gerade abgedreht sind. Da bin ich sehr skeptisch. Meine Leistung kann ich nur mit zeitlichem Abstand einschätzen. Vor ein paar Tagen habe ich mich durch die Mediathek gezappt und einen fünf Jahre alten Film gesehen, und ich dachte mir: Das ist ja gar nicht so schlecht.
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Rein thematisch ist diese tragische Beziehungsgeschichte hoffentlich weit von ihrem realen Leben entfernt.
Schüttauf: Absolut. Ich habe eine sehr liebe Frau, die manchmal streng zu mir ist, aber das brauche ich. Wir ergänzen uns. Sie ist der Steuermann.
Wann muss sie steuernd eingreifen?
Schüttauf: Wenn ich auf der Bühne stehe, fällt mir meist erst kurz vor der Vorstellung ein, dass ich noch mal den Text durchgehen soll. Aber meine Frau erinnert mich rechtzeitig dran, und dann machen wir das gemeinsam. Sie ist dafür verantwortlich, dass die Vorstellung rund läuft.
Kann es sein, dass Sie Ihre leicht chaotische Unbefangenheit noch verlieren?
Schüttauf: Nein, das ist meine Art. Ich war wahrscheinlich immer ein Kindskopf, ein bisschen unplanmäßig und habe ein bisschen viel Glück gehabt. Schon am Kinder- und Jugendtheater hat mir dessen Leiter gesagt: „Du musst langsam anfangen, ernsthafter zu werden.“ Aber das haben sie bei mir nicht geschafft.