Berlin. Archäologen haben eine antike Pyramide aus der Bronzezeit entdeckt – allerdings nicht in Ägypten, sondern in einer ganz anderen Region.
- Achäologen haben eine sechseckige Pyramide aus der Bronzezeit entdeckt
- Die 4000 Jahre alte Steinpyramide zeugt von den fortgeschrittenen architektonischen und technologischen Fähigkeiten der damaligen Zivilisation
- Allerdings steht sie nicht in Ägypten
Bei einer Pyramide denken die meisten sofort an Ägypten, Pharaonen und antike Grabstätten. Die Große Pyramide von Gizeh, die dem Pharao Khufu (Cheops) zugeschrieben wird, ist eine der "Sieben Weltwunder der Antike" und war über Jahrtausende hinweg das höchste von Menschenhand geschaffene Bauwerk. Nun haben Archäologen jedoch in einer ganz anderen Region eine Pyramide gefunden – die zudem eine ungewöhnliche Form hat.
Ärchäologische Ausgrabung: Pyramide in Kasachstan entdeckt
Ein Team aus Archäologen um Ulan Umitkaliyev von der Eurasischen Nationaluniversität (ENU) im Osten Kasachstans entdeckte die Pyramide aus der Bronzezeit bei Ausgrabungen in der kasachischen Steppe. Das antike Bauwerk wird auf das frühe zweite Jahrtausend v. Chr. datiert und ist laut den Forschenden erstaunlich präzise konstruiert.
Folgende Informationen sind bisher bekannt:
Alter | rund 4.000 Jahre |
Material | Die Pyramide ist aus Steinen erbaut worden und sagt damit viel über die architektonischen und technologischen Fähigkeiten der damaligen Zivilisation. Die Errichtung von Steinpyramiden erforderte ein tiefes Verständnis der Geometrie, Statik und Materialwissenschaften. Die Menschen mussten herausfinden, wie man massive Steine schneidet, transportiert und stapelt, um stabile Strukturen zu schaffen. |
strukturelle Merkmale | Die Kanten der Steinpyramide sind 13 Meter lang und bestehen aus jeweils acht Steinreihen. Laut einem Bericht des Wissensmagazins "scinexx" wird das Ende jeder Kante von einem aufrechtstehenden, außen abgeflachten schwarzen Steinblock markiert, während die restlichen Blöcke heller sind und aus einem anderen Stein bestehen. |
Besonderheiten | Die Grundfläche der Pyramide ist sechseckig. Zum Vergleich: Die klassischen ägyptischen Pyramiden sind viereckig, doch bei dem Bauwerk aus der kasachischen Steppe handelt es sich um "eine sehr ausgeklügelte, komplexe Struktur mit mehreren Kreisen in der Mitte", erklärt Umitkaliyev, Historiker und Leiter der Abteilung für Archäologie und Ethnologie der ENU, in einem Bericht der ENU. Warum die Steppenbewohner eine sechseckige Steinpyramide gebaut haben, ist noch nicht bekannt. |
Seit 2014 führen der Archäologe und seine Kollegen Ausgrabungen am Kyrykungir-Komplex in der Nähe des Dorfes Toktamys im Bezirk Abai durch. Dort liegen mehrere Grabhügel und andere Ruinen nah beieinander. Doch eine Pyramide ist in der gesamten Steppe Eurasiens zuvor noch nicht gefunden worden.
Interessant zu wissen: Tatsächlich ist Ägypten nicht das einzige Land, in dem Pyramiden gefunden wurden. Auch die Mond- und Sonnenpyramide der Maya-Kultur in Mexiko sind mittlerweile weltbekannt. Zudem wurden in einigen anderen Ländern und Kulturen ähnliche Bauwerke errichtet:
Land | Bauwerke |
Sudan | Im nubischen Gebiet südlich von Ägypten gibt es ebenfalls Pyramiden, die zu den Kulturen von Nubien gehören. Die Pyramiden von Meroe sind Strukturen, die zwischen dem 4. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. entstanden. |
China | In der Provinz Shaanxi in China gibt es die sogenannten "Pyramiden von Xi'an", die tatsächlich große Grabhügel für chinesische Kaiser der Qin-Dynastie sind. Sie sind nicht so gut erhalten wie die ägyptischen Pyramiden. |
Südamerika | Einige prähistorische Kulturen in Südamerika haben ebenfalls pyramidenähnliche Strukturen errichtet. Zum Beispiel die Huaca-Pyramiden in Peru, die von den Moche-Kulturen gebaut wurden. |
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Steinpyramide: Funde belegen ausgeprägten Pferdekult
Wozu die Steinpyramide in der eurasischen Steppe diente, ist bislang unbekannt. Sie ist von außen mit Abbildungen von Pferden und anderen Tieren geschmückt. Zudem wurden Bronzewaffen, Werkzeuge und Schmuck im Umfeld des Bauwerks entdeckt. "Funde bei Ausgrabungen, Keramik, weibliche Goldohrringe und andere Schmuckstücke weisen darauf hin, dass diese Bronzezeit das Zentrum der Kultur in der Antike war", berichtet Umitkaliyev weiter. Zudem haben die Forschenden Pferdeknochen rund um die Pyramide gefunden, was belegt, "dass schon damals der Pferdekult sehr ausgeprägt war", so der Historiker.
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Im Gebiet zwischen dem Kaukasus und China wurden die ersten Pferde domestiziert und für verschiedene Zwecke wie zum Beispiel den Transport, die Jagd, die Kriegsführung und zur landwirtschaftlichen Arbeit genutzt. Diese Entwicklung hatte auch Auswirkungen auf die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen der betroffenen Gesellschaften und trug zur Entstehung und Ausbreitung verschiedener Kulturen und Imperien bei. Dazu gehören die Jamnaja-Kultur, die Skythen, die Hunnen und das Mongolische Reich unter der Führung von Dschingis Khan.
Die daraus hervorgegangenen Reiternomaden stießen in verschiedenen Wellen nach Europa vor, aber eine der bemerkenswertesten Bewegungen fand während der späten Bronzezeit statt. Sie wird oft mit der Verbreitung der indoeuropäischen Sprachen in Verbindung gebracht. Von den Steppenkulturen sind heute nur noch Grabhügel und Ruinen erhalten. Die Ausgrabungen von Umitkaliyev und seinen Kollegen sind aktuell noch im Gange.