London. Astrologe, Hofpoet oder Swan Upper: Für die Queen zu arbeiten galt als Privileg. Auch heute gibt es noch freie Stellen im Königshaus.

Nicht alle Jobs im Dienste der Queen waren gut bezahlt. Aber wer auf der Welt kann sich Swan Upper, Königlicher Astrologe, Hofpoet oder Dudelsackspieler der Königin nennen? Die Bezahlung gab’s manchmal sogar in Sherry.

Lange bevor der Gott des Lifestyle die Prada-Tasche, die Centurion-Kreditkarte und den Porsche Cayenne erschuf, sehnten sich die besseren Kreise nach Statussymbolen. Da das Shopping im Jahr 1183 nur begrenzt möglich war, wurde damals in Großbritannien der Schwan zum königlichen Vogel erklärt. Knapp 300 Jahre später wurde wenigen privilegierten Familien die Ehre zuteil, den Flattermännern Wappen in den Schnabel zu ritzen – quasi als Label-Vorläufer am lebenden Objekt.

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Royale Berufe: Vom Hofpoeten bis zum Sternengucker

Rotröcke im Dienste der Langsamkeit: Jedes Jahr in der dritten Juli-Woche ist es so weit: Die Schwäne an der Themse werden markiert, die Erben des Schwanen-Privilegs stechen auf traditionellen Holzbooten zwischen Sunbury und Abingdon in den Fluss – und brauchen für die 79 Meilen immerhin fünf Tage. Der Job ist hochbegehrt, meist winken noch Shake-Hands mit dem britischen Staatsoberhaupt, jede Menge Gläschen, die auf der – in doppelter Hinsicht – feuchten Reise zu kippen sind. Dazu noch schicke rote Jacken, die ihre Träger als Uradel der Themse-Anlieger ausweisen. Die Vögel dürfen sich auch freuen: Statt Schnitzarbeiten am Schnabel gibt es heute nur noch Ringe an den Fuß.

Die Erben der hochbegehrten Swan-Upper-Jobs stechen jedes Jahr im Juli auf traditionellen Holzbooten in den Fluss, um die Vögel zu markieren. Früher wurden den Schwänen Wappen in die Schnäbel geritzt, heute bekommen sie nur noch Ringe an den Fuß.
Die Erben der hochbegehrten Swan-Upper-Jobs stechen jedes Jahr im Juli auf traditionellen Holzbooten in den Fluss, um die Vögel zu markieren. Früher wurden den Schwänen Wappen in die Schnäbel geritzt, heute bekommen sie nur noch Ringe an den Fuß. © dpa | Jonathan Brady

Noch lyrischer als die nostalgische Schwanen-Orgie ist der Hauptberuf des „Poet Laureate“. Der Ehrentitel des Hofpoeten geht an Zeitgenossen, die sich besonders um die Dichtkunst im Lande verdient gemacht haben – allerdings von vorneherein beschränkt auf zehn Jahre. Bis 2019 war dies eine Dame: Carol Ann Duffy, erfolgreiche Verfasserin von Gedichtbänden und Märchen für Kinder und Erwachsene, hauptberuflich Dozentin an der Universität Manchester.

Die historische Dotierung des Jobs: 200 Pfund im Jahr plus eine Flasche Wein des Typs „Canary“ (Kanarienvogel), obendrauf noch ein Barrel (etwa vier Liter) Sherry im Jahr, natürlich seit Jahrhunderten verbrieft. Möglicherweise frei nach dem Grundsatz: Intelligenz säuft. Und im Gegensatz zu früheren Hofdichtern musste Duffy auch nicht ständig Lobpreisungen auf den jeweiligen Monarchen reimen.

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Sterne sehen für die Royals – seit 1675: Die Queen löste in der Zeitung lieber Kreuzworträtsel, als dass sie Horoskope las. So gesehen passt der Royale Astronom, den es seit 1675 gibt, auch besser als ein Royaler Astrologe (den es nicht gibt). Wer unter diesem Prädikat für die Queen in die Sterne gucken durfte, musste Wissenschaftler sein. Der letzte Astronom ist überdies auch noch adlig: Martin Rees, Baron Rees of Ludlow – im Amt seit 1995.

Königlicher Dudelsackspieler: Musikalische Begleitung in die Gruft

Wer blies den Marsch? Queen’s Piper! Inzwischen King’s Piper, der königliche Dudelsackspieler. Den seit 1843 verliehenen Titel „Piper to the Sovereign“, trägt seit 2021 Major Paul Burns, der die verstorbene Queen Elizabeth II. auf ihrem letzten Weg in die königliche Gruft in der St. George’s Chapel begleitete. Hauptberuflich sind die Bläser des komplizierten Instruments seit 1965 immer aktive Angehörige des Militärs. Ihr Dudelsack musste an jedem Wochentag um 9 Uhr morgens für exakt 15 Minuten unter dem Fenster der Queen erklingen – auf jeden Fall, wenn sie im Buckingham Palast, in Windsor Castle oder auf ihren schottischen Schlössern Holyroodhouse und Balmoral weilte. Bei jedem Wetter – sogar bei Sonnenschein!

Major Paul Burns, der persönliche Dudelsackspieler von Elizabeth II. vom Royal Regiment of Scotland, beendete 2022 mit dem traditionellen Klagelied
Major Paul Burns, der persönliche Dudelsackspieler von Elizabeth II. vom Royal Regiment of Scotland, beendete 2022 mit dem traditionellen Klagelied "Sleep, Dearie, Sleep" den Staatsakt vor der Beisetzung der Queen in der Westminster Abbey. © dpa | Gareth Cattermole

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Edler Herr des Hufschlags: Ein Machtposten im Hofstaat war lange Zeit der „Master of the Horse“. Bis 1924 sogar ein politisches Amt, das mit jedem Regierungswechsel neu vergeben wird. Heute ist die Verantwortung für die Stallungen, Kutschen und royalen Pferde mehr ein prestigeträchtiges Ehrenamt, meist in Adelshand. Wie auch beim langjährigen Amtsinhaber Lord Vestey, der vor allem bei Traditionsveranstaltungen von 1999-2018 präsent war.

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Sie glauben, das war schon alles? Dann gehen Sie doch mal auf die Webseite des Königshauses (www.royal.gov.uk). Dort gibt es noch freie Stellen – auch für ganz normale Berufe. Sogar mit Bezahlung.

Dieser Text erschien zuerst im Magazin „Frau im Spiegel Royal“, welches wie diese Redaktion zur Funke Mediengruppe gehört.