Berlin. In einer Höhle finden Forscher unglaublich gut konservierte Fossilien. Hautstücke eines der ersten Landlebewesen brechen einen Rekord.
Was von einem toten Lebewesen bleibt, sind meistens nur noch die Knochen. Sofern er keine ägyptische Mumie ist, kann ein menschlicher Körper unter extremen Bedingungen bereits nach neun Tagen nur noch aus seinem Skelett bestehen.
Dementsprechend schwierig ist es für Archäologen, organisches Material sicherzustellen. Das gilt nicht nur für Menschen, sondern für alle Tiere. Doch in einer Höhle in den USA ist Forschern ein wahrer Glücksfund gelungen: 289 Millionen Jahre alte Hautstücke blieben durch äußerst ungewöhnliche Umstände erhalten.
Die schuppige Haut soll zu einem der ältesten, vollständig an Land lebenden Tieren gehören, wie die Paläontologen im Fachmagazin „Current Biology“ schreiben. Der echsenartige Captorhinus aguti war einer der ersten Amnioten, Landlebewesen, die sich erstmals außerhalb von Wasser fortpflanzen konnten. Zu ihnen gehören, außer den Amphibien, alle Wirbeltiere wie Reptilien, Säugetiere und Vögel.
Die Hautstücke sind die ältesten jemals gefundenen Hautspuren der Amnioten. Laut der Studie seien sie fast 21 Millionen Jahre älter als der bisherige Rekord. Ihre Besonderheit: Nicht nur die schuppige Außenhaut ist erhalten, sondern auch die darunter liegende Epidermis konnte in ihrer Dreidimensionalität rekonstruiert werden. Dadurch konnten die Forscher einen Querschnitt an der Haut vornehmen, der die Hunderte Millionen Jahre alten Hautschichten und sogar einzelne Zellen sichtbar machte.
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Zu Öl gewordene Fossilien konservierten die Haut für 289 Millionen Jahre
Die Forscher fanden die Haut in der Richards Spur, einer Höhle im US-Bundesstaat Oklahoma, in der immer wieder Fossilien aus dem Perm entdeckt werden. Das Perm ist eine Erdepoche, in die vor 299 bis 252 Millionen Jahren auch die Evolution der Landlebewesen sowie das erste große Artensterben fallen. „Es ist ein einzigartiger Ort“, zitiert das „Smithsonian Magazine“ den Paläontologen und Studienautoren Ethan Mooney von der University of Toronto.
Vor Hunderten Millionen Jahren waren feinkörnige Sedimente in das Höhlensystem eingedrungen – und konservierten die Überreste der frühen Landlebewesen gleich mit. Darüber hinaus kommen in der Richard Spurs noch andere Faktoren hinzu, die sie zu einem einzigartigen Fundort für Fossilien macht. Die tonhaltigen Sedimente, ein Mangel an Sauerstoff und Öl schafften perfekte Bedingungen, um selbst die organische Haut zu erhalten.
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Hautstücke sind wichtiges Puzzlestück zur Anpassung der Tiere an die Bedingungen an Land
Laut der Studie stammt das Öl von noch älteren Fossilien, die mit der Zeit zu der Flüssigkeit verrotteten. Die zu Öl gewordenen Lebewesen sollen vor 330 Millionen Jahren in den Ozeanen gelebt und sich in dem Gestein zu Petroleum gewandelt haben, das die Haut für Millionen Jahre konservierte. Ein wichtiger Fund für die Paläontologen, die die Anpassungen der ersten Landlebewesen an die neuen Bedingungen erforschen.
Die schuppige, wasserdichte Haut sei eine wichtige evolutionäre Voraussetzung für den Landgang gewesen, erklärte Stephanie Drumheller-Horton, Expertin für Fossilien, in „Nature“. Indem die Amnioten ihre Organe in einer Art innerem Meer vor extremen Temperaturen und Sonnenstrahlung schützten, konnten sie die harschen Bedingungen außerhalb des Wassers überleben, so Drumheller-Horton. Schließlich entwickelten die Landlebewesen eine atmungsaktive Haut, die eine elegantere Lösung darstellte.
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