Australien. Eines von Australiens exotischsten Urlaubszielen ächzt unter Müllbergen. Verzweifelte Inselbewohner erhoffen sich Hilfe vom Militär.
Traumhafte Strände in die eine Richtung, Müllberge in die andere: Auf den Deponien der Kokosinseln, einem tropischen Inselparadies mitten im Indischen Ozean, türmen sich alte Kühlschränke, Waschmaschinen und Fahrräder. Auf dem „Bootsfriedhof“ rosten schätzungsweise 42 Boote sowie Hunderte kaputter Buggys, Quads und Autos, zehn große Lastwagen und sogar ein Bus in der salzigen Meeresbrise vor sich hin.
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Einiges davon ist auch im tropischen Dschungel verstreut. Die abgelegenen Kokosinseln – auch bekannt als Keelinginseln – gehören zu Australien. Sie gelten als eines der exotischsten Urlaubsziele des fünften Kontinents – und stecken in einer Müllkrise.
Müllkrise: Kokosinseln geht der Platz aus
„Mit einem Wort, es ist ein Albtraum“, sagte Frank Mills, Vorsteher des Cocos (Keeling) Islands Shire, im Interview mit dem australischen Sender ABC. Es gäbe inzwischen keinen Platz mehr für die Entsorgung weiterer Abfälle. „Es ist gerade so weit gekommen, dass sowohl Home Island als auch West Island buchstäblich mit Abfall gesättigt sind.“ Home und West Island sind die zwei besiedelten Inseln von insgesamt 27 Kokosinseln, die gerade mal 14 Quadratkilometer Land bieten.
Platz für Müllentsorgung gibt es demnach kaum, auch den Abfall zu begraben, ist keine Option, denn die Inseln sind durch Erosion und Überschwemmung bedroht. Fahrzeuge, die die Müllmassen fast 3000 Kilometer zurück zum australischen Festland transportieren könnten, würden fast 2000 Australische Dollar kosten, umgerechnet rund 1200 Euro.
Kosten für Müllentsorgung belasten die Bevölkerung
Selbst die Gebühren für die normale Müllentsorgung hat die Gemeinde Anfang des letzten Jahres um 55 Prozent auf 580 Dollar (fast 360 Euro) anheben müssen – zum Entsetzen der rund 600 Inselbewohnerinnen und -bewohner.
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Das Problem wird durch Tonnen von Plastik verschärft, die an den unberührten Stränden der Insel angeschwemmt werden. Dieser Müll wird derzeit zusammen mit dem restlichen Hausmüll verbrannt. Eine 2021 von der University of WA veröffentlichte Studie ergab, dass die Kokosinseln (Keelinginseln) zu den am stärksten von Strandmüll im Indischen Ozean betroffenen Inseln gehören.
Bereits 2019 hatte eine weitere Studie der University of Tasmania ergeben, dass die Strände der abgelegenen Inseln mit schätzungsweise 414 Millionen Stücken Plastikmüll übersät sind, darunter 977.000 Schuhe und 373.000 Zahnbürsten. Zusammengerechnet kamen die Forschenden auf ein Gewicht von 238 Tonnen.
Auch andere Urlaubsziele versinken im Abfall
Die Kokosinseln sind mit ihren Problemen nicht allein. Vor allem die sogenannten SIDS-Staaten, die sogenannten Small Island Developing States wie die Seychellen, Fidschi oder Barbados haben Schwierigkeiten, ihren Abfall ordentlich zu entsorgen. Die Malediven beispielsweise haben eine eigene künstliche Müllinsel namens Thilafushi geschaffen, weil sie auf den Inseln selbst mit dem Problem der Entsorgung überlastet waren.
Auch auf den australischen Kokosinseln will man nun auf eine kreative Lösung setzen. Die Inseln, die strategisch günstig gelegen sind – rund 1700 Kilometer von Singapur und knapp 1300 Kilometer von Jakarta entfernt – spielen eine immer wichtigere Rolle in Australiens Verteidigungspolitik und Militärgeschichte.
Müllproblem: So wollen die Einheimischen den Abfall loswerden
Nicht umsonst modernisiert die australische Streitmacht (ADF) dann auch die Hauptlandebahn der Inseln. Dafür transportiert das Militär mit Schiffen Baumaschinen und Vorräte zu den Inseln. Die Inselbewohner hoffen nun darauf, die Schiffe bei ihrer Rückreise mit ihrem Abfall beladen zu dürfen. Laut der ABC ist das australische Militär durchaus offen für die Idee.
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Laut des Abfallwirtschaftsexperten Jeff Seadon, der für die Vereinten Nationen einen Bericht über die Abfallwirtschaft der kleinen Inselstaaten mitverfasst hat, muss ein großer Teil der Lösung aber in einer Verhaltensänderung der Gemeinschaft liegen.
„Sie haben Materialien, die auf die Insel gelangen, und diese Materialien haben eine Lebensdauer“, sagte Seadon, der an der Auckland University of Technology lehrt. Künftig gelte es, bereits ganz am Anfang, wenn ein Produkt auf die Inseln exportiert werde, darüber nachzudenken, was am Ende seiner Lebensdauer damit passiere.