Berghausen. Ende des Jahres schließt „Unser Laden“: Für viele Menschen war die Nachricht ein Schock. Nun wurden Möglichkeiten für die künftige Nutzung vorgestellt.
Es ist Donnerstagmorgen. 9.50 Uhr. Der Parkplatz des Berghäuser Dorfladens ist gut gefüllt. Mit dem Einkaufskorb in der Hand nutzt der ein oder andere noch die letzten Tage zum Einkaufen, bevor das Geschäft für immer schließt. Im April hatten das Sozialwerk St. Georg und seine Tochtergesellschaft georgs.plus die Schließung der „Unser Laden“-Filialen bekanntgegeben. Für viele Menschen ein Schock. „An Ihnen hat es aber ganz sicher nicht gelegen, dass der Laden geschlossen wurde“, sagte Klaus Heimann, Handelsexperte und Gründer von Dorfläden, am Mittwochabend an die Berghäuser gerichtet. Gemeinsam mit Christian l‘Hiver und Julia Eitzenhöfer von der Stadt Bad Berleburg machte er den Menschen während einer Info-Veranstaltung in der Kulturhalle Mut und zeigte auf, welche Möglichkeiten es für den Laden gibt.
Dass der Dorfladen den Menschen im Ort wichtig ist, zeigte sich auch an den zahlreichen Besuchern der Info-Veranstaltung, unter ihnen auch viele junge Menschen. Acht Monate lang habe man gemeinsam versucht, einen möglichen Nachfolger zu finden. „Wir haben viele Gespräche geführt, aber leider haben im Nachgang alle abgesagt“, so Christian l‘Hiver. Es folgte eine Umfrage, die sich vor allem an die Menschen in Berghausen richtete und unter anderem ihr Einkaufsverhalten und ihre Bedürfnisse im Bereich der Grund- und Nahversorgung herausstellen sollte. „Die meisten Teilnehmer sind berufstätig“, berichtete Julia Eitzenhöfer. Und die Zahl lässt sich sehen: 705 Menschen haben teilgenommen - „bei 1300 Einwohnern in Berghausen ein top Ergebnis“. Und 507 von ihnen berichteten, dass ihnen der kleine Laden massiv fehlen wird.
Beim Einkaufen in einem (teilweise) digitalen Laden gehen die Meinungen auseinander: 350 sagen „Nein“, 178 könnten sich mit einer Hybridlösung zufriedengeben, 255 sagen „Ja“. Auch beim Thema Genossenschaft gab es unterschiedliche Meinungen - immerhin: Einige Menschen können sich ein Engagement, wie auch immer, durchaus vorstellen. Christian l‘Hiver machte jedoch klar: „Für uns ist es die einzige Möglichkeit, den Laden zu erhalten.“ Dafür brauche es Engagierte, aber auch einen Aufsichtsrat und einen Vorstand. Sorgen müsse man sich nicht machen: „Man haftet lediglich mit seinem Anteil.“ Und der liegt bei 250 Euro - einmalig.
„Für uns ist es die einzige Möglichkeit, den Laden zu erhalten.“
Und auch Klaus Heimann machte den Menschen Mut: „Man muss keine Angst haben, dass solche Läden geschlossen werden. Die Menschen in den Dörfern haben gemerkt, wie wichtig der Laden für sie ist.“ Heimann ist davon überzeugt, dass das Konzept funktioniere. „Qualitätsbezogene Einkaufsmöglichkeiten sind zeitgemäß und gewinnen zunehmend an Bedeutung.“ Paketshop, eine Möglichkeit zum Geldabheben, regionale Produkte - Dorfläden haben einiges zu bieten. „Aber er ist mehr als nur eine Einkaufsmöglichkeit, er ist vor allem ein sozialer Treffpunkt“, so Heimann. „Und warum hat der Laden dichtgemacht? Hat er ein Defizit gefahren? Es gab doch sicherlich Zuschüsse“, wollte eine Besucherin wissen. „Der Vorstand hat gewechselt“, berichtete Klaus Heimann. „Der neue Vorstand geht leider einen anderen Weg.“ Das stimme so nicht, berichtete Tino Strackbein, Regionalleiter für Wittgenstein beim Sozialwerk St. Georg. „Die Gründe liegen nach wie vor in der wirtschaftlichen Entwicklung.“ Zwar habe es einen Wechsel im Vorstand gegeben, der aber betreffe laut Strackbein nicht den Bereich der Läden.
„Man muss keine Angst haben, dass solche Läden geschlossen werden. Die Menschen in den Dörfern haben gemerkt, wie wichtig der Laden für sie ist.“
Was das künftige Modell betrifft, so ist auch für Klaus Heimann die Genossenschaft das sicherste Modell. Und er rechnete konkret vor: „Der Gesamtkapitalbedarf liegt bei 62.500 Euro.“ Das mache schlussendlich 250 Anteile. Mit ein Grund: „Der Vermieter der Immobilie Christof Wetter hat sich bereit erklärt, das Inventar zu erwerben. Sie bekommen also einen fertigen Laden.“ Laut seiner Rechnung würden bereits ab dem zweiten Jahr schwarze Zahlen geschrieben. „Es lohnt sich.“
Ob sich genügend Anteilzeichner für eine Genossenschaft finden? Bis zum 6. Januar können sich Interessierte bei Ortsvorsteherin Charlotte Linde-Reber sowie bei Christian l‘Hiver (c.lhiver@bad-berleburg.de) und Julia Eitzenhöfer (j.eitzenhoefer@bad-berleburg.de) melden. Im Januar solle dann auch zeitnah die erste Sitzung des Arbeitskreises stattfinden.