Berlin. Schlager-Newcomerin Madlen Rausch hat hart für ihren Traum gearbeitet. Warum sie genauso gern vor drei Leuten singt wie vor Millionen.
Im Herbst vergangenen Jahres schaffte es Madlen Rausch mit ihrer Debütsingle bis auf Platz neun der Airplay-Charts. Nach großen Konzert- und Fernsehauftritten steht die Newcomerin kurz vor ihrem Durchbruch. Doch noch muss die 29-Jährige einen anderen Beruf ausüben und sich persönlich einschränken. Dass sie für die große Karriere die richtige Einstellung mitbringt, zeigt sie in diesem Interview – etwa, wenn sie von Auftritten vor drei Zuschauern oder ihrem Leben als „merkwürdiges“ Mädchen in ihrem Heimatdorf erzählt.
Auf Ihrer Website steht die Titelzeile „Plötzlich Schlagerprinzessin“. Fühlen Sie sich auch so?
Madlen Rausch: Das war, als eine Zeitung mich nach meinem Debüt-Einstieg in die Airplay Charts in der Titelzeile so genannt hat (lacht). Das ist eigentlich mit einem Augenzwinkern gemeint, wenn die „Schlagerprinzessin“ auf spärlichen 12 Quadratmetern in einer WG wohnt. Für mehr reicht das Geld noch nicht.
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Auch wenn Sie schon Auftritte wie in Florian Silbereisens „Adventsfest der 100.000 Lichter“ oder vor 12.000 Zuschauern in der Schleyer Halle in Stuttgart hatten, arbeiten Sie hauptberuflich noch beim Radio. Ist es nicht ein bisschen frustrierend, dass Sie noch nicht Vollzeit Musik machen können?
Rausch: Jeder muss seine Rechnungen bezahlen. Das hilft ja nichts. Dann lebe ich meine Passion eben nach der Arbeit aus. Abgesehen davon ist der Radiojob etwas, was viele Leute gerne machen möchten und was auch sehr viel Spaß macht. Ich bin eben auch nicht die Tochter oder Schwester oder sonst verwandt mit einem Star, sondern einfach eine Frau, die versucht, ihren Traum wahrzumachen.
Madlen Rausch: Deswegen kehrte sie der Politik den Rücken
Ursprünglich wollten Sie aber offenbar Diplomatin werden und studierten Politikwissenschaften.
Rausch: Nach dem Abitur war ich in einer Phase, wo ich dachte, ich muss die Welt verändern. Und in meinem Umfeld sagten alle, aber nicht meine Eltern: „Mädchen, mach was Gescheites.“ Aber ich hatte immer Musik gemacht, bin mit Big Bands aufgetreten. In meinem Heimatdorf galt ich als die Merkwürdige, die schon mit 14 in der Öffentlichkeit Mozartarien gesungen hat.
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Wann begriffen Sie, dass die Welt der Politik nichts für Sie ist?
Rausch: Schon in meiner zweiten Studienwoche dachte ich mir: Ohne Musik geht das nicht. Während sich andere einen Fernseher gekauft haben, habe ich mir ein E-Piano geleistet, das auch jetzt noch in meinem Zimmer steht. Und dann bin ich nebenher noch auf die Musical School gegangen. Von der Musik bin ich nie weg gekommen. Aber ich bin froh, dass ich das wissenschaftliche Arbeiten gelernt habe.
Rausch über Castingshows: „Wäre eine tolle Plattform gewesen“
Wieso haben Sie sich nie bei einer Castingshow beworben?
Rausch: Ich habe mir zwar die Sendungen angeschaut, aber irgendwie kam ich nicht auf den Gedanken. Denn ich habe ja meine Musik gemacht und mein Ding durchgezogen. Zugegebenermaßen wäre das eine tolle Plattform gewesen. Mir fehlen eben noch die Fans, die ich von Anfang an aufsammeln und von mir überzeugen muss.
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Die ersten großen Auftritte dürften Ihnen aber jetzt schon einen gewissen Bekanntheitsgrad beschert haben...
Rausch: Inzwischen gibt es Leute, die mir auf der Straße in Weimar „Hallo“ sagen, obwohl ich sie gar nicht kenne. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig. Ein Ladenbesitzer hat mir vor kurzem gesagt: „Du bist doch die, die singt. Ich habe dich im Fernsehen gesehen. Bringst du mir ein Autogramm vorbei?“
Das passierte bei Madlen Rauschs schlimmsten Auftritt
Bei der ARD-Show hatten Sie ein Millionenpublikum. Aber wie ist es, wenn Sie vor nur ein paar Leuten auftreten, wie das Musiker am Anfang ihrer Karriere oft tun müssen?
Rausch: Das ist nicht das Problem. Ich war einmal auf einem Stadtfest, wo ich vor drei Leuten auf der Bühne stand. Aber das war einer meiner besten Auftritte, der mir so viel Spaß gemacht hat. Meine Songs wurden dadurch ja nicht schlechter. Ich habe mich mit denen gefreut, die da waren. Weiter hinten an der Wurstbude standen zwei Leute, die habe ich dann auch noch mit einbezogen. Ich habe mich auch schon mal in der Frankfurter Fußgängerzone an ein Piano gesetzt, was dort stand, und spontan vor ein paar Leuten einen Song aufgeführt.
Was war denn Ihr schlimmster Auftritt?
Rausch: Das war in der Schulzeit. Einmal sollte ich ein Stück am Klavier spielen. Ich habe dann eines geübt, sodass ich es auswendig konnte, was ich normalerweise immer mache. Aber zwei Tage vor dem Aufritt wollten die Veranstalter ein anderes Stück, was ich dann nicht mehr so gut einstudieren konnte, sodass ich die Notenblätter gebraucht habe. Im Spiel habe ich dann gemerkt, dass ich das dritte Blatt falsch gedreht hatte. Ich musste dann unterbrechen und es umdrehen, und danach habe ich so gezittert, dass ich kaum mehr durch das Stück gekommen bin. Ich habe mich danach bei den Leuten entschuldigt, dass sie zuhören mussten.
Madlen Rausch: „Mein Traum ist es, mit dem Piano aufzutreten“
Sie arbeiten ja jetzt an Ihrem ersten Album. Aber war Ihnen von Anfang auch bewusst, dass Sie nicht sofort die großen Verträge abschließen?
Rausch: Ja. Aber ich würde auch Musik machen, wenn ich kein Geld dafür bekommen würde. Das klingt zwar ein bisschen blauäugig, aber das ist nicht mein Beweggrund. Wobei es natürlich mein Ziel ist, so viel wie möglich aufzutreten und mich davon ernähren zu können. Mein Traum ist es, mit dem Piano aufzutreten, wie es Udo Jürgens früher so fantastisch gemacht hat. Inzwischen habe ich auch eine neue Bookingagentur, über die immer mehr Angebote hereinkommen.
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Gibt es denn Momente des Zweifels?
Rausch: Die hat jeder. Ich bin ein Zweiflermensch und frage mich ständig, ob ich gut genug bin. Wenn unter einem Instagram-Post von mir hundert gute und ein blöder Kommentar stehen, dann achte ich mehr auf den schlechten.
Wie reagieren Sie darauf?
Rausch: Dann denke ich mir: „Jetzt erst recht“, und trete die Flucht nach vorne an. Wenn mir jemand einen auf den Deckel gibt, dann spornt mich das an.