Berlin. Mit ihrer Rentier-Show erfüllen Sonja Persch-Jost und ihr Mann Weihnachtsträume. Eines ihrer Tiere wurde sogar international berühmt.
Unser Rentier Holly hat bei einer Weihnachtsveranstaltung im Europapark einmal für schreiendes Gelächter gesorgt. Es war eine Outdoor-Abendveranstaltung mit etwa 34 geladenen Gästen, für die wir mit unserer Rentieralm die Weihnachtsshow organisiert hatten. Holly sollte dabei an den Tischen in Richtung Weihnachtsmann laufen – ohne Leine.
An diesem Abend hörte Holly zum ersten Mal nicht auf ihren Namen: Auf der Höhe einer Frau mit Glitzerkleid trabte sie plötzlich los, zog am Weihnachtsmann vorbei und galoppierte schließlich noch einige Meter in den Park hinein. Von hinten sah ich in ihrem Maul eine kleine Hermès-Tasche, die sie aus einer Tischgruppe gestohlen haben musste. Holly hatte eine große Freude an dem Täschchen, das mit jedem Schritt aufgeregter in der Luft baumelte. Irgendwann reagierte sie auf meinen Pfiff und blieb stehen.
Am Ende hat sich herausgestellt, dass die Besitzerin der Tasche auf Diät war und einen Apfel und eine Karotte mitgebracht hatte. Und obwohl Holly bei ihrer Aktion Speichelspuren hinterlassen hatte und wie all unsere Tiere haftpflichtversichert ist, hat sich die Frau nicht beschwert. Im Gegenteil: Holly durfte die Karotte und die Hälfte des Apfels essen und bekommt regelmäßig Weihnachtskarten von der Dame.
Weihnachten mit Rentieren: Alles begann mit einer Überraschung
Unsere Rentieralm, auf der auch Holly lebt, entstand im Oktober 2012 und liegt im rheinland-pfälzischen Nahetal. Ich komme eigentlich aus dem Steuerfach, mein Mann Stefan ist gelernter Bankkaufmann und tritt als Moderator und Musiker auf. Unsere Liebe zu den Rentieren entflammte 2010, als wir uns einen Dokumentarfilm über die Tiere angeschaut haben.
- Lesen Sie auch: Die schönsten Weihnachtsfilme mit Tieren für die ganze Familie
Ich wollte danach unbedingt Rentiere sehen, besuchte drei Mal die Woche die Rentiere in einem Tierpark in der Nähe und reiste mit meinem Mann nach Skandinavien. In Finnland habe ich bei einem Spaziergang zum ersten Mal frei lebende Rentiere gesehen. Ich habe vor Glück geweint.
Nach drei Jahren hatten wir so viel Fachwissen, dass mich mein Mann mit ein paar Rentiermädchen überraschte, die er in den Niederlanden von einem Hof geholt hatte. Später kam dann noch der Bulle Dancer dazu – und schließlich auch ein paar Babys. Zusätzlich haben wir noch einige Rentiere aus Zoos und Tierparks aufgenommen. Heute haben wir 22 Tiere. Komet, der jüngste, ist im Oktober 2023 zur Welt gekommen. Eine ungewöhnliche Zeit für Geburten, die eher im Frühling sind, und deswegen eine Art frühes Weihnachtswunder für uns.
In der Weihnachtszeit haben alle ein Rentier-Profilbild bei Whatsapp
Dabei kamen wir nur durch einen Zufall überhaupt zu unserer Weihnachtsshow: Nachdem mein Mann im Kindergarten einer Freundin kurzfristig als
ausgeholfen und unter dem modrigen Kostüm keine gute Zeit hatte, wollte ich ihn mit einem schöneren Kostüm überraschen. Er trug das neue Kostüm dann bei einem seiner Auftritte. Das ist ihm so gut gelungen, dass wir nach diesem Abend sein ganzes Musikprogramm umgeschrieben haben.
Zuhause realisierten wir: Der singende Weihnachtsmann ist die perfekte Symbiose zu unseren Rentieren. Und dann ging alles ganz schnell: Mit der Jugendgruppe in unserem Ort haben wir im Folgejahr einen kleinen Weihnachtsmarkt in Niederhausen an der Nahe organisiert. Die Rentiere durften als Highlight über den Markt laufen. Und sie hatten dabei großen Spaß.
Bis heute wechselt jeder Niederhäuser sein Profilbild bei Whatsapp um die Weihnachtszeit herum: Dann sieht man die Bewohner an der Seite unseres weißen Rentiers Mari – der Mutter von Holly –, weil sie auf jedem einzelnen Foto lächelt.
- Vorweihnachtszeit:Ursprung und Bedeutung – Alles rund um den Advent
- Adventskranz:Warum zünden wir jeden Advent eine Kerze an?
- Weihnachtspflanze:So pflegen Sie Ihren Weihnachtsstern richtig
- Technik:Schwaches Wlan? Schuld könnte der Weihnachtsbaum sein
Weihnachten: Was passiert, wenn nicht alle Rentiere mitfahren dürfen
Meistens sind wir in der Weihnachtszeit für Events und TV-Produktionen gebucht. Mein Mann, der Weihnachtsmann, singt dabei unterschiedliche Weihnachtslieder. Ist das Rentierlied dran, lasse ich die Tiere von den Leinen und sie laufen zu ihm. Dann stehen alle zusammen da.
Das ist für viele ein so magischer Moment, dass sich inzwischen richtige Fanclubs gebildet haben, die Bilder und Geschenke für die Rentiere mitbringen. Ab nächstem Jahr wollen wir auf der Rentieralm ganzjährig ein Weihnachtsdorf haben, sodass man den
in seinem Zuhause besuchen kann – natürlich mit den Rentieren.
Unsere Rentiere dürfen dabei immer selbst aussuchen, ob sie Teil des Weihnachtszaubers sein wollen oder nicht. Manche von ihnen haben uns nach dem ersten Versuch gezeigt, dass sie das nicht nochmal mitmachen. Die anderen drängen sich oft schon um den Hänger, sobald sie ihn erblicken. Und manche sind sogar beleidigt, wenn sie dieses Mal nicht mitfahren dürfen.
Weihnachten machte Rentier Dancer in der Schweiz sogar berühmt
Das Wohl unserer Tiere ist für uns das Wichtigste. Deswegen nehmen wir viele Anfragen gar nicht an, wenn das Bauchgefühl nicht stimmt. Jedes einzelne Rentier hat seine eigene Kommunikation, seine eigenen Charaktereigenschaften und Talente. Unser Bulle Dancer ist zum Beispiel ein richtiges Show-Tier: Für die Weihnachtskampagne der Schweizer Supermarktkette Coop spielte er jahrelang „Rentier Remy“. Dadurch ist er so bekannt, dass die Soldaten ihn grüßen und ihm salutieren, wenn wir über die Grenze in die Schweiz einfahren.
Das ist der Zauber unserer Rentiere, und den spürt man das ganze Jahr über – auch dann noch, wenn Weihnachten schon längst wieder vorbei ist.
- Aschenbrödel und Co.:Weihnachtsfilme im TV – Alle Termine 2023
- Im Stream:Diese Weihnachtsfilme gibt es bei Amazon Prime
- Weihnachtsstimmung online:Die schönsten Weihnachtsfilme bei Netflix
- Filme und mehr:So sorgt Disney+ für Weihnachtsstimmung