Berlin. Archäologen sind die Nutznießer des Klimawandels. In Norwegen gab das Eis nun ein todbringendes Geheimnis frei – mit Seltenheitswert.
Der Klimawandel führt dazu, dass immer mehr Gletscher schmelzen und Schätze freigeben, die Jahrhunderte, ja Jahrtausende alt sind. Das berühmteste Beispiel: Ötzi, die 5300 Jahre alte Gletschermumie. Die Gletscherarchäologie befasst sich mit Fundstücken, die beim Auftauen des Eises freigelegt werden. Mitte September wurde in Norwegen ein Pfeil gefunden, der bis zu 3000 Jahre im Schnee und Eis verbracht hat. Aus der Bronzezeit.
Was gerade diesen Fund in den Bergen Norwegens so besonders macht: Quarzit-Pfeilspitze und Befederung sind gut erhalten. Das ist laut Archäologen "sehr selten". Lesen Sie auch: Archäologie: Forscher erwecken Schlachtfeld zu neuem Leben
Pfeil-Fund: Für die Bronzezeit sehr selten
Der Pfeil ist rund 90 Zentimeter lang, der Schafft allerdings an drei Stellen zerbrochen. Lars Pilø führt das auf den großen Schneedruck zurück. Pilø leitet das Projekt "Secrets of the Ice" im Jotunheimen-Gebirge in der Region Oppland in Mittelnorwegen.
Gefunden wurde der Pfeil vom Gletscherarchäologen Espen Finstad, als er und seine Kolleginnen und Kollegen "neu freigelegte Bereiche entlang der Eiskante überprüften". Dazu gehört auch Glück. Werden Artefakte übersehen, können sie nach Freilegung schnell verfallen. Geschwindigkeit ist ein Erfolgsfaktor.
Die Waffen eines Jägers im heutigen Norwegen
Der Schaft besteht aus Birkenholz und war mit drei Federn bestückt, allesamt gut erhalten. Schon vor 3000 Jahren haben die Menschen also gewusst, dass die Feder den Flug stabilisiert – Aerodynamik in der Bronzezeit.
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Der Pfeil wurde am oberen Rand des Eises gefunden. Man nimmt an, dass ein Jäger hinter dem Bergrücken auf der Lauer war. Er hielt sich versteckt, um ein Tier zu erwischen, vermutlich ein Rentier. Auch interessant: Norwegen: Mann stolpert über "Goldschatz des Jahrhunderts"
Pfeilspitze mit Pech am Schaft befestigt
Die Quarzit-Pfeilspitze ist großteils von Pech bedeckt; wahrscheinlich aus Birkenholzkohle. Mit Pech wurde die Pfeilspitze am Schaft befestigt und die Vorderseite geglättet, "was ein besseres Eindringen ermöglichte", erläutert Pilø gegenüber dem Portal WordsSideKick.com. In der Eisenzeit waren solche Pfeile keine Seltenheit, in der Bronzezeit hingegen schon.
Die Bronzezeit (von 2200 bis etwa 800 vor Christus) ist die Zeitspanne zwischen Steinzeit und Eisenzeit. Es ist die Epoche, in der die Legierung aus den Metallen Kupfer und Zinn, also Bronze, der wesentliche Werkstoff für Alltagsgegenstände, aber auch für Schmuck und Waffen war, nicht zuletzt für Pfeile. Das könnte Sie auch interessieren: Wie eine sechseckige Pyramide die Geschichte neu schreibt