San Francisco. Es ist passiert: Alabama hat einen verurteilten Mörder mittels Stickstoff-Vergasung getötet. Die Exekution ist hochumstritten.
- Justizvollzugsanstalt in Alabama mittels Stickstoff-Hypoxie hingerichtet
- Diese Methode, bei der der Tod durch Sauerstoffentzug eintritt, wurde erstmals an einem Menschen angewendet und ist umstritten
- Gouverneurin Kay Ivey erklärte, die Hinrichtung sei gesetzmäßig ausgeführt worden
Kenneth Smith ist tot. Der 58-jährige verurteilte Auftragsmörder starb am Donnerstagabend um 20.25 Uhr (Ortszeit) in der Holman Justizvollzugsanstalt im US-Bundesstaat Alabama. Sein Tod wurde mittels Stickstoff-Hypoxie herbeigeführt, einer umstrittenen, weil nie zuvor getesteten Hinrichtungsmethode. Lesen Sie hier den Hintergrund:Stickstoff-Hinrichtung in den USA - So qualvoll ist der Tod.
Smith wurde dabei auf eine Liege geschnallt, dann wurde ihm eine Maske aufs Gesicht gesetzt, über die er reinen Stickstoff einatmete. Sein Tod trat durch Sauerstoffentzug ein, sagte ein Vertretet der Haftanstalt in Atmore.
Seine Henkersmahlzeit bestand nach Aussage von Smiths geistlichem Beistand, Reverend Jeff Hood, aus einem T-Bone-Steak, Hash-Browns und Rührei auf Toast. US-Medienberichten zufolge sprach Smith in seinen letzten Worten von Liebe. „Heute Abend hat Alabama die Menschheit einen Schritt nach hinten machen lassen“, sagte er demnach. „Ich verlasse euch in Liebe, Frieden und Licht.“ Er dankte seinen Unterstützern.
Stickstoff-Hinrichtung in den USA: „Gerechtigkeit wurde Genüge getan“
Von offizieller Seite kamen am Donnerstagabend archaisch anmutende Töne. Gouverneurin Kay Ivey sprach in einer Mitteilung davon, dass die Hinrichtung in den USA gesetzmäßig ausgeführt worden sei. „Nach langer Zeit hat Mr. Smith das bekommen, wonach er gefragt hat“, sagte Ivey, die zu den Republikanern gehört. Sie bete für die Familie von Smiths Opfer, Elizabeth Sennett.
Generalstaatsanwalt Steve Marshall erklärte in einem Statement: „Der Gerechtigkeit ist Genüge getan.“ Kenneth Smith sei für einen heimtückischen Mord hingerichtet worden, den er vor 35 Jahren begangen habe. Im Weiteren sagte Marshall: „Alabama hat heute Geschichte geschrieben.“
Trotz aller Versuche, die Hinrichtung zu stoppen und das Justizsystem des Bundesstaates zu untergraben, habe Alabama anderen Bundesstaaten nun die Blaupause für eine Hinrichtungsmethode geliefert und eine Warnung an die, die darüber nachdächten, unschuldiges Blut zu vergießen.
Anwälte scheiterten vor Gericht
Smiths Anwälte hatten bis zuletzt versucht, die Hinrichtung zu stoppen, zuletzt wenige Stunden vor Smiths Exekution. Mehrere Anträge auf Aussetzung der Urteilsvollstreckung bei Berufungsgerichten und dem US-Supreme-Court lehnten die Richter aber ab. Die Anwälte hatten unter anderem argumentiert, Stickstoff-Hypoxie sei noch nie an einem Menschen getestet worden.
Zudem hatte der Bundesstaat Alabama einen ersten Versuch, Smith zu töten, verpatzt. Den Henkern war es nicht gelungen, eine Gift-Injektion durchzuführen. Ein weiterer Versuch sei verfassungswidrig, so die Anwälte. Das Oberste Gericht folgte dieser Argumentation nicht – und erlaubte die Hinrichtung des Mannes.
Hinrichtung international in der Kritik
Auch von internationaler Seite hatte es Kritik an den Plänen Alabamas gegeben. Eine Sprecherin des UN-Menschenrechtskommissariats in Genf, Ravina Shamdasani, hatte vergangene Woche den geplanten Einsatz der „neuen und nicht getesteten“ Hinrichtungsmethode verurteilt. Das könnte gemäß internationalem Recht „Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung“ gleichkommen.
Der Bundesstaat Alabama argumentierte dagegen in einem Gerichtsdokument, der Einsatz von Stickstoffgas sei „vielleicht die humanste jemals entwickelte Hinrichtungsmethode“. Stickstoffgas wird manchmal zum Töten von Tieren verwendet. Tiermediziner lehnen das allerdings bei Säugetieren, die größer als ein Schwein sind, ab. (pcl)