Rom. Schreckensnacht in der Toskana: Das Unwetter hat dort große Schäden angerichtet. Mehrere Menschen starben, zahlreiche werden vermisst.
Für die Menschen in der Toskana war es eine Schreckensnacht: Mit extremen Sturmböen und Wellen ist das Orkantief „Ciaran“ über den Nordwesten Italiens eingebrochen, ehe der Herbststurm die mittelitalienische Region erfasste. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben, weitere sechs werden vermisst. Der Fluss Bisenzio trat über die Ufer und überschwemmte mehrere Gemeinden. Besonders betroffen waren die Städte Prato, Empoli nahe Florenz und Pontedera nahe Pisa, in deren Krankenhäuser das Wasser eindrang.
Das erste Opfer ist ein 85-jähriger Mann der in seiner Wohnung in Montemurlo bei Prato gestorben ist, nachdem der Wildbach Bagnolo über die Ufer trat. Der gehbehinderte Mann wurde im Wohnzimmer leblos im Wasser liegend aufgefunden, das in sein Haus eingedrungen war. In Montemurlo kam eine 84-jährige Frau ums Leben. Die Pensionistin soll umgefallen sein, als sie Wasser aus ihrem Haus schaufelte, und starb. In der Nähe der Stadt Vinci bei Florenz kam ein Ehepaar ums Leben, dessen Auto vom Wasser eines Flusses weggerissen wurde.
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Die Vermissten werden im Raum Florenz gemeldet. In der dortigen Kleinstadt Campi Bisenzio wurden 800 Hektar Gebiet überschwemmt, mehrere Personen mussten ihre Häuser verlassen. Einige Personen konnten wegen der überschwemmten Straßen nicht erreicht werden. Über tausendmal musste die Feuerwehr in der Nacht auf Freitag in der Toskana ausrücken, um Menschen in Sicherheit zu bringen. Der Präsident der Toskana rief den Notstand in der Region aus.
Orkan in Italien: 40.000 Haushalte ohne Strom
Der Bürgermeister der Stadt Prato nördlich von Florenz, Matteo Biffoni, sprach von einer verheerenden Lage. „Die Situation ist schockierend, jetzt müssen wir alle hart arbeiten, um die Stadt vom Schlamm zu befreien“, schrieb Biffoni in den Sozialen Netzwerken. 40.000 Haushalte waren wegen der Unwetter ohne Strom. Zehntausende Menschen waren außerdem vom Mobilfunknetz abgeschnitten. Teile der Autobahn A11 mussten gesperrt werden. Beim Bahnverkehr kam es zu erheblichen Problemen. Die Bahnlinie zwischen Prato und Pistoia wurde unterbrochen. Viele Schulen in der Toskana blieben geschlossen. In der toskanischen Hafenstadt Livorno mussten die Schiffe wegen des Windes, der eine Geschwindigkeit von bis zu 120 Stundenkilometer erreichte, im Hafen bleiben. Die Fährverbindung zur Insel Elba wurde unterbrochen.
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Von den Unwettern war auch die norditalienische Region Venetien schwer betroffen. Eine Person wurde in der Dolomiten-Provinz Belluno vermisst. Dabei handelt es sich um einen Feuerwehrmann, der nicht im Dienst war. Er soll in einen Fluss gestürzt sein. Ein zweiter Vermisster wurde in der Gegend von Verona gemeldet. Der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, rief die Bürger auf, sich von Flüssen und Bächen fernzuhalten.
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Schwere Unwetter gab es auch in den Regionen Emilia Romagna und in Lombardei. In Mailand schwoll der Fluss Seveso an, der bereits am Dienstag über die Ufer getreten war und einige Viertel der Finanzmetropole überschwemmt hatte. An der römischen Küste tobte ein starker Seesturm. Von Ostia bis nach Fregene beschädigten die hohen Wellen die Strandanlagen. Die Schäden sind groß. Wellen von bis zu 3,5 Metern Höhe wurden gemeldet. Wegen des starken Sturmes kam es zu Unterbrechungen bei den Fährenverbindungen zwischen Neapel und den Urlaubsinseln Ischia und Capri.
Unwetter wütete auch in anderen Teilen Europas
Italien wird seit Tagen von der Schlechtwetter-Front heimgesucht. An dem bei Touristen beliebten Comer See wurde ein mobiler Hochwasserschutz errichtet, um die Stadt zu schützen. Die Gemeinde Venedig musste das mobile Dammsystem MOSE aktivieren, um eine Überschwemmung des Stadtkerns zu vermeiden. So konnte dem Markusplatz ein Hochwasser erspart werden.
Das Orkantief hatte auch in anderen Teilen Europas Opfer gefordert und schwere Schäden verursacht. Mindestens sieben Menschen kamen ums Leben und etliche wurden verletzt, wie Behörden mitteilten. Vor den Augen ihrer Familie wurde im Harz eine Frau aus Bayern von einem umstürzenden Baum erschlagen. In Frankreich gab es zwei Tote und 15 Verletzte, darunter sieben Feuerwehrleute, wie Innenminister Gérald Darmanin mitteilte. Sturmböen erreichten örtlich Geschwindigkeiten bis zu 200 Kilometern pro Stunde. Vor dem zur Bretagne gehörenden Departement Finistère - dem westlichsten kontinentalen Zipfel Frankreichs - wurde eine 21 Meter hohe Sturmwelle gemessen.