Rom. Immer wieder erschüttern Erdbeben die Region um Neapel. Schuld ist der Supervulkan Phlegräische Felder. Was macht ihn so gefährlich?

  • Die Großstadt Neapel in Italien liegt unweit eines Supervulkans
  • Von den Phlegräischen Feldern geht eine stetige Bedrohung aus
  • Lesen Sie hier, wie groß die Gefahr aus der Tiefe wirklich ist

Nirgends sonst leben so viele Menschen in unmittelbarer Nähe eines aktiven Vulkans wie in Neapel. Die Einwohner der drittgrößten Stadt Italiens – immerhin fast eine Million Menschen – und Millionen weiter im Umland müssen mit der drohenden Gefahr eines Vulkanausbruchs leben. Etwa 600.000 wohnen in der „Roten Zone“ direkt an den Hängen des Vesuvs. Entsprechend viel wird in Neapel zu möglichen Ausbrüchen geforscht – und dazu, welche Regionen am stärksten gefährdet sind.

Doch Neapel ist nicht nur vom Vesuv bedroht, der bei seiner Eruption im Jahr 79 nach Christus die Siedlungen von Pompeji unter Asche, Schlamm und Lava begrub. 5000 bis 10.000 Meter unter der Erdoberfläche in unmittelbarer Nähe zur Metropole brodelt eine riesige Magmakammer, ein sogenannter Supervulkan.

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Gemeint sind damit die „Campi Flegrei“ (Phlegräischen Felder). Ihren Namen („brennende Felder“) haben sie von den Alten Griechen, die daneben das spätere Neapel gründeten. Luftbilder zeigen im Gebiet westlich von Neapel bei Pozzuoli viele kleine Krater, die ein Gebiet von 150 Quadratkilometern überziehen wie Pockennarben. Dieser Supervulkan gilt als eine der größten Bedrohungen Europas.

NameCampi Flegrei (Phlegräische Felder)
LageWestlich von Neapel, Italien
TypSupervulkanische Caldera
Bedeutende EruptionenCampanian Ignimbrite (vor 39.000 Jahren), Neapolitan Yellow Tuff (vor 15.000 Jahren)
Größe13 km breit
Historische BedeutungZwei massive Eruptionen führten zum Kollaps der Caldera

Supervulkan bei Neapel: Ausbruch könnte Süditalien vernichten

Von den knapp 400.000 Menschen, die im und am Krater wohnen, sollen Erhebungen zufolge 70 bis 80 Prozent nichts von der tickenden Zeitbombe wissen, auf der sie tagtäglich leben. Die letzte Eruption der Phlegräischen Felder wird auf 1538 datiert. Dabei entstand ein neuer Berg. Vulkanologen befürchten, dass ein neuer Ausbruch der brennenden Felder Europa schwer treffen und Italien südlich von Rom vernichten würde. Sorgen macht Wissenschaftlern die Tatsache, dass sich die Erde seit den 1970er Jahren immer wieder bis zu einem Meter hebt und senkt.

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. © dpa | Istinuto Di Vulcanologia

Eine Studie von Experten aus Neapel sieht zudem Anzeichen für einen Anstieg von Gasen im Erdinneren und bestätigt, dass eine riesige Magmablase die Phlegräischen Felder im Westen der Stadt und den Vesuv im Osten verbindet. In einer weiteren Studie haben Forscherinnen und Forscher vom University College London und dem Nationalen Forschungsinstitut für Geophysik und Vulkanologie in Italien (INGV) den Supervulkan genau untersucht.

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Die Studie, veröffentlicht im Fachjournal „Nature Communications Earth & Environment“, zeigt: Die Phlegräischen Felder werden immer schwächer und anfälliger für Risse, wodurch ein Ausbruch wahrscheinlicher wird.

In der Tabelle finden Sie die wichtigsten Eigenschaften eines Supervulkans:

 Fakten zum Supervulkan
DefinitionEin Vulkan, der bei einem Ausbruch mehr als 1.000 km³ Material ausstoßen kann.
AusbruchshäufigkeitSehr selten; Ausbrüche können hunderttausende bis Millionen von Jahren auseinander liegen.
AuswirkungenGlobale klimatische Auswirkungen durch den Ausstoß von Asche und Gasen in die Atmosphäre.
Bekannte BeispieleYellowstone-Caldera (USA), Toba (Indonesien), Taupo (Neuseeland), Campi Flegrei (Italien).
GefahrenKann zu langanhaltenden Winterbedingungen („Vulkanischer Winter“) und Ernteausfällen führen.

Experten warnen: Notfallpläne ungenügend

Der international bekannte Vulkanologe Giuseppe Mastrolorenzo warnt, dass die bestehenden Notfallpläne für die Evakuierung der Bevölkerung im dicht besiedelten Gebiet um Neapel im Fall eines Ausbruchs nicht ausreichen. „Nicht alle Gemeinden der Gegend verfügen über Katastrophenschutzpläne“, so Mastrolorenzo. „Außerdem beruhen diese Pläne auf einer optimistischen Prognose, wonach etwa 600.000 Menschen betroffen seien, während es möglich – um nicht zu sagen, wahrscheinlich – ist, dass ein Ausbruch das gesamte Stadtgebiet, also drei Millionen Menschen, betreffen würde.“

Neben veralteten und unzureichenden Notfallplänen sei ein weiteres großes Manko die Information der Bürger. „Die Bevölkerung sollte für eine Evakuierung geschult werden. In den letzten Jahren wurde leider fast nichts unternommen“, klagt der Experte.

2023 erweiterte der Zivilschutz die „Rote Zone“ um den Vesuv. Statt 18 Gemeinden umfasst sie seitdem 25, darunter drei dicht besiedelte Bezirke Neapels. 800.000 Menschen müssten im Notfall binnen 48 Stunden in Sicherheit gebracht werden, schätzen die Behörden; Mastrolorenzo empfiehlt, noch zwei Millionen dazuzurechnen.

„Viele Experten wissen, dass die Gefahr einer katastrophalen Eruption besteht – trotzdem werden weiterhin weniger heimtückische Szenarien entworfen“, betont der Fachmann. Auch der Bürgermeister der Stadt Pozzuoli nordwestlich von Neapel sieht Handlungsbedarf. Das Szenario bei einem Ausbruch der Campi Flegrei müsse rasch überprüft und neben dem kommunalen Evakuierungsplan in einen nationalen Plan umgesetzt werden. Er warnt vor einem „Spiel mit dem Feuer“.

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Wichtige Fragen und Antworten zum Supervulkan
Was sind die Campi Flegrei?

Die Campi Flegrei, auch bekannt als Phlegräische Felder, sind eine große Region von supervulkanischen Calderas westlich von Neapel, Italien.

Was macht die Phlegräischen Felder zu einem "Supervulkan"?

Ein Supervulkan hat eine Magmakammer, die tausendmal größer ist als die eines konventionellen Vulkans. Dies ermöglicht die größten und voluminösesten Eruptionen auf der Erde. Die Caldera der Phlegräischen Felder wurde vor 39.000 Jahren gebildet und gilt in der Geologie als eine der größten Eruptionen in der Geschichte.

Was ist das Besondere an der geologischen Aktivität der Campi Flegrei?

Die Phlegräischen Felder sind bekannt für ein Phänomen namens "Bradyseismus", bei dem es zu einem abwechselnden Anheben und Absinken des Bodens innerhalb der Caldera kommt. In den letzten 300 Jahren gab es mehrere dramatische Anhebungsphasen, von denen eine 1538 in einer Eruption gipfelte.

Welchen Status haben die Phlegräischen Felder heute?

Die Campi Flegrei wurden 2003 zum regionalen Park erklärt. Sie sind ein komplexes vulkanisches Gebiet, das aus einem Netzwerk von Kratern und hydrothermalen Merkmalen besteht.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst am 12.9.2023