Rom. Viele Italiener verdienen gutes Geld mit Ferienwohnungen. Warum die Regierung ihnen nun einen Strich durch die Rechnung machen will.
Herbst-Urlaub in Rom: Eine Gruppe junger US-Touristen mit Rucksäcken klingelt an der Haustür einer Wohnung nahe des Kolosseums. Zwölf Betten zählt die elegante Untrekunft, die einst eine Kunstgalerie war. Inzwischen hat sie der Eigentümer, ein pensionierter Kunstlehrer, in eine Ferienwohnung umgewandelt. Der 72-Jährige vermietet sie an Touristen aus aller Welt. Bis im Sommer ist die Wohnung nahezu ausgebucht. Selbst im November und im Februar, die schwächsten aller Monate, ist sie auf dem Onlineportal Airbnb nur noch an ganz wenigen Tagen zu haben.
Für viele Italiener bedeutet die Vermietung von Wohnraum mehr als nur eine zusätzliche Einnahmequelle. Sie ist der Notnagel in schwierigen Zeiten und für zahlreiche Anbieter sogar ihr Haupterwerb. Die verhältnismäßig hohen Gewinnmargen haben auch dazu geführt, dass viele, die noch bis vor einigen Jahren ihre Wohnungen längerfristig vermieteten, zum Beispiel an Studenten, diese nun ausschließlich Touristen anbieten.
Zu viele Ferienwohnungen: Italien will ihre Zahl einschränken
Mit rund 400.000 Unterkünften ist Italien nach den USA und Frankreich inzwischen zum drittgrößten Anbieter des Onlineportals Airbnb aufgestiegen. Italienweit führt wiederum die Hauptstadt Rom mit 25. 000 Unterkünften. Der boomende Tourismus hält viele Familien in Zeiten der Inflation und hoher Energiepreise über Wasser. Er sorgt auch dafür, dass Italiens Wirtschaft im Gegensatz zu jener anderer EU-Länder nicht in die Rezession geschlittert ist.
Doch die Hochkonjunktur für den Tourismus birgt auch Schattenseiten. Die Stadtzentren verlieren immer mehr ihre Einwohner und werden lediglich zum Tummelplatz für Urlauber. Traditionsläden werden zu billigen Pizzerien, Souvenirshops haben längst lokale Handwerksbetriebe ersetzt. Die italienische Regierung greift jetzt ein und will Ferienwohnungen künftig stärker besteuern. Konkret sollen Personen, die mehr als eine Ferienwohnung besitzen und zur Vermietung freigeben, mehr Steuern zahlen. Für sie soll die Steuer auf Mieteinkünfte von 21 auf 26 Prozent steigen, wenn die Ferienwohnung länger als 30 Tage im Jahr vermietet wird, so der Plan des Kabinetts.
Die Regierung in Rom hofft damit, die Zahl der Wohnungen zu erhöhen, die mit Langzeitverträgen angeboten werden. „Die Erhöhung des Pauschalsteuersatzes für kurzfristige Vermietungen von 21 auf 26 Prozent kommt Familien und Studierenden zugute, da insbesondere in den Großstädten derzeit ein großer Wohnungsmangel herrscht“, so Staatssekretär Giovanbattista Fazzolari, Mitglied der Regierungspartei Fratelli d‘Italia (Brüder Italiens) um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Zuletzt ist es in Italien wiederholt wegen der hohen Zimmerpreise in den Großstädten und dem Mangel an Studentenheimen zu Protesten von Studierenden gekommen.
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Italiens Hotelgewerbe begrüßt die Neuerung
Die Regierung plant auch, dass jeder Privatvermieter eine Identifikationsnummer erhält, die in eine nationale Datenbank für touristische Unterkünfte aufgenommen werden soll. Der Code, der von den Regionen vergeben wird, muss sowohl auf den entsprechenden Webseiten als auch am Eingang der Ferienwohnungen sichtbar sein. Dadurch soll es für die Finanzbehörden wesentlich einfacher werden, nicht registrierte Unterkünfte herauszufiltern. Wer diesen Code nicht vorweisen kann, muss mit Strafen von bis zu 5.000 Euro rechnen.
Mit den neuen Regeln will die Regierung auch die Hotels unterstützen, die unter der zunehmenden Konkurrenz von Wohnungsplattformen wie Airbnb leiden. Im vergangenen Jahr haben Ferienwohnungen einen direkten Umsatz von 11 Milliarden Euro generiert. Der Hotelierverband in Südtirol bezeichnet die Pläne der Regierung als guten Vorschlag. „Wir haben in der Vergangenheit immer wieder gefordert, dass es mehr Kontrollen braucht – diese werden damit erleichtert“, so der Verband. Es gehe keineswegs darum, die Kurzzeitvermietungen grundsätzlich zu verbieten, sondern, ein Regelwerk aufzustellen, um die Airbnb-Vermietungen transparenter zu gestalten und mehr Kontrolle zu ermöglichen.
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