Berlin. Anne Hathaway ist sicher: Liebe wird in vielerlei Hinsicht unterschätzt. Im Interview will sie nur eine Sache nicht verraten.
Um Anne Hathaway ist es nach ihrem Auftritt bei der Berlinale 2023 etwas ruhiger geworden. Immerhin gibt es die Oscarpreisträgerin, die mit Filmen wie „Der Teufel trägt Prada“ berühmt wurde, jetzt in einem neuen Film zu erleben – der romantischen Komödie „She Came To Me“, die ab 15. Januar als Video-on-Demand auf Kanälen wie Apple TV verfügbar ist. Im Interview erklärt die 41-Jährige ihre Sicht auf die Romantik, ihr Verhältnis zur Ordnung und weshalb die Frage nach ihrem Oscar eine hoch persönliche Angelegenheit berührt.
Ihr Film ist ein Plädoyer für Romantik und endet passenderweise mit dem Song „Addicted to Romance“. Brauchen wir mehr davon in diesen Zeiten?
Anne Hathaway: Der Begriff Romantik fasst es zu eng. Grundsätzlich brauchen wir mehr Liebe, und Romantik ist nur ein Teilaspekt davon. Wir brauchen mehr Güte, Mitgefühl und Freundlichkeit. Ich habe mal die Frage gehört „Ist Liebe überschätzt?“ Und ich kann nur sagen: Sie wird unterschätzt. Wir haben es mit Krieg, Folter und Grausamkeit probiert. Aber haben wir es in unserer Geschichte wirklich mit der Liebe versucht? Die Beatles haben es perfekt formuliert: „All you need is love“. Diese Weisheit steht uns seit Tausenden von Jahren zur Verfügung.
Aber wir erleben es in diesen Zeiten ja wieder, dass Länder angegriffen werden. Bringt da die Liebe etwas?
Hathaway: Aber die Frage ist, wovon die Leute in diesen Ländern bewegt werden. Es ist die Liebe zum Leben und zur Freiheit. Und diese Liebe gibt ihnen die Kraft, sich zu wehren.
Anne Hathaway über die Liebe ihres Lebens
Sie sind ja zum Glück nicht in einer solchen Situation. Aber was sorgt dafür, dass Sie Liebe in Ihrem Leben haben?
Hathaway: Ich habe die Liebe meines Lebens geheiratet. Aber letztlich sollten wir bei uns selbst anfangen und uns fragen: Sind wir bereit, Liebe zu zeigen – auch gegenüber einer Person, die anderer Meinung ist als wir? Wir haben keinen Einfluss darauf, wie sich andere uns gegenüber verhalten. Die einzige Person, über die wir Kontrolle haben, sind wir selbst. Also sollten wir versuchen, gute Menschen zu sein.
Was ist denn mit Ihrer Figur in „She Came to Me“, die gefühlsmäßig zerrissen wird? Kann die ein Vorbild in puncto Verhalten sein?
Hathaway: Sie will anderen Menschen dienen, und zwar so vollkommen wie möglich. Deshalb wird sie am Schluss auch Nonne. Sie ist nicht interessiert, eine ausgeprägte Persönlichkeit für sich zu definieren und die dann zur Schau zu stellen, obwohl genau das in der Welt von heute angesagt ist. Das finde ich bewundernswert. Wir sollten die Menschen so lieben, wie sie sind, ohne sie in eine Schublade zu stecken, die uns passend erscheint.
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Hathaway: „Ich mag es, Dinge in Ordnung zu bringen“
Ist es Ihnen am Anfang Ihrer Karriere nicht passiert, dass Sie in eine Schublade gesteckt wurden?
Hathaway: Nein, weil ich großes Glück hatte. Mein erster Film war „Plötzlich Prinzessin“, und Regisseur Garry Marshall hat mich in jede kreative Entscheidung einbezogen, die meine Figur betraf – bis hin zum Design ihres Zimmers. Und das, obwohl ich teilweise gar keine Ahnung hatte, was ich machen sollte. Das hat mir so viel Selbstvertrauen gegeben und gleichzeitig mein Verständnis von diesem Beruf geprägt.
Denn das hat dazu geführt, dass ich nur mit Leuten gearbeitet habe, wo es eine gleichberechtigte Zusammenarbeit gab. Und ich habe eben alle möglichen Figuren in den unterschiedlichsten Filmen gespielt. Ich habe nie den Druck verspürt, mich auf eine bestimmte Kategorie festzulegen.
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Die Bandbreite Ihres Talents zeigen Sie auch bei der Figur, die Sie in „She Came To Me“ spielen. Zu den Eigenschaften der Frau gehört ein ausgeprägter Ordnungsfimmel. Wie sieht es in der Hinsicht bei Ihnen aus?
Hathaway: Ich mag es, Dinge in Ordnung zu bringen. Sogar sehr. Aber ich weiß nicht, wie ich mich fühlen würde, wenn mein ganzer Alltag nur aus Hausarbeit bestehen würde. Ich bin froh, dass ich da etwas mehr Abwechslung in meinem Leben haben kann, und bin mir auch bewusst, welches Privileg das ist.
Anne Hathaway: Darum ist ihr diese Frage zu persönlich
Bei Dreharbeiten geht es indes recht chaotisch zu. Wie kommen Sie als ordnungsliebende Person damit klar?
Hathaway: Ich muss mich damit abfinden. Ich halte sicherlich nicht den ganzen Betrieb auf und brülle alle an, bis alles nach meinem Geschmack ist. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als zu chillen, so gut wie ich kann. Natürlich sage ich etwas, wenn ich durch dieses Chaos so abgelenkt werde, dass ich nicht mehr arbeiten kann. Aber so sehr ich mir wünschen würde, dass alles ruhig und geordnet ist, das ist eben nicht mein Reich. Ich bin Teil eines Teams, aber nicht der Boss.
Aber noch eine Frage in Sachen häuslicher Ordnung: Wo bewahren Sie eigentlich Ihren Oscar auf?
Hathaway: Es ist mir zu peinlich, das zu verraten. Die Frage ist mir zu persönlich.
Es ist zu persönlich, zu erzählen, wo bei Ihnen der Oscar steht?
Hathaway: Ja, denn wenn ich das verrate, dann wird prompt eine Schlagzeile draus. Ich kann nur sagen: Da wo er ist, wird er nicht immer bleiben. Ich muss noch den endgültigen Ort dafür finden. Wenn es soweit ist, werde ich Ihnen den verraten. Versprochen.