Sydney. Auch wer in der Schule nicht aufgepasst hat, weiß: Australien liegt nicht in Europa. Warum ist das Land dann beim ESC 2024 dabei?
- Schon seit 2015 nimm Australien am Eurovision Song Contest teil
- Beim ESC 2024 sind erneut Teilnehmer aus Down Under am Start
- Doch warum darf das Land, das nicht in Europa liegt, eigentlich teilnehmen?
Rein geografisch sind Perth und Malmö fast 14.000 Kilometer voneinander entfernt. Im schwedischen Malmö findet der diesjährige Eurovision Song Contest, kurz ESC, statt. Dass unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch Australier sind, ist für manchen erstmal befremdlich. Denn über eines lässt sich nicht streiten: Australien liegt nicht in Europa.
Um zu verstehen, warum die „Aussies“ trotzdem seit 2015 beim ESC mitsingen, muss man ein wenig in die Geschichte blicken. Der Eurovision Song Contest fand erstmals in den 1950er Jahren statt. Damals ging es um ein recht pragmatisches Ziel – nämlich den neuen Programmaustausch der Europäischen Rundfunkunion (EBU) zu unterstützen. Außerdem wollte man eine gemeinsame europäische Identität fördern. Australien ist seit 1973 assoziiertes Mitglied der EBU und nimmt auch an anderen Veranstaltungen und Programmen teil, die von der Rundfunkunion organisiert werden.
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Australien ist ein Multikulti-Land – und der ESC ein Teil davon
Nachdem der ESC sich über die Jahre eine stattliche Fangemeinde aufbaute, schalteten sich auch die Australier ab 1983 vom anderen Ende der Welt aus zu. Dort wird der Song Contest vom sogenannten Special Broadcasting Service (SBS) ausgestrahlt, einem Sender, der den Auftrag hat, dem multikulturellen Australien zu dienen und es zu repräsentieren.
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„So wie die EBU versuchte, eine europäische Öffentlichkeit zu schaffen, bestand die Rolle von SBS in der australischen Fernsehlandschaft darin, eine multikulturelle australische Öffentlichkeit zu schaffen, die auch global ausgerichtet war“, schrieb die Humanwissenschaftlerin Jessica Carniel von der University of Southern Queensland einst in einer Abhandlung zum ESC. „Die Popularität des Song Contests in Australien ist sowohl ein Faktor als auch ein Ergebnis davon.“
Sprich: Australien ist ein Einwanderungsland, viele Immigranten stammen aus Europa. „Indem wir Teil von Eurovision werden, erkennen wir an, dass Europa Teil unserer nationalen DNA ist“, kommentierte die ukrainisch-stämmige Dokumentarfilmerin Julia Nalivaiko in einem Meinungsstück für den Sender SBS. Durch das Anschauen des ESC lerne das australische Publikum ganz automatisch andere Kulturen kennen. Vor allem Kinder würden so zumindest ein wenig Wissen über so manche für sie „obskure“ Länder sammeln.
Eurovision Song Contest: Die Australische Treue wurde belohnt
Die Treue der heimwehkranken Europäer am anderen Ende der Welt wurde 2015 erstmals belohnt. Zum 60. Jubiläum des Eurovision Song Contests lud man auch Australien zur Teilnahme ein. In Down Under war die Freude riesengroß: „Wir durften direkt ins große Finale nach Wien in Österreich“, jubelte man bei SBS.
Und als Scherz hintendrein: Ab nach „Austria“ – aber das würde sich ja auch schon fast wie „Australia“ anhören. Der australische Vertreter – der Sänger Guy Sebastian – schnitt dabei auch recht passabel ab: Er schaffte es immerhin auf den fünften Platz. Ein Jahr später belegte seine Kollegin Dami Im sogar den zweiten Platz.
2024 wird Australien im ersten ESC-Semifinale am 7. Mai antreten. Schaffen die Australier es in die Top 10, treten sie auch im Finale am 11. Mai auf. Allein schon wegen der weiten Anreise wäre es ihnen zu gönnen.
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