Essen. Hunderttausende Mini-Solaranlagen haben eine Sicherheitslücke und müssen vom Netz. Diese Balkonkraftwerke sind betroffen, so klappt der Umtausch.

  • Mutmaßlich Hunderttausende Mini-Solaranlagen in Deutschland müssen vom Netz, weil ein wichtiges Sicherheitsbauteil fehlt
  • Zwei Monate nach Bekanntwerden der Sicherheitslücke tappen Verbraucher immer noch im Dunklen, welche Balkonkraftwerke betroffen sind
  • In diesem Artikel finden Sie eine Liste bislang bekannter betroffener Hersteller sowie Informationen, an wen sich Verbraucher wenden können

Stecker rein und los: Immer mehr Haushalte schaffen sich Balkonkraftwerke an. Doch auf den aktuellen Boom der Mini-Solaranlagen fällt ein Schatten: In Deutschland wurden mutmaßlich Hunderttausende Stecker-Solargeräte in den Verkehr gebracht, bei denen es eine Sicherheitslücke gibt.

Das Problem: In den enthaltenen Wechselrichtern fehlt ein wichtiger Sicherheitsschutz (N/A-Schutz). Das nur wenige Euro teure Bauteil soll in Sekundenbruchteilen dafür sorgen, dass die Anlage stromfrei ist, sobald der Stecker aus der Steckdose gezogen wird. Sonst besteht die Gefahr eines Stromschlags, falls die Stecker-Kontakte berührt werden. Ohne dieses Relais verstößt die Anlage gegen die VDE-Norm AR-N 4105 und darf in Deutschland nicht betrieben werden.

Bundesnetzagentur fordert Käufer auf, Anlagen stillzulegen

Die Bundesnetzagentur hat inzwischen Käufer von Wechselrichtern der Firma Deye und anderen betroffenen Anlagen dazu aufgefordert, die Balkonkraftwerke stillzulegen. Es sind weitere Hersteller betroffen. Doch auch über zwei Monate nach Bekanntwerden des Sicherheitsproblems fehlt noch immer eine offizielle Information für Verbraucher, welche Modelle betroffen oder nicht betroffen sind. Auch fehlt immer noch eine umfassende Übersicht, welche Hersteller einen Umtausch anbieten oder an wen sich Verbraucher wenden können.

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Laut Experten soll von den betroffenen Wechselrichtern keine direkte Gefahr auszugehen. Das Relais wäre demnach nur nötig, wenn die installierte Abschaltautomatik ausfällt. Bislang sind noch keine Fälle von Personen- oder Sachschäden bekannt geworden sind, die durch die fehlerhaften Produkte verursacht wurden. Allerdings ist die Betriebserlaubnis der fehlerhaften Anlagen erloschen, sodass Balkonkraftwerke mit betroffenen Wechselrichtern vom Netz genommen werden müssen.

In diesem Artikel finden Sie die Auflistung bislang bekannter defekter Wechselrichter. Auch erklären wir, wie Käufer fehlerhafte Wechselrichter umtauschen oder Nachrüst-Sets bestellen können. Das sind die wichtigsten Infos.

Hersteller: Deye (Ningbo Deye Technology Co, China)

Diese Wechselrichter-Modelle sind betroffen:

  • Deye SUN300G3-EU-230
  • Deye SUN500G3-EU-230
  • Deye SUN600G3-EU-230
  • Deye SUN800G3-EU-230
  • Deye SUN1000G3-EU-230
  • Deye SUN-M60G3-EU-Q0
  • Deye SUN-M80G3-EU-Q0
  • Deye SUN-M100G3-EU-Q0
  • Deye SUN-M1300G3-EU
  • Deye SUN-M1600G3-EU
  • Deye SUN-M2000G3-EU

Lösungsvorschlag des Herstellers: Nachgerüstet werden kann eine externe Box, die den Namen SUN-MI-REALY-01 trägt. Sie muss lediglich zwischen Wechselrichter und Stromanschluss gesteckt werden. Die Prüforganisationen TÜV und Intertek bescheinigen der Nachrüstlösung durch ein Zertifikat einen wirksamen Schutz. Zugleich verlängert Deye die Garantie des Wechselrichters von zehn auf 15 Jahre. In den neuen Produktlinien ist das Schutzrelais laut Deye enthalten.

