Sydney. Es sollte eine Urlaubsreise zum Hochzeitstag werden. Am Ende hatten der Brite Nick Edwards und seine Frau einen Weltrekord zu feiern.
Schon der Name verleitet zum Träumen: Bora Bora ist eines der Traumziele der Erde. Das Atoll, das zur Gruppe der Gesellschaftsinseln in Französisch-Polynesien gehört, liegt rund 260 Kilometer nordwestlich von Tahiti im Pazifik. Wer kennt nicht die Bilder der strohgedeckten Bungalows, die auf Stelzen im tiefblauen Meer stehen. Nicht umsonst wurde Bora Bora früher auch „Pora pora mai te pora“ genannt, was soviel wie „von den Göttern geschaffen“ bedeutet.
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Urlauberinnen und Urlauber schwimmen gerne in diesem warmen, tropischen Gewässer, doch kaum einer will dabei gleich sieben Stunden im Meer verbringen und die gesamte Insel umrunden. Genau das tat der 34-jährige Nick Edwards. Der Brite, der in Neuseeland als Lehrer arbeitet, war eigentlich mit seiner Frau in Urlaub. Die beiden wollten ihren fünften Hochzeitstag feiern – eine romantische Auszeit ohne ihre beiden kleinen Kinder, die in einem Weltrekord endete.
Lehrer schwimmt um Bora Bora: Wie ein zweieinhalbfacher Marathon
Bereits im Vorfeld der Reise hatte Edwards recherchiert, was man in dem Südseeparadies alles unternehmen könnte. Dabei stieß er zufällig auf Informationen zum Schwimmen um die Insel. Die Distanz rund um das Eiland beträgt etwas mehr als 23 Kilometer, was laut Edwards zweieinhalb aufeinanderfolgenden Marathons – also umgerechnet 100 Kilometern – entspricht.
Bisher hielt eine Frau den offiziellen Rekord für diese Strecke. Sie brauchte neun Stunden, 52 Minuten und 50 Sekunden. „Obwohl dies eine sehr gute Zeit für eine so lange Distanz zu sein schien, hatte ich das Gefühl, dass ich diese Zeit unterbieten und gleichzeitig der erste männliche und erste britische Schwimmer überhaupt werden könnte, der Bora Bora umschwimmt“, schrieb Edwards in einem Blog-Eintrag, in dem er sein Erlebnis festhielt.
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Los ging es also mit dem Training für die Inselumrundung. Über vier Monate hinweg baute er die Distanz im Pool langsam auf und trainierte, sein Tempo so schnell und konstant wie möglich zu halten. Doch das richtige Tempo und die Ausdauer waren bei Weitem nicht die einzige Sorge, die Edwards hatte. Er musste auch seine Frau von seinem Plan überzeugen, die eigentlich einen romantischen Urlaub anlässlich des fünften Hochzeittages erwartete.
Weltrekordhalter: „Meine Frau war nicht besonders erfreut“
„Meine Frau war nicht besonders erfreut, als sie von meinen Plänen hörte“, berichtete er der neuseeländischen Zeitung „NZ Herald“. „Mir war sehr bewusst, dass sich diese Reise um uns und eine Feier unserer Ehe drehen sollte und nicht darum, um eine Insel herumzuschwimmen.“ Doch auch diese Hürde nahm Edwards erfolgreich.
In Bora Bora unterbrach er den Traumurlaub mit seiner Frau dann tatsächlich, um einen neuen Weltrekord aufzustellen. „Ich ging kurz nach sechs Uhr morgens ins Wasser“, berichtete er. Das Wasser sei 28 Grad warm gewesen und die tropische Unterwasserwelt ein wahrer Augenschmaus.
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Um die Regeln der Marathon Swimming Federation einzuhalten, durfte Edwards nur mit Badeshorts, einer Schwimmbrille und einer Badekappe bekleidet ins Wasser. „Von dem Moment an, als ich ins Wasser ging, war ich nicht mehr in der Lage, rauszukommen, um mich auszuruhen, mich am Boot festzuhalten, um Hilfe zu fragen, oder überhaupt irgendeine Schwimmhilfe zu haben“, schrieb er.
Haie, Schmerzen und ein letzter Energieschub
Besonders nervös habe ihn gemacht, als ihn „nur noch endloses Schwarz“ umgeben habe, da er in tiefes Wasser geschwommen war, und plötzlich „ein sehr großer Hai in Sicht“ kam. „Seine graue Haut und sein massiger Körper bewegten sich nahtlos durch das Wasser“, beschrieb er die Situation. Da er noch nie zuvor mit Haien geschwommen sei, sei er „eingefroren“. Doch dann habe er sich entschieden, einfach weiter zu schwimmen. „Ich wollte nicht in Panik geraten, sondern behielt ihn im Auge, bis er verschwunden war.“
Die letzten fünf Kilometer waren für Edwards letztendlich die schwierigsten, da er auf relativ flaches Wasser traf und den Temperaturanstieg spürte. „Ich musste meine Badekappe abnehmen, um mich abzukühlen, aber es hat wenig geholfen“, berichtete er der neuseeländischen Zeitung. Die Krämpfe in seinen Unterarmen, im Trizeps und in den Beinen seien schlimmer und schlimmer geworden. Dies habe den mentalen und physischen Kampf noch verstärkt.
Auf den letzten Metern fiel der Tracker aus
Glücklicherweise hatte er für die letzte Strecke nochmals einen Energieschub. Letztendlich unterbot er den bisherigen Rekord um ganze zweieinhalb Stunden und setzte mit sieben Stunden, 14 Minuten und 50 Sekunden eine neue Bestleistung. Nachdem die meisten Einheimischen auf sein Extremschwimmen eher „ungläubig“ reagierten und bisher selbst keine derartigen Versuche unternommen haben, glaubt Edwards, dass sein neuer Rekord „eine ganze Weile“ Bestand haben wird.
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Besonders erleichtert war er aber über die Reaktion seiner Frau: „Es war echte Freude“, schrieb er in einer E-Mail. Freude darüber, dass er den Rekord um zweieinhalb Stunden gebrochen hatte, aber vor allem auch, dass er es wieder sicher an Land geschafft hatte, nachdem die Batterie seines Trackers in der letzten Stunde ausgefallen war und sie nur noch Updates über die Begleitcrew erhalten hatte.
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