Bad Berleburg. Britta Böhl-Hofius ist Gleichstellungsbeauftragte der Stadtverwaltung Bad Berleburg. Sie erklärt, worum es geht und was ihr am Herzen liegt.

Kommunen und öffentliche Einrichtungen sind gesetzlich verpflichtet, eine Gleichstellungsbeauftragte zu beschäftigen. Seit 1. August 2024 hat Britta Böhl-Hofius dieses Amt bei der Stadt Bad Berleburg übernommen. Doch was genau steckt hinter der Bezeichnung? In einem Interview stellt Britta Böhl-Hofius ihre Arbeit vor und welche Projekte ihr besonders am Herzen liegen.

Wie sind Sie Gleichstellungsbeauftragte geworden?

Das Thema Gleichstellung interessiert mich bereits länger, vor allem, weil es für mich in den vielen Jahren meiner bisherigen Beschäftigung auch Berührungspunkte dazu gab. Ganz besonders zu der Zeit, als ich selbst Berufstätigkeit und Kindererziehung miteinander verbunden habe. Ich bin seit 35 Jahren bei der Stadt beschäftigt und Mutter zweier Kinder. Als Gleichstellungsbeauftragte beträgt der Stellenumfang bis zu zehn Wochenarbeitsstunden. Der zeitliche Schwerpunkt meiner Tätigkeit im Rathaus liegt nach wie vor in der Abteilung Finanzen.

Was liegt Ihnen bei dieser Aufgabe besonders am Herzen?

Letztlich geht es bei Gleichstellungsfragen mit Bezug zur Arbeitswelt immer darum, Chancengerechtigkeit zu verwirklichen. Dieses Ziel kann ich unmittelbar verfolgen, da ich bei Personalentscheidungen wie Neueinstellungen oder Beförderungen einbezogen werde. Die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf für die städtischen Mitarbeiterinnen – und auch für die Mitarbeiter – zu verbessern ist mir besonders wichtig. Das ist heute mit der Möglichkeit von Home-Office leichter zu vereinbaren.

Die Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten ist also eine Chance?

Ja, das ist einer der besten Wege für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Corona-Zeit hat da Vieles vorangebracht. Ich war selbst im Home-Office und konnte mich so – in Verbindung mit unserer allgemeinen Gleitzeitregelung – besser um meine pflegebedürftige Mutter kümmern. Die ganze Familie hat daraus positive Dinge gezogen.

Welche Ziele verfolgen Sie persönlich als Gleichstellungsbeauftragte?

Vor allem die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. Wir sollten Frauen nicht die Frage stellen: Kinder oder Beruf? Es soll beides gehen. Fragen der Verfügbarkeit von Betreuungsplätzen in Kitas und Grundschulen gehören dazu. Ich kann mir auch gut vorstellen, Aktionen wie den Boys- and Girls-Day zu unterstützen. Damit soll der Zugang zu traditionell von Männern oder Frauen dominierten Berufen für das jeweils andere Geschlecht erleichtert werden. Ein weiteres Ziel ist, den sogenannten „Gender Pay Gap“, also die Lücke durch die tendenziell geringere Bezahlung in den von Frauen dominierten Berufsbereichen, zu schließen.

Wie sieht der Arbeitsalltag aus? Was sind Ihre Aufgaben?

In den bisherigen Monaten meiner Tätigkeit als Gleichstellungsbeauftragte dominiert die Mitwirkung bei Personalangelegenheiten der Stadt Bad Berleburg. Zum Beispiel, dass bei der Auswahl für Bewerbungsgespräche ein gleicher Anteil Männer und Frauen eingeladen wird. Für die nächste Zeit steht für mich persönlich im Vordergrund, den Austausch mit erfahrenen Kolleginnen zu suchen und mich noch tiefer in das Arbeitsfeld einzufinden.

Und wenn Probleme auftreten?

Ich möchte die Frauen in unserer Verwaltung ermuntern, bei Beratungsbedarf Kontakt mit mir aufzunehmen. Mir ist es wichtig, Anliegen in vertