Rom. Bauarbeiter haben in der nähe von Florenz eine gruselige Entdeckung gemacht. Für die italienischen Archäologen ist sie ein Glücksfall.
Bei den Bauarbeiten für die Errichtung des „Viola Parks“, einem neuen Sportzentrum des Florentiner Fußballclubs AC Fiorentina, ist eine Nekropole mit 170 Gräbern zutage gekommen. Sechs davon stammen aus der Villanova-Epoche um das achte Jahrhundert v. Chr., die anderen sind römische Gräber aus der Zeit zwischen dem ersten und dem sechsten Jahrhundert n. Chr.
Zu den in der Gemeinde Bagno a Ripoli ausgegrabenen Artefakten gehören Öllampen, die in römischen Nekropolen sehr verbreitet waren und oft auf den Kopf gestellt wurden, um die erloschene Flamme des Lebens zu symbolisieren. Außerdem fanden die Archäologen Gegenstände für den persönlichen Gebrauch wie Haarnadeln, Knochenkämme, Spielfiguren und goldene Ohrringe – wahrscheinlich eine Grabbeigabe für ein verstorbenes Mädchen.
Archäologen begeistert: Gräber sind wichtige Zeugnisse der Etrusker
Die Beauftragte für Archäologie, Kunst und Landschaft der Stadt Florenz, Antonella Ranaldi, erklärte, dass die gefundenen Gräber eine zeitliche Spanne von mehreren Jahrhunderten abdecken und die Skelette Informationen über das Leben in der Zeit vor den Etruskern liefern könnten. Sie sollen zunächst von Experten genauer datiert werden. Nicht auszuschließen sei, dass sie danach zusammen mit den entdeckten Manufakten ausgestellt werden.
Lange vor den Römern haben die Etrusker die erste große Zivilisation Italiens geschaffen. Die etruskische Frühphase stellt laut Archäologen die Villanova-Kultur dar, benannt nach einem Dorf in der Po-Ebene nahe der Großstadt Bologna. Die Überbleibsel dieser Kultur sind heute noch in Italien sichtbar, wie die spektakuläre Entdeckung jüngst zeigte.
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Suchten Archäologen früher hauptsächlich nach Gräbern, wird heutzutage auch nach Siedlungen gegraben, welche Geheimnisse der Etrusker preisgeben können. Da die Etrusker zwar eine Schriftkultur besaßen, von ihnen aber außer Grabinschriften keine Chroniken oder literarischen Zeugnisse überliefert sind, bilden Gräber und Skelette heute die einzigen originalen Quellen.
Auch Gräber aus der römischen Kaiserzeit entdeckt
Aus bäuerlichen Ursprüngen konnten die Etrusker binnen weniger Jahrhunderte eine faszinierende urbane Hochkultur entwickeln. Ihre Kernregion lag in Mittelitalien zwischen Arno und Tiber und war überaus fruchtbar und reich an Eisenvorkommen. Bald beherrschten die Etrusker große Teile Italiens, feierten militärische Erfolge und trieben Handel mit weit entfernten Völkern.
Auf dem 26 Hektar großen Areal wurden auch Zeugnisse aus der römischen Kaiserzeit (Ende des 1. Jh. v. Chr. bis 2. Jh. n. Chr.) entdeckt, in der diese Gegend bei Florenz eine große Entwicklung erfuhr. In dieser Phase wurde hier ein Bauernhof gegründet und eine Straße gebaut, die das gesamte Stadtgebiet von Bagno a Ripoli durchquerte. Um diese Straße herum wurde eine Nekropole errichtet, die bis etwa zum 5. Jahrhundert n. Chr. genutzt wurde.