Berlin. Sie stehen schon lange in der Kritik: Kaffeekapseln gelten als Umweltsünde. Doch stimmt das wirklich – und gibt es Alternativen?
- Kaffee ist und bleibt ein fester Bestandteil im Leben unzähliger Menschen
- Die Zubereitungsart variiert je nach Vorliebe – allerdings sind einige umweltfreundlicher als andere
- Warum Kaffeekapseln die Umwelt besonders belasten
Er gehört zu den Lieblingsgetränken der Deutschen: Rund 500 Millionen Tassen Kaffee trinken wir laut des Deutschen Kaffeeverbandes jährlich. Das entspricht einem Pro-Kopf-Konsum von 169 Litern pro Jahr. Beliebte Zubereitungsart: die Kaffeekapsel. Schnell in die Maschine, kommt der Kaffee aus der Kapsel mit leckerer Crema in die Tasse. Doch die Verpackungen stehen seit Jahren wegen ihrer Umweltschädlichkeit in der Kritik. Wie sieht es tatsächlich mit der Ökobilanz von Nespresso und Co. aus – und welche Alternativen gibt es?
Eine der größten Schwäche des portionierten Kaffees ist seine Verpackung: die Aluminiumkapsel. Die schütze die Aromen des Kaffees zwar zuverlässig vor Umwelteinflüssen wie Licht, Luft und Feuchtigkeit, werben Hersteller.
Die Produktion der Kapseln verbrauche jedoch viel Energie und verursache gewaltige Müllberge, wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erklärt. So seien 2019 in Deutschland insgesamt 3,4 Milliarden Kaffeekapseln verbraucht worden, die einen Müllberg von 8800 Tonnen Aluminium und Kunststoff verbraucht hätten. Allein die Beschaffung der Rohstoffe ziehe daher eine katastrophale Umweltbilanz nach sich.
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DUH: "Verbraucher werden hinters Licht geführt"
Auch das Recycling der Kapseln gestaltet sich als problematisch. Denn obwohl Aluminium sich – zumindest verglichen mit anderen Materialien – theoretisch gut recyceln lässt, sei es noch immer "Einwegmüll", wie die Deutsche Umwelthilfe erklärt.
"Egal ob biologisch abbaubare Einweg-Plastiktüten, Wegwerfbecher oder Kaffeekapseln, es bleibt bei unnötigen, abfallintensiven und klimabelastenden Verpackungssystemen. Wir brauchen mehr Abfallvermeidung und Wiederverwendung statt noch mehr Einwegmüll", schreibt die DUH.
Gleiches gelte sogar für vermeintlich abbaubare Kaffeekapseln, denn die dürften laut DUH gemäß Abfall- und Düngerecht nicht in der Biotonne entsorgt werden. Das führe in der Konsequenz zu steigenden Sortier- und Entsorgungskosten und könne den Kompost mit Plastikresten verunreinigen.
"Versprechungen wie 'ökologisch', 'biologisch' oder 'kompostierbar' sollen Verbraucher dazu bringen, sich mit gutem Gefühl für abfallintensive und klimaschädliche Kleinstverpackungen zu entscheiden. Dabei bleiben Kaffeekapseln eine besonders umweltschädliche Verpackung, selbst wenn mit deren Abbaubarkeit oder Recyclingfähigkeit geworben wird. So werden Verbraucher hinters Licht geführt", klagt die Deutsche Umwelthilfe.
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Der Transport von Kaffee erzeugt riesige Mengen an CO2
Trotz des immensen Verpackungsmülls sind Forscher der Universität Quebec in Kanada zu dem Schluss gekommen, dass Kaffeekapseln im Vergleich zu anderen Zubereitungsweisen von Kaffee eine geringe Umweltbilanz mit sich ziehen. Begründet wird das mit der geringeren Menge an verbrauchtem Wasser und Kaffee.
Dass Kaffeebohnen nämlich aus Südamerika oder Afrika nach Deutschland und in anderen Ländern transportiert, gelagert und geröstet werden müssen, erzeugt an und für sich schon riesige Mengen an CO2. Im Umkehrschluss bedeutet das: Je mehr Kaffeepulver man für eine Zubereitungsart benötigt, desto höher ist auch der dabei verursachte CO2-Ausstoß.
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Studie: Kaffeekapseln besser als ihr Ruf
Der kanadischen Studie zufolge verursache die Zubereitung des Filterkaffees hinsichtlich dieses Aspektes daher bis zu eineinhalb Mal so viele Emissionen wie die der Kapsel. Der Grund: Eine Tasse Filterkaffee (280 Milliliter) verbrauche ganze 25 Gramm Kaffeepulver, eine Tasse Kaffee der gleichen Größe aus der Kapselmaschine hingegen lediglich 14 Gramm.
