Rom. Italiens Ex-Regierungschef sammelte leidenschaftlich Kunst, darunter auch pikante Stücke. Die Erben wollen die Sammlung nun loswerden.
Bekannt war er als am längsten amtierender Ministerpräsident Italiens, als TV-Tycoon und Protagonist unzähliger Sex- und Korruptionsskandale. Doch der im Juni verstorbene Silvio Berlusconi war noch vieles mehr – unter anderem ein leidenschaftlicher Kunstsammler. 25.000 Kunstwerke hortete der viermalige Regierungschef in seinem Leben, besaß damit mehr Objekte als viele Museen. Mit erotischen Bildern und Porträts nackter Frauen hält die Sammlung das ein oder andere pikante Stück bereit. Von großem Wert sind Berichten zufolge jedoch die wenigsten Werke. Berlusconis Erben wollen die Sammlung nun loswerden.
Berlusconi war leidenschaftlicher Teleshopper
Viele Stücke soll Berlusconi während seiner schlaflosen Nächte von neapolitanischen Händlern auf Shopping-Fernsehkanälen erworben haben. Der Medienzar litt an Schlafstörungen, verbrachte viele seiner Nächte wach. „Er war leidenschaftlich im Leben und in der Kunst. Er liebte es zu kaufen“, erzählt sein Kunsthändler Cesare Lampronti. Dabei soll Berlusconi nicht nur wertvolle Gegenstände, sondern offenbar auch einigen Schund erworben haben, wie die Erben des Medienzaren – die fünf Kinder aus zwei Ehen und seine Lebensgefährtin, die 32-jährige Marta Fascina – feststellen mussten.
Laut „La Repubblica“ soll Berlusconi in wenigen Jahren 20 Millionen Euro für Kunst ausgegeben, dabei jedoch mehr auf Menge als auf Qualität gesetzt haben. „Von 25.000 Gemälden sind nur sechs oder sieben wirklich interessant“, kommentierte der Kultur-Staatssekretär Vittorio Sgarbi, einer der prestigereichsten Kunstexperten in Italien und Parlamentarier von Berlusconis Partei Forza Italia.
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Seine Ölgemälde, Marmorbüsten und Statuen bewahrte Berlusconi in einer großen Lagerhalle unweit seiner Residenz in Arcore bei Mailand auf. Das angeblich wertvollste Stück ist ein von Tizian gemaltes Porträt des Kardinals Ippolito de‘ Medici aus dem Jahr 1533. Die Bilder stammen aus den vielen Auslandsbesuchen des im Alter von 86 Jahren verstorbenen Berlusconis. Es sind Bilder der Städte, die der viermalige Premier besonders liebte, vor allem Paris, Venedig, Rom und Neapel. Marmorbüsten, die Berlusconi selbst darstellen, sind ebenfalls in der Lagerhalle aufbewahrt, ebenso Gemälde der Muttergottes.
Berlusconi verschenkte Werke an Putin und Orbán
Da vieles davon einen niedrigen Kunstwert habe, wollen sich die Erben von den Bildern trennen und die Lagerhalle freiräumen. Damit können sie sich die hohen Mietkosten sparen. Medienberichten zufolge soll die Jahresmiete bei 800.000 Euro liegen. Was mit den Bildern konkret geschehen soll, ist ungewiss. Motten hätten bereits mehrere Bilderrahmen schwer beschädigt, eine Desinfizierung sei zu teuer. Die weniger wertvollen Objekte könnten sogar verbrannt werden. „Ich weiß, dass auf künstlerischem Niveau die Zerstörung dieser Gemälde kein Delikt wäre“, kommentierte Sgarbi.
Dabei haben Promis aus der ganzen Welt Bilder aus Berlusconis Sammlung als Geschenk erhalten. Einige Gemälde aus seiner Pinakothek schenkte der Mailänder seinen guten Freunden Wladimir Putin und Viktor Orbán. Bei Fußballern seines erfolgreichen Klubs AC Milan pflegte sich Berlusconi für die besten Tore mit einem Kunstwerk zu bedanken, wie sich der Ex-Starfußballer Roberto Donadoni gern zurückerinnert. „Berlusconi sagte mir einst: ‚Wenn du triffst, schenke ich dir ein Bild.‘ Er wusste, dass ich ein Faible für Kunst hatte“, berichtete der ehemalige Milan-Spitzenfußballer der Zeitung „Gazzetta dello Sport“. „Am nächsten Tag schaffte ich ein Tor. Nach wenigen Stunden klopfte bei mir ein Kurier mit einem Bild für mich an die Tür. Ich war verblüfft: Berlusconi hatte Wort gehalten.“
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Berlusconi-Erben betonen „sentimentalen Wert“ der Sammlung
Dass für die Familie Berlusconi nach dem Tod des Patriarchen ein neues Kapitel begonnen hat, bezeugen die jüngsten Beschlüsse seines ältesten Sohnes Pier Silvio, Chef der familieneigenen Fernseh-Holding Mediaset. Der börsennotierte Konzern ist beim bayerischen Fernsehunternehmen ProSiebenSat.1 Media SE mit fast 30 Prozent der größte Aktionär. Wenige Tag nach dem Tod seines Vaters hatte Pier Silvio Berlusconi eine Wende bei den Programmen seines TV-Konzerns angekündigt: Weniger Reality-Shows, weniger Trash-TV und mehr qualitätswertige Programme – so lautet die neue Devise.
Pier Silvio führt mit seiner ältesten Schwester Marina (56) das Familienimperium. Weitere Erben sind die drei jüngeren Kinder Berlusconis aus der zweiten Ehe mit der Ex-Schauspielerin Veronica Lario: Barbara, Eleonora und Luigi. Zur Kunstsammlung stellten die Geschwister Berlusconi in einer Pressemitteilung klar: „Es handelt sich um eine Bildersammlung, die auch einen sentimentalen Wert hat. Jeder der Geschwister wird einige Werke aussuchen und behalten. Für den restlichen Teil wird man die angemessene Destination finden.“
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