Berlin. In den bis zu 3000 Jahre alten Ziegelsteinen konnten Forscher eine einzigartige Anomalie des damaligen Magnetfelds der Erde nachweisen.
Das Eisschild in der Antarktis ist ein wahrer Schatz für Geologen. Denn in dem Tausende Meter dicken Eis verbergen sich die Klimadaten der letzten 100.000 Jahre. Doch diese wertvollen Informationen finden die Forscher nicht nur in Eis- und Erdschichten. Manchmal graben Archäologen den entscheidenden Beweis für ein erdgeschichtliches Ereignis aus.
Eines der spektakulärsten Beispiele dafür sind kürzlich untersuchte Ziegelsteine aus dem antiken Mesopotamien, das im heutigen Syrien, Irak und der Türkei liegt. Vor 3000 Jahren soll dort das Magnetfeld der Erde einen massiven Energieanstieg verzeichnet haben. Während die damaligen Bewohner Mesopotamiens wahrscheinlich nichts von der Anomalie mitbekamen, können Wissenschaftler heute noch eindeutige Anzeichen dafür in den Überresten ihrer Bauwerke finden.
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Ziegelsteine aus Mesopotamien geben Einblick in 500 Jahre lange Anomalie des Erdmagnetfelds
Forscher konnten nun die Signaturen des Erdmagnetfeldes aus dem ersten Jahrtausend vor Christus in den 32 gebrannten Ziegeln finden. Weil die mesopotamischen Könige die insgesamt 32 Ziegel mit ihrem Namen stempeln ließen, konnte der Zeitraum des Ausschlags genau eingeordnet werden. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung veröffentlichten die Forscher in dem Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“.
Laut einem Statement stimmen die Signaturen in den Ziegeln mit einer schon bekannten magnetischen Anomalie in der Eisenzeit überein, die die Wissenschaftler auf 1050 bis 550 vor Christus eingrenzen, heißt es in einem Statement. Darunter fällt auch die Herrschaftszeit des legendären Königs Nebukadnezar II. (605 bis 562 vor Christus), der unter anderem in der Bibel erwähnt wurde. Zuvor hatten bereits Artefakte aus China, Bulgarien und den Azoren Hinweise auf die Anomalie geliefert, Daten aus dem Mittleren Osten seien allerdings rar gewesen.
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Einzigartige Datierungsmethode könnte zu weiteren Durchbrüchen führen
„Wir verlassen uns häufig auf Datierungsmethoden wie die Radiokarbondatierung, um die Chronologie im alten Mesopotamien zu verstehen. Allerdings sind einige der häufigsten kulturellen Überreste wie Ziegelsteine und Keramiken nicht sehr leicht zu bestimmen, weil sie keine organischen Materialien enthalten“, sagte Co-Autor Professor Mark Altaweel in dem Statement. Er bezeichnet die in der Studie verwendete Methode als „Archäomagnetismus“.
In den Ziegelsteinen eingeschlossene Eisenoxidkörner enthielten die entscheidenden Informationen über das Verhalten des Erdmagnetfeldes. Demnach wandelt sich das Magnetfeld der Erde ständig in seiner Intensität. Dieser Wandel könne in heißen Mineralien wie den Eisenoxidkörnern nachvollzogen werden. Bei dem Brand der Ziegel nahmen sie den Ausschlag des Magnetfeldes auf.
Durch diese Methode kann fast jedes menschengemachte Objekt datiert werden, das zu einem Zeitpunkt einmal stark erhitzt wurde. Sofern die Stärke des Magnetismus in der Epoche bereits dokumentiert ist. Umgekehrt könnten durch Objekte aus gut erforschten Kulturen wie Ägypten, Rom oder Griechenland entsprechende Entwicklungen im Erdmagnetfeld nachvollzogen werden. Für die Wissenschaftler sind die Ziegelsteine aus Mesopotamien jedenfalls ein Glücksfall. Sie versprechen sich von der Methode, noch viele weitere archäologische Funde sowie erdmagnetische Entwicklungen zu datieren.
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