London. Queen Consort Camilla ist weltberühmt. Den Namen ihrer Urgroßmutter kennt man weniger. Dabei haben beide eine royale Gemeinsamkeit.

Ein Schicksal verbindet König Charles III., 74, und seinen Ur-Urgroßvater König Edward VII. (1841-1910) schon in nüchternen Zahlen: Der Senior war 60 Jahre lang „Prince of Wales“, bis er auf den Thron kam. Charles war das über 50 Jahre. Soweit die historischen Daten. Die andere, weitaus pikantere Gemeinsamkeit: Beide hatten – auch während ihrer Ehen – ein Herz für andere Damen als ihre Gattinnen. Edward für Alice Keppel (1868-1947), der andere für Camilla, 76, geborene Shand, geschiedene Parker-Bowles, welche erst Herzogin von Cornwall, letztlich Queen Consort wurde. Und noch pikanter: Alice war die Urgroßmutter von Camilla!

Die dynastischen Pflichten hatten König Edward und seine Ehefrau Prinzessin Alexandra von Dänemark (1844-1925) zügig und effizient erfüllt: In sieben Jahren kamen sechs gemeinsame Kinder zu Welt – danach trennten sich ihre amourösen Wege. Während Edward hier als höchst aktiv bekannt war, verpasste der britische Hochadel Alexandra relativ offen das Prädikat „frigide“. Edwards wechselnde Geliebte scheiterten vor allem an ihrer Indiskretion, da kam die 29-jährige Alice Keppel im Jahr 1898 gerade richtig. Die stammte als Tochter von Admiral Sir William Edmonstone, 4th Baronet (1810-88) nicht nur aus den besten Kreisen, sondern hatte auch bereits zwei Töchter und einen Ehemann, den Offizier George Keppel (1865-1947). Zeitgenossen rühmten die zierliche, aber ausgesprochen attraktive Alice als Frau, die überall Sonnenschein und Freude verbreitete. Selbst bei dem als mürrisch und aufbrausend geltenden Edward VII.

Royals: Camillas Uroma wurde aus Palast geworfen

Tatort: London, 30 Portman Square: Wenn der König – und das geschah wohl häufig – zu Alice kam, zog sich der Ehemann diskret zurück, ging spazieren oder ins Pub. Der Lohn zu königlichen Lebzeiten: Die Aufnahme in den „Royal Victorian Order“ plus ein gut bezahlter Job bei Teehändler Sir Thomas Lipton (1848-1931). Dafür ertrug er mit der Geduld eines mazedonischen Bergesels und trappistenhaftem Schweigen die Extratouren seiner Angetrauten. Immerhin: Die früheren Liebschaften seiner Gattin mit Kleinadligen – 2nd Baron Grimthorpe und 2nd Baron Allington – hatten sich für ihn in keinerlei Weise gelohnt.

Wenn der König vorbei kam, zog sich der Mann von Camillas Urgroßmutter diskret zurück und ging spazieren. Auch Camilla und König Charles trafen sich einst heimlich.
Wenn der König vorbei kam, zog sich der Mann von Camillas Urgroßmutter diskret zurück und ging spazieren. Auch Camilla und König Charles trafen sich einst heimlich. © picture alliance | Matt Dunham

Auch auf politischer Ebene gewann Alice erhebliche Bedeutung: Sie korrespondierte, historisch nachgewiesen, mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II.; Premierminister Lord Asquith dankte der als – wen wundert’s – liberal geltenden Alice schriftlich für „kluge Ratschläge“; dem portugiesischen Minister Marquis de Soveral klagte Mrs. Keppel in einem Brief ihre Besorgnis über die in ihren Augen schlechten Ärzte, die Edward versorgten. Auf dessen Wunsch wurde sie 1910 ans königliche Totenbett beordert. Kaum verlor Edward das Bewusstsein, wurde sie des Palastes verwiesen, durfte nicht einmal im Kondolenzbuch unterschreiben.

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Gut versorgt hatte Edward Alice schon zu Lebzeiten. Nie mit Geld, dafür aber mit Schmuck und Gewinnbringendem wie Gummi-Aktien. Die veräußerte sie später für 50 000 Pfund (entspricht heute etwa 10 Mio. Euro), was einschließlich des Kaufs der „Villa dell’Ombrellino“ (Erstbesitzer: Galileo Galilei) für ein sorgenfreies Leben bis zum Tod von Alice im Jahr 1947 reichte. Wochen später starb Gatte George in seiner Suite im Londoner „Ritz“. Die Ehe galt bis zuletzt als ausgesprochen glücklich.

Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin „Frau im Spiegel Royal“, das wie diese Redaktion zur Funke Mediengruppe gehört.