Athen. Noch nie war die Nachfrage nach Ferienwohnungen in Griechenland so groß wie aktuell. Es locken viele Lagen mit günstigen Preisen.
- Griechenland erlebt einen Immobilienboom: Immer mehr Ausländer suchen nach einem Feriendomizil in dem Land
- Wo findet man erschwingliche Ferienwohnungen mit Meerblick? Experte Georg Petras kennt die Antwort und nennt eine Insel, auf der es noch Wertentwicklungspotenzial gibt
- Wer eine Immobilie in Griechenland kaufen will, muss einige Fallstricke beachten. Experten sagen, was Käufer tun können
„Dafür haben wir lange gespart“, sagt Mathilda Erwen, als sie die Wohnungstür aufschließt. Vor drei Monaten hat die Pensionärin mit ihrem Mann Rainer das Apartment im Süden der griechischen Hauptstadt Athen gekauft. Das Ehepaar führt den Besucher durch das helle Wohnzimmer auf die Terrasse. Panórama heißt die Gegend im Athener Küstenvorort Voula, und der Name sagt alles: Einen Kilometer entfernt glitzert jenseits der Küstenstraße der Saronische Golf. Der Blick geht hinüber zur Insel Ägina. Dahinter ragen die Berge der Halbinsel Peloponnes auf. 425.000 Euro hat das Ehepaar für die 85 Quadratmeter große Wohnung im fünften Stock bezahlt. „Das war ein Großteil unserer Ersparnisse“, sagt Rainer Erwen, „aber dieser Ausblick ist unbezahlbar.“ Die Mittsechziger wollen künftig die meiste Zeit des Jahres hier verbringen.
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Die beiden Kölner sind nicht die einzigen, die es nach Griechenland zieht. Urlaubsdomizile in Hellas sind gesucht wie nie. Auch das Interesse an Altersruhesitzen wächst. „Die Nachfrage nach Ferienimmobilien ist deutlich gestiegen“, berichtet Georg Petras, Griechenland-CEO beim Immobilienvermittler Engel & Völkers (E&V) in Athen. „Vor fünf Jahren kamen nur fünf Prozent der Immobilienkäufer aus dem Ausland, aktuell sind es bereits 15 Prozent“, so der in Stuttgart aufgewachsene Petras.
Ferienwohnungen in Griechenland: Kaufinteresse trotz Krisen groß
Daten der griechischen Zentralbank bestätigen den Trend: Danach stiegen die Immobilieninvestitionen ausländischer Käufer 2022 gegenüber dem Vorjahr um 68 Prozent auf fast zwei Milliarden Euro. Das waren 37 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019. Im ersten Quartal 2023 legten die ausländischen Immobilieninvestitionen im Jahresvergleich um weitere 33 Prozent zu. Die Zahlen zeigen: Das Land, das noch vor acht Jahren am Rand der Staatspleite stand, hat das Image des Krisenstaates hinter sich gelassen und gewinnt das Vertrauen ausländischer Immobilieninvestoren zurück.
Hellas lockt mit 300 Sonnentagen im Jahr und milden Wintern, über 100 bewohnten Inseln, der längsten Küstenlinie am Mittelmeer und malerischen Stränden. Allerdings: In diesem Sommer machte Griechenland mit Hitzewellen, Waldbränden und Überschwemmungen Negativschlagzeilen in den Medien. Von den Katastrophen waren aber die Ferienregionen kaum betroffen. „Auswirkungen auf das Interesse ausländischer Käufer spüren wir nicht“, sagt E&V-Landeschef Petras.
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„Gefragt sind vor allem Immobilien in hervorragender Lage mit Panoramablick und direktem Meerzugang sowie Penthäuser in den Metropolen“, so der Makler. Viele Kaufinteressenten aus dem deutschsprachigen Raum suchen insbesondere renovierte Villen im traditionellen Stil, wie der typischen kubischen Kykladenarchitektur. Besonders gefragt seien Objekte an den klassischen Ferienhotspots wie Mykonos und Santorin, „wo die Nachfrage das Angebot aber seit Jahren übertrifft“, so Petras. Das treibt die Preise.
