München. Vier Staffeln lang spielte Tanja Wedhorn die krebskranke Fritzie. Hier verrät die Schauspielerin, warum ihr die Rolle so viel bedeutet.
Als krebskranke Lehrerin in der Serie „Fritzie – Der Himmel muss warten“ fand Schauspielerin Tanja Wedhorn („Praxis mit Meerblick“) eine der wohl wichtigsten Rollen ihres Lebens. Doch mit der vierten Staffel (ab 5. Oktober jeweils donnerstags ab 20:15 Uhr im ZDF) geht diese Geschichte nun zu Ende. Für die 51-Jährige war das nicht einfach, wie sie im Gespräch verrät – aber letztlich siegte auch hier ihre positive Einstellung zum Leben.
Tanja Wedhorn: Thema Brustkrebs ist „sehr wichtig“
Sie drehen aktuell die nächsten Folgen Ihrer Serie „Praxis mit Meerblick“. Nimmt die Arbeit den letzten Abschiedsschmerz nach dem Ende von „Fritzie“ weg?
Tanja Wedhorn: Das kann ich nicht so vergleichen. Fritzie war schon eine sehr besondere Rolle. Nicht zuletzt, weil das keine in sich abgeschlossenen Geschichten waren, sondern eine Zeit aus dem Leben dieser Figur, die über 224 Drehtage linear erzählt wurde, im Zentrum das Thema Brustkrebs und das in einer Intensität, wie man sie nur selten zu spielen bekommt.
Welche Gefühle hat denn das Ende von „Fritzie“ bei Ihnen ausgelöst?
Wedhorn: Als wir das im Januar erfahren haben, hat es mich wahnsinnig traurig gemacht. Ich hätte gerne eine fünfte Staffel gedreht und Fritzies Geschichte weitererzählt. Aber unterm Strich bin ich sehr dankbar, dass wir vier Staffeln lang von einer Frau um die 50 erzählen durften, die gegen den Brustkrebs und um ihr Leben kämpft. Diese Geschichte war sehr wichtig. Dieses Thema betrifft so viele Frauen, was sich auch an den Reaktionen des Publikums gezeigt hat.
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Legen Sie eigentlich nach einer so umwälzenden Erfahrung wie „Fritzie“ neue Maßstäbe an Ihre Rollen an?
Wedhorn: Nein. Meine Nora Kaminski in „Praxis mit Meerblick“ gab es vorher schon und die gibt es weiterhin. Die mag ich unglaublich, an der halte ich fest, und die ARD auch. Wir werden schon sehr früh gefragt, ob uns die Ideen für die nächsten Bücher gefallen. Ich habe im März einen Krimi gedreht, was mir unglaublich Spaß gemacht hat.
Treffen mit Brustkrebs-Patientinnen war „sehr besonders“
Ein weiteres Thema von „Fritzie“ ist die Einstellung zum eigenen Körper. Haben Sie dadurch selbst neue Erkenntnisse bekommen?
Wedhorn: Fritzie erfährt in der 4. Staffel, dass sie an genetisch bedingtem Krebs leidet. Sie muss sich fragen, ob sie sich, um das Risiko eines erneuten Krebsausbruch zu reduzieren, ihre gesunde zweite Brust abnehmen lässt. Meine allererste Reaktion als Tanja war: Klar kommt die ab. Aber ob ich das so radikal beantworten würde, wenn ich damit nicht in der Theorie, sondern in der Praxis konfrontiert wäre, kann ich nicht sagen.
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Sie lernten bei dem Dreh ja die Praxis bis zu einem gewissen Grad kennen....
Wedhorn: Wir konnten für die Szenen mit Fritzies Selbsthilfegruppe tatsächlich betroffene Frauen gewinnen. Unsere ‚Fritzie-Fiction‘ traf an diesen Tagen auf knallharte Realität, und das war unglaublich, sehr besonders.
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Heutzutage spielt ja für die Menschen die Perfektionierung des eigenen Körpers eine enorm große Rolle. Wird das zu extrem?
Wedhorn: Das Thema ist ja nicht neu. Das Streben, dem Ideal zu entsprechen und das Hadern mit dem eigenen Äußeren gibt es ja schon ewig. Wir haben so viele wichtigere Themen auf dieser Welt als die Optimierung unseres Körpers und unseres Aussehens, und es entsteht dadurch so viel Elend und Druck. Ich wünschte, es wäre anders, und wir könnten alle aussehen, wie wir aussehen, und alt werden, wie wir alt werden. Aber ich fürchte, das Rad lässt sich nicht zurückdrehen.
Wedhorn: „Ich bin grundsätzlich optimistisch“
Man kann ja sein Leben hinterfragen, ohne dass es einen dramatischen Auslöser wie bei Fritzie gibt. Inwieweit tun Sie das für sich?
Wedhorn: Ich glaube, um das dermaßen zu hinterfragen, braucht es einen Schicksalsschlag. In meinem Leben setze ich mich sehr selten zurück und sage: ‚Stopp, was wollte ich?‘ Ich bin berufstätig, mein Mann ist es auch, wir haben zwei Kinder, da geht man eben im Alltagsleben auf. Und da läuft alles gut und fein. Ich habe überhaupt kein Bedürfnis, einen solchen Schritt zu machen.
Leben Sie vielleicht ohnehin so, wie Sie es Ihren Wünschen und Bedürfnissen entspricht?
Wedhorn: Ich mache schon größtenteils Dinge, mit denen ich konform gehe. Aber es gibt trotzdem den besagten Alltag. Die Kinder haben Schulpflicht. Ich muss mich um die sorgen, da kann ich kein Ego-Shooter-Ding machen. Aber das will ich auch nicht.
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Manchmal gibt es Tage, wo sich die Welt gegen einen verschworen zu haben scheint – was auch Fritzie erlebt. Wie gehen Sie damit um?
Wedhorn: Ich habe für solche Fälle drei Menschen, die mich wieder herausholen können. Und im Lauf der Jahre weiß man, dass solche Tage dazugehören. Aber am nächsten Tag muss es nicht zwingend wieder so laufen. Ich bin da grundsätzlich optimistisch. Also: Häkchen machen, weitergehen.