Dotzlar/Berghausen. Ortsvorsteher Dirk Jung befürchtet eine schnelle Schließung. Das Sozialwerk erläutert, was hinter den neuen Öffnungszeiten steckt.
„Wir müssen uns für das Dorf engagieren“, sagt Dotzlars Ortsvorsteher Dirk Jung. Das brennendste Problem aktuell ist die Zukunft des Dorfladens. Nachdem das Sozialwerk St. Georg Ende April die Schließung seiner beiden Lebensmittelgeschäfte „Unser Laden“ in Berghausen und Dotzlar spätestens zum Jahresende 2024 angekündigt hat, wird hinter den Kulissen bereits fieberhaft an einer Lösung für die Zukunft gearbeitet.
Doch Dotzlars Ortsvorsteher Dirk Jung macht sich große Sorgen, ob die Zeit ausreicht, um eine tragfähige Lösung zu finden. „In der Pressemitteilung des Sozialwerkes hieß es spätestens bis zum Jahresende. Das kann also auch früher der Fall sein. Und ich glaube, St. Georg steuert genau darauf hin“, sagt Jung. Er stützt seine These auf eine vorbereitete Veränderung der Öffnungszeiten, die das Sozialwerk auf Einwirken aus dem Ort noch einmal angepasst hat. „Die wollten den Markt mittwochs und samstags schließen und er sollte erst um 8 statt um 6 Uhr öffnen“, berichtet Jung im Gespräch mit der Redaktion. „Das ist doch Wahnsinn, die machen wochentags zwischen 6 und 8 Uhr den größten Umsatz“, berichtet der Ortsvorsteher von seinen Gesprächen mit den Mitarbeiterinnen. „Zum Glück hatten die das noch nicht ausgehängt“, so Jung. Nach Rücksprache mit Tino Strackbein vom Sozialwerk St. Georg seien diese Änderungen zum Teil rückgängig gemacht worden.
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Das bestätigt auch Strackbein im Gespräch mit der Redaktion. „Wir haben ab kommender Woche Dienstag von montags bis freitags von 6 bis 16 Uhr und samstags von 6 bis 12 Uhr geöffnet. Mittwochs bleibt der Laden geschlossen.“ Diese Regelung gelte außerdem ausschließlich für „Unser Laden in Dotzlar“. Der zweite Laden in Berghausen bleibt davon unberührt.
Tino Strackbein begründet die Verkürzung der Öffnungszeiten und auch eine mögliche vorgezogene endgültige Schließung mit den anstehenden Veränderungen beim Personal. „Wir werden in dem Bereich eine Fluktuation haben. Es kommt darauf an, ob und wann Mitarbeitende eine neue Arbeit finden. Wir werden den Mitarbeitenden auch Angebote für eine Weiterbeschäftigung unterbreiten. Und dann müssen wir warten, ob das passt. Die Zukunft der Mitarbeitenden ist für uns ein ganz wichtiges Thema.“
Ortsvorsteher Dirk Jung macht sich aber nicht nur Sorgen um die sechs Beschäftigten in Dotzlar und die weiteren in Berghausen. „Ein Dorfladen ist ja nicht nur zum Einkaufen da, er ist auch ein Treffpunkt, eine Kommunikationszentrale. Ich hätte mir da mehr von einem sozialen Träger wie Sankt Georg erwartet“, sagt Jung und rechnet vor, dass der Laden sehr gute Umsätze mache.
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Dem entgegnet Tino Strackbein, dass auch das Sozialwerk rechnen müsse. „Hier geht es um Steuergelder“, macht der Bad Laaspher deutlich, woher die finanziellen Fördermittel kommen, mit denen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen integriert werden. Außerdem müsse das Sozialwerk, das unter dem Dach von „Unser Laden“ in Berghausen auch Menschen mit Unterstützungsbedarf beschäftigt, wirtschaftlich arbeiten. Auch eine Quersubventionierung zwischen den beiden defizitären Läden und anderen Bereiche des Sozialwerkes sei dauerhaft keine Lösung, zumal sich die Finanzierung der Aufgaben des Sozialwerkes durch Änderungen des Bundesteilhabegesetzes verändern wird. Mit Blick auf die wirtschaftliche Lage sagt Strackbein: „Es gibt ja auch einen Grund, warum die kleinen Läden in den Dörfern schließen.“
Den unterschwelligen Vorwurf, dass es dem sozialen Träger nicht um das Wohl der Dörfer geht, will Tino Strackbein so nicht stehen lassen. „Wir hoffen, dass möglichst zügig eine Nachfolgelösung gefunden wird.“
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Die Stadt Bad Berleburg arbeitet ebenfalls an der Zukunft der Nahversorgung in den Dörfern und hat nicht nur das Pilotprojekt „Insen Laare“ in Elsoff oder die beiden „Unser Laden“ des Sozialwerkes begleitet, sondern ist aktuell dabei, die Genossenschaftsstruktur für Dorfläden nach den Modellen in Girkhausen und Wingeshausen auszubauen: Christian l’Hiver von der Stabsstelle Wirtschaftsförderung betont: „Wir sind zurzeit noch in internen Abstimmungsgesprächen, wie eine nachhaltige Lösung aussehen könnte. Natürlich sind die Ortschaften Girkhausen und Wingeshausen Beispiele, die auch in Berghausen und Dotzlar berücksichtigt werden könnten.“
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Eine Genossenschaft oder einen privatwirtschaftlichen Nachfolger kann sich auch Dirk Jung vorstellen. Er will die Diskussion am Kochen halten, damit der verkehrsgünstig gelegene Laden an der Landstraße 553 nicht zu lange geschlossen bleibt, wenn „Unser Laden“ seine Türen schließt.