So viel kostet ein Feriendomizil in Griechenland
Pro Quadratmeter werden auf Mykonos zwischen 6000 und 13.000 Euro verlangt, mitunter auch deutlich mehr. Aber abseits der Hotspots sind die Preise in Griechenland im Vergleich zu anderen Trendregionen am Mittelmeer wie den Balearen oder der Côte d’Azur immer noch moderat, sagt Petras. Die steigende Nachfrage nach Kurzzeitmieten macht griechische Ferienimmobilien auch als Renditeobjekte interessant. Wertentwicklungspotenzial sieht Petras zum Beispiel auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki: „Hier gibt es noch ein sehr breites Objektangebot in tollen Lagen am Meer.“
Von wachsendem Kaufinteresse berichtet auch Christian Seyrer, Geschäftsführer des auf Griechenland spezialisierten Global Immobilien Service (GIS) in Augsburg: „Wir haben in den vergangenen 18 Monaten etwa 30 Prozent mehr Anfragen als vor der Pandemie“, sagt Seyrer. Die Preise variieren stark: Ein vernünftig ausgestattetes Ferienhaus älterer Bausubstanz mit zwei bis drei Schlafzimmern in mittelmäßiger Lage bekommt man ab 250.000 Euro. Für neuere Häuser mit guter Ausstattung und unverbautem Meerblick werden ab 600.000 Euro aufgerufen.
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Preisgünstiger als ägäische Hotspots wie Mykonos, Santorin und Paros sind die Halbinsel Peloponnes, der Süden von Kreta sowie die Inseln Euböa und Lefkada. Vor vermeintlichen „Schnäppchen“ warnt Seyrer aber: „Da bekommt man bei Bausubstanz, Raumaufteilung und Ausstattung nicht die Qualität, die sich Käufer aus dem deutschsprachigen Raum wünschen“, weiß der Makler.
Experte: Darauf sollten Kaufinteressenten achten
Ausländische Käufer sollten die rechtliche und steuerrechtliche Unterstützung eines Rechtsanwalts ihres Vertrauens in Griechenland suchen, rät Dirk Reinhardt, Partner der griechisch-deutschen Anwaltsfirma MStR Law in Athen. Das sei wichtig, da es in manchen Gegenden Griechenlands immer noch kein Kataster gibt. „Der Anwalt hilft bei der Auswahl des Notars, prüft die Eigentumsverhältnisse der Immobilie und begleitet die Übereignung der Immobilie“, erklärt Reinhardt.
Gerade für Käufer, die ihr Feriendomizil später einmal als Altersresidenz nutzen möchten, rücken die leichte Erreichbarkeit sowie eine ganzjährig gute Infrastruktur, die nicht ausschließlich vom Tourismus abhängig ist, immer mehr in den Vordergrund, beobachtet Christian Seyrer. Damit kommen Regionen in den Fokus, die lange als Geheimtipp galten, wie die nah an Athen gelegenen Inseln Ägina, Hydra, Spetses und Poros im Saronischen Golf. Auch die attische Riviera mit den südlichen Athener Vororten wie Glyfada, Voula, Vouliagmeni und Varkiza zieht immer mehr ausländische Käufer an.
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Das Ehepaar Erwen hat sich ganz bewusst für die attische Riviera entschieden: „Wir sind in fünf Minuten am Strand, haben gute Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe, und Athen mit den Shoppingmöglichkeiten sowie dem kulturellen und kulinarischen Angebot einer Metropole ist 20 Minuten entfernt“, sagt Rainer Erwen. Auch zum Athener Flughafen mit täglich einem Dutzend Flügen nach Deutschland sind es nur 20 Kilometer. „Die Verbindung zur Heimat ist uns wichtig“, sagt der Kölner.