Darüber hinaus verbrauche der Brühvorgang eines Filterkaffee mehr Wasser. "Dieser Prozess verbraucht mehr Strom zum Erhitzen des Wassers und zum Warmhalten", heißt es in der Studie. Der Brühvorgang mit Kaffeekapseln sei daher energieeffizienter.
Informationen der "Wirtschaftswoche" zufolge kritisiert die Umweltschutzorganisation Greenpeace die kanadische Studie jedoch stark, da sie die verbrauchten Ressourcen für die Herstellung der Kapseln außen vor lässt. "Greenwashing, das den Interessen der Industrie dient", nennt Viola Wohlgemuth, Expertin für Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace, die Studie daher.
Ihr zentraler Kritikpunkt: Die Kapseln müssen produziert und entsorgt werden, bei beiden Prozessen entstehe Schaden für das Klima, können zudem nicht vollständig gesammelt oder recycelt werden. Die Studie lasse all das außer Acht.
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Ist das Zero-Waste-System CoffeeB eine Alternative?
Die Beurteilung, wie schädlich Kaffeekapseln nun tatsächlich sind, hängt also offensichtlich maßgeblich davon ab, welche Kriterien man in der Bewertung berücksichtigt und welche Gewichtung man ihnen verleiht. Das gilt auch für die Alternative CoffeeB, das "weltweit erste Kaffeekapselsystem ohne Kapsel". Denn die so genannten "Coffee Balls", Bällchen aus gepresstem Röstkaffee, kommen zwar ohne die Alu- oder Plastikkapseln aus, da sie stattdessen von einer pflanzenbasierten Schutzschicht ummantelt sind.
Aber wie "utopia" berichtet, hat auch dieses angebliche Zero-Waste-System seine Schattenseiten: Um die Coffee Balls benutzen zu können, muss man sich extra eine neue Kaffeemaschine anschaffen.
Das ist laut Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe besonders umweltschädlich. "Das knallt richtig rein in die Ökobilanz, denn der Ressourceneinsatz für neue Elektrogeräte ist hoch. Wenn jetzt alle Leute umsteigen würden, was wäre das für ein riesiger Elektroschrottberg", so Fischer. Der Experte kritisiere laut "utopia" außerdem den Verpackungsmüll der Kugeln. "Wenige Kugeln sind in einer dicken Pappschachtel verpackt".
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FAQ zum Thema Kaffee
1. Was ist Kaffee?
Kaffee ist ein weltweit beliebtes Getränk, sogar das beliebteste Heißgetränk der Deutschen. Es wird aus gerösteten Bohnen der Kaffeepflanze hergestellt.
2. Woher stammt Kaffee?
Die Kaffeepflanze ist in den tropischen Regionen Afrikas beheimatet, vor allem Äthiopien ist als Ursprungsort bekannt. Mittlerweile wird Kaffee allerdings in vielen Teilen der Welt angebaut.
3. Enthält Kaffee Koffein?
Kaffee enthält die psychoaktive Substanz Koffein, die belebend wirkt, weshalb das Getränk vor allem als Wachmacher am Morgen beliebt ist. Die Menge an Koffein variiert je nach Kaffeesorte und Zubereitung.
4. Hat der Konsum von Kaffee gesundheitliche Vorteile?
Kaffee kann zahlreiche gesundheitliche Vorteile bieten. Neben einer verbesserten Konzentration wird Kaffeetrinkern ein reduziertes Risiko für einige Krankheiten nachgesagt. Die Darmgesundheit kann Kaffee ebenfalls fördern.
5. Kann Kaffee-Konsum auch ungesund sein?
Ja, ein übermäßiger Konsum von Kaffee kann zu Schlafstörungen, Nervosität und Magenbeschwerden führen, in Extremfällen sogar zum Herztod. Einige Menschen sind empfindlicher gegenüber Koffein und sollten den Konsum einschränken.
6. Ist entkoffeinierter Kaffee eine gesündere Option?
Koffeinfreier Kaffee ist eine gute Wahl für Personen, die den Koffein-Konsum einschränken müssen, vor allem Schwangere oder Menschen mit Bluthochdruck.
7. Kann Kaffee süchtig machen?
Kaffee kann bei einigen Menschen zur Abhängigkeit führen, die durch den Koffeingehalt verursacht wird. Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen können auftreten, wenn der Konsum plötzlich gestoppt wird.
8. Wie kann man Kaffee am besten zubereiten?
Die Zubereitung von Kaffee hängt von den persönlichen Vorlieben ab. Beliebte Methoden sind Filterkaffee, Espresso, French Press und Aeropress. Die richtige Menge Kaffee und Wassertemperatur sind entscheidend für den Geschmack.
9. Wie sollte Kaffee am besten gelagert werden?
Kaffee sollte in einem luftdichten Behälter an einem kühlen, trockenen Ort aufbewahrt werden. Vermeiden Sie es, Kaffee der Luft, Feuchtigkeit oder starkem Licht auszusetzen, um die Frische zu erhalten.