Berlin. Zoudé ist in der ZDF-Serie „Malibu“ zu sehen. An einer Stelle musste das Drehbuch spontan angepasst werden – ihre Angst war zu groß.
Dennenesch Zoudé ist ein viel gesehener Gast in deutschen Fernsehformaten. Bekanntheit verschaffte ihr die Serie „Hinter Gittern“. Derzeit ist sie in der neuen ZDF-Serie „Malibu“, in der es um die Geschehnisse auf einem idyllischen Campingplatz geht.. Allerdings wurde die 56-Jährige dabei auch mit einer ihrer großen Ängste konfrontiert. Welche Lösung die Schauspielerin dafür fand und warum sie es gewohnt ist, Grenzen zu überwinden.
Der Campingplatz in „Malibu“ dient als Fluchtpunkt und Rückzugsort. Haben Sie so etwas auch in Ihrem Leben?
Dennenesch Zoudé: Ja, so einen Ort gibt es für mich in Frankreich. Aber ich kann auch verstehen, wenn sich jemand in dem filmischen Malibu wohlfühlt. Ich persönlich bin kein Camper, aber an diesem Drehort war es so schön. Da hat sich mir eine neue Welt erschlossen.
Ihr Vorname bedeutet auf Deutsch „Walddickicht“…
Zoudé: Richtig, ich mag meinen Namen, weil er auch die Bedeutung eines „Schutzraumes“ hat.
Dennenesch Zoudé: Diese Szene musste für sie umgeschrieben werden
Das würde bedeuten, dass Sie eigentlich ein Naturmensch sein sollten.
Zoudé: Ich bin schon gerne in der Natur, aber niemand, der gerne zeltet. Ich entdecke die Natur aber immer mehr für mich. Das Einzige, was sich nicht mehr ändern wird: Ich bin ganz klar ein bekennender Nicht-Seeschwimmer. Das heißt, ich bin ein Freibadkind.
Es gibt auch eine Szene in der Folge, wo Ihre Figur das von sich sagt.
Zoudé: Diese Szene haben wir in der Handlung geändert, denn eigentlich sollte ich in dem See schwimmen, aber ich habe gleich gesagt, dass ich das nicht machen kann. Das wäre für mich zu viel Stress.
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Was spricht gegen einen idyllischen Süßwassersee?
Zoudé: Ich muss bis zum Grund gucken können, dann fühle ich mich wohler. Im Meer schnorcheln, wenn es klar ist, geht eher. Doch schon, wenn ich mit Ihnen darüber nur spreche, geht mein Pulsschlag etwas schneller.
Eine Angst überkam Zoudé beim Dreh ganz unerwartet
Wurden Sie schon bei anderen Rollen mit Ihren Ängsten konfrontiert?
Zoudé: Für „Löwenzahn“ musste ich mal mit Fritz Fuchs (der Hauptfigur, Anm. d. Red.) auf einen Leuchtturm steigen. Da habe ich bemerkt, dass ich Höhenangst habe. Es ging gar nichts mehr. Ich hatte einen regelrechten Blackout, und wir mussten abbrechen. Allerdings bin ich auch schon mal Fallschirm gesprungen.
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Wie geht das mit Höhenangst?
Zoudé: Beim Absprung war das kein Problem. Aber 100, 200 Meter über dem Boden kam die Panik, weil die Höhe dann so greifbar wurde. Grundsätzlich mag ich es, meine Grenzen zu überwinden. Das erweitert den Horizont.
Nutzen Sie Drehs, um sich Ihren Ängsten bewusst zu stellen?
Zoudé: Nein, denn das ist ja Arbeit und keine Therapie. Ich bin hier Teil eines Teams und da muss ich meine Grenzen kennen.
Zoudé: So schätzt sie die Engstirnigkeit der Deutschen ein
Ihre Figur in „Malibu“ hört einen bekannten Song von Cat Stevens, wo es heißt: „If you want to be free, be free“. Wie bekommen Sie dieses Gefühl?
Zoudé: Das hole ich mir fast täglich. Zum Beispiel, indem ich meditiere, Musik höre. Manchmal beim Tanzen oder Reisen. Und ich gehe regelmäßig mit meinem Hund aufs Tempelhofer Feld. Das ist eine so wunderbare weite Fläche inmitten der Stadt, da spürt man die Wolken, den Himmel, die Sterne. Auch da bekomme ich das Gefühl von Freiheit und Weite.
Aber es gibt auch Menschen, die die Freiheit beschneiden wollen – so wie Ihre Figur im Film, die den Campingplatz sperren lassen will, weil sie da eine vom Aussterben bedrohte Kröte findet. Wie gehen Sie mit solchen Leuten um?
Zoudé: Um Leute, die die Freiheit anderer beschneiden, mache ich gerne einen großen Bogen. Meine Figur in „Malibu“ allerdings sehe ich etwas anders. Sie hat persönliche Themen, aufgrund derer sie kontrollieren will. Sie sucht die Freiheit in sich, und versucht deshalb zumindest im Außen etwas Kontrolle zu erlangen. Letztendlich hat sie aber ein großes Herz und setzt sich für die Natur ein.
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Sind Lust an Kontrolle und Ordnung womöglich typisch deutsche Eigenschaften?
Zoudé: Ich mag es nicht, Nationalitäten durch Eigenschaften zu definieren. Auch in amerikanischen Kleinstädten können Sie engstirnige Menschen finden. Aber letztlich hat das nicht mit dem Land, sondern mit den einzelnen Menschen zu tun.
„Man muss sich selbst und seinen Impulsen treu bleiben“
Was ist, wenn Sie solcher Engstirnigkeit nicht aus dem Weg gehen können? Zum Beispiel, wenn Sie auf einer Behörde sind?
Zoudé: Es kommt auf meine Verfassung an. Wenn ich es besonders eilig habe, kann ich auch verärgert werden, weil ich den Sinn des Ganzen nicht erkenne. Aber letztlich versuche ich mich daran zu gewöhnen, dass ich manche Dinge eben nicht ändern kann. Was soll ich mich da aufregen? In dieser Haltung besteht innere Freiheit und damit das Glück.
Wie viel Freiheit haben Sie in Ihrem Beruf, wo Sie sich nach den Wünschen von Regie oder Sender-Redaktionen richten müssen?
Zoudé: Der Beruf bringt erst mal per se ganz viel Freiheit mit sich. Ich darf alles entwickeln und entstehen lassen. Natürlich kommen dann die Regie oder Redaktion dazu. Doch wie in jedem kreativen Prozess, an dem mehr als einer beteiligt ist, ist das eine Teamarbeit. Und die erfordert Erarbeitungsgeschick.
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Was verstehen Sie unter „Erarbeitungsgeschick“?
Zoudé: Das Wort habe ich gerade erfunden. Man muss sich selbst und seinen Impulsen treu bleiben. Wenn ich eine Rolle entwickle, dann geht das durch mein Innerstes. Ich baue sie in mir auf und darum habe ich Antworten, warum sie so und so reagiert. Natürlich gibt es dann noch die Anforderungen der Dramaturgie, aber dann muss man mir eben erklären, warum eine Änderung so wichtig ist.