Was der Kunde tun muss: Deye bietet auf dieser Seite ein Anmeldeformular an. Damit können Besitzer eines fehlerhaften Wechselrichters die Nachrüstbox bestellen. Dazu müssen Sie persönliche Daten sowie Informationen zum Wechselrichter, Angaben zum Händler, dem Modell, die Menge der Relais sowie die Seriennummer angeben. Alternativ kann auch eine Mail an Maildresse support@deye.solar geschickt werden. Laut Deye wird die Box kostenlos zugeschickt.

Externer N/A-Schutz für betroffene Wechselrichter: Der deutsche Hersteller Bosswerk bietet für seine Modelle BW-MI300 und und BW-MI600 diese Nachrüstbox an. Sie dürfte identisch sein mit der Nachrüstbox SUN-MI-REALY-01 von Deye.
Externer N/A-Schutz für betroffene Wechselrichter: Der deutsche Hersteller Bosswerk bietet für seine Modelle BW-MI300 und und BW-MI600 diese Nachrüstbox an. Sie dürfte identisch sein mit der Nachrüstbox SUN-MI-REALY-01 von Deye. © Bosswerk

Hersteller: Bosswerk

Diese Wechselrichter sind betroffen: BW-MI300 und und BW-MI600. Sie sind baugleich mit den Deye-Modellen SUN300G3-EU-230, SUN500G3-EU-230, SUN600G3-EU-230, SUN800G3-EU-230 und SUN1000G3-EU-230.

Lösungsvorschlag des Herstellers: Bosswerk weist Käufer darauf hin, dass die betroffenen Wechselrichter mit der externen Box SUN-MI-REALY-01 von Deye nachgerüstet werden können.

Was der Kunde tun muss: Deye bietet auf dieser Seite ein Anmeldeformular an. Damit können Besitzer eines fehlerhaften Wechselrichters die Nachrüstbox bestellen. Um die richtige Nachrüstbox zu erhalten, müssen Verbraucher im Bestellformular als Modell „SUN300/500/600/800/1000G3-EU-230“ auswählen. Alternativ kann auch eine Mail an Maildresse support@deye.solar geschickt werden. Laut Deye wird die Box kostenlos zugeschickt.

Hersteller: Anker (Solix-Balkonkraftwerke)

Dieser Wechselrichter ist betroffen: Der Wechselrichter MI60, der in den Anker Solix-Komplettpaketen enthalten ist.

Lösungsvorschlag des Herstellers: Anker Solix bietet Käufern einen kostenlosen Umtausch gegen den Anker Solix MI80-Wechselrichter und ein neues Schuko-Kabel (fünf Meter Länge) an.

Das müssen Verbraucher tun: Anker bittet betroffene Kunden, sich per Mail unter support@anker.com oder telefonisch unter+49 800 0002522 (Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr) zu melden.

Hersteller: Solovoltaik (Aldi-Balkonkraftwerke)

Dieser Wechselrichter ist betroffen: Der Mikro-Wechselrichter MMI60 von Solovoltaik. Enthalten ist er im Balkonkraftwerk 600 W „Plug & Play“ Balkon-Kraftwerk SP 175/350Wp, das in der Zeit zwischen dem 01.06.23 und 03.07.2023 bei Aldi Nord und im Aldi Onlineshop beworben wurde.

Lösungsvorschlag des Herstellers: Käufer können den Wechselrichter kostenlos umtauschen. Die Abwicklung erfolgt über Solovoltaik.

Was Kunden tun müssen: Auf dieser Webseite finden Kunden ein Webformular, um den Austausch des Wechselrichters anzustoßen. Nötig ist hierfür der Kaufbeleg, der hochgeladen werden kann.

Diese Rechte haben Verbraucher

„Juristisch ist die Sache klar“, sagte Sören Demandt, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW. „Hat der Wechselrichter keine gültige Zulassung, ist das ein Sachmangel. Der Käufer hat das Recht, die Ware zurückzugeben.“ Auch das Verbraucherschutzministerium NRW sieht Käufer im Recht: „Im Falle der in Umlauf gebrachten Steckersolar-Geräte mit fehlerhaften Wechselrichtern bestehen für betroffene Verbraucherinnen und Verbraucher grundsätzlich gesetzliche Gewährleistungsrechte gegenüber dem Verkäufer“, sagte ein Sprecher.