Neapel. An der berühmten antiken griechischen Stätte Paestum südlich von Neapel haben Archäologen eine spektakuläre Entdeckung gemacht.
Zwei dorische Tempel sind an der berühmten antiken griechischen Stätte Paestum südlich von Neapel entdeckt worden. Die Sakralbauten werfen ein neues Licht auf die Ursprünge und die urbane Entwicklung der Stadt, die unter dem Namen Poseidonia um 600 v. Chr. von den Griechen gegründet wurde.
Im westlichen Bereich der als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannten Ruinenstätte in der Region Kampanien ist in der Nähe der Stadtmauern und nur wenige hundert Meter vom Meer entfernt eine Ausgrabung im Gange, die die zwei griechischen Tempel im dorischen Stil ans Licht gebracht hat und wichtige Informationen über die Entwicklung der dorischen Architektur liefert. Sie stellen aufgrund der architektonischen Merkmale und Dimensionen bis heute ein absolutes Unikat der dorischen Tempelarchitektur dar, teilte das Kulturministerium mit.
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„Dies ist ein äußerst interessanter Fund, da er belegt, dass die Stadt Poseidonia am Ende des 6. Jahrhunderts vor Christus, als der älteste Tempel errichtet wurde, noch nicht mit Verteidigungsmauern ausgestattet war. In einer Zeit des starken Wachstums bauten die Kolonisten von Poseidonia ein Heiligtum an einem strategisch günstigen Ort, der den städtischen Raum schützte und direkt vom Meer aus sichtbar war“, teilte die Direktorin des Archäologischen Parks von Paestum und Velia, Tiziana D‘Angelo, mit.
Italien: „außergewöhnliche Funde“ sollen bald der Öffentlichkeit zugänglich sein
„Diese außergewöhnlichen Funde, die die Rekonstruktion der archaischen Geschichte der Kolonie Poseidonia um grundlegende neue Elemente bereichern, dokumentieren die verschiedenen Bauphasen eines Heiligtums, das sich in einer Grenzzone in der Nähe der Küste befindet und das in archaischer Zeit errichtet wurde, bevor die Stadt mit einem Verteidigungsring ausgestattet wurde“, erklärte D‘Angelo. Es handle sich um eine „komplexe Ausgrabungsstätte“, die die Zusammenarbeit von Archäologen, Restauratoren, Ingenieuren, Architekten und Geologen erfordere.
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Die Ausgrabungsarbeiten werden bald abgeschlossen sein. „Wir sind bereits dabei, einen neuen Zugangsweg zu schaffen, der dieses wichtige Heiligtum für die Öffentlichkeit zugänglich macht“, kündigte die Direktorin an.
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Paestum zieht jedes Jahr Zehntausende von Besuchern an. Die archäologische Stätte lockt mit drei Tempeln, die zwischen 550 und 450 v. Chr. erbaut wurden und sich in einem hervorragenden Erhaltungszustand befinden. 274-273 v. Chr. wurde die Stadt im Zuge der Eroberung Kampaniens durch die Römer unter dem Namen Paestum zur latinischen Colonia. Dabei nahmen diese wenig Rücksicht auf alte Sitten und Gebräuche. Allerdings durfte Paestum als einzige griechische Stadt in Unteritalien seine Bronzemünzen bis zur Regierungszeit des Tiberius weiterprägen.
„Die jüngsten Entdeckungen bestätigen, dass es in Paestum noch viel zu tun gibt, sowohl was die Ausgrabungen und die Forschung als auch was die Aufwertung betrifft. Wir haben das Archäologische Nationalmuseum nach umfangreichen und anspruchsvollen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet, die einen wertvollen Ausstellungsparcours ermöglichen“, sagte Kulturminister Gennaro Sangiuliano.