Rom. Erdbeben gibt es in der Region bei Neapel häufig. Nun hat der Supervulkan dafür gesorgt, dass eine Fähre auf Grund gelaufen ist.
Riesenschrecken für Dutzende Passagiere an Bord der Fähre „Rosa D‘Abundo“. Das Schiff der Reederei Medmar lief auf der Fahrt von der italienischen Insel Ischia vor Pozzuoli, 15 Kilometer von Neapel entfernt, auf Grund. Die mit Lastwagen und Pkw beladene Fähre kippte, als sie sich bei schwerer See der Küste näherte, und berührte den Grund. Da sie nicht mehr manövrierbar war, musste die Reederei ein zweites Schiff aussenden, um die Fähre in den Hafen zu schleppen. Die Passagiere – viele davon auf dem Rückweg von einem Urlaub auf Ischia – und die Fahrzeuge konnten daraufhin von Bord gebracht werden. Verletzt wurde niemand.
Der Fall sorgte für Aufsehen in Pozzuoli, einer 81.000 Einwohner-Stadt, die regelrecht auf einem Supervulkan sitzt. Die Gegend hier trägt die Gefahr schon im Namen: Campi Flegrei. Wörtlich übersetzt: Brennende Felder. Der hiesige Vulkan ist kein wohlgeformter Berg wie der Vesuv, der seit seinem spektakulären Ausbruch auf Pompeji im Jahr 79 Neapels Panorama beherrscht. Auf den Campi Flegrei schlummert die Gefahr im Boden: Ein insgesamt 150 Quadratkilometer großes Areal aus Dellen und Kratern ist zu großen Teilen im Meer versteckt. Durch den Vulkan wölbt sich der Boden immer mehr auf, was zum Problem für die Schifffahrt wird – vor allem bei hohem Seegang.
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Supervulkan bei Neapel: Erdbeben versetzen Bevölkerung in Panik
Auch Erdbeben sind in dem Gebiet an der Tagesordnung. Das letzte ereignete sich vor einigen Tagen und versetzte die Bevölkerung in Angst. Viele Menschen rannten in Panik auf die Straße. Experten zufolge ist die erhöhte seismische Aktivität der letzten Monate wahrscheinlich auf ein als „Bradiseismus“ bekanntes Phänomen zurückzuführen, bei dem sich die Erde je nach Zyklus hebt oder senkt, was durch das Füllen oder Entleeren von unterirdischen Magmakammern verursacht wird. Dies sorgt auch für zunehmende Probleme bei der Seefahrt, vor allem bei hohem Seegang. Seit 2011 ist das Niveau in Pozzuoli um 1,16 Meter gestiegen, gleichzeitig werden das Hafenbecken und die Fahrgewässer vor der Stadt immer seichter.
Die Behörden sind besorgt. „Das Anheben des Meeresbodens führt zu einer kontinuierlichen Verschlammung des Meeresgrundes. De facto können unsere Fischer kaum noch anlegen. Um den Fischereisektor und Hafen zu unterstützen, muss dringend ein Plan für die gezielte Ausbaggerung des Meeresbodens erstellt werden. Die notwendigen Arbeiten zur Sanierung des Hafengebiets müssen beschleunigt werden. Nicht zuletzt deshalb, weil in einiger Zeit die Verbindungen zu den Inseln im Golf, wie Ischia und Capri, selbst gefährdet sein könnten“, betonte der Industriebeauftragte der Gemeinde Pozzuoli, Titti Zazzaro, in einem Schreiben an das Parlament in Rom.
Ausbruch des Supervulkans könnte zum Aussterben der Neandertaler geführt haben
Im Gebiet der Campi Flegrei befinden sich mehrere dicht besiedelte Städte wie Pozzuoli, Agnano und Bacoli, die zusammen mehr als 500.000 Einwohner zählen. Das Gebiet ist mit 24 Kratern übersät.
Doch nach Ansicht der meisten Vulkanologen besteht keine unmittelbare Gefahr eines Ausbruchs, aber da sich der Boden derzeit um 1,5 Zentimeter pro Monat hebt, sind die Behörden besorgt über die Auswirkungen auf die Gebäude. Das letzte Mal, dass die Campi Flegrei von einer vergleichbaren Anzahl von Erdbeben heimgesucht wurde, war in den 1980er-Jahren. Damals wurden etwa 40.000 Menschen vorübergehend aus dem nahe gelegenen Pozzuoli evakuiert.
Der letzte große Vulkan-Ausbruch fand 1538 statt. Einer der größten Ausbrüche der Geschichte ereignete sich vor 39.000 Jahren und könnte zum Aussterben des Neandertalers geführt haben, so die Forscher. Das Magma dieses Ausbruchs wurde in Grönland gefunden, etwa 4.500 Kilometer entfernt.
Zu spannungsgeladenen Momenten kam es auch vor der Insel Ischia. Eine besonders große Welle traf das Fährschiff „Benito Buono“, das von Pozzuoli kam. Zwei Lastwagen, die Baumaterialien geladen hatten, wurden durch das Zerbrechen der Befestigungsketten umgeworfen. Die beiden Lkw prallten gegen das Dach von zwei geparkten Autos. Dabei kam es zu erheblichen Schäden, niemand wurde verletzt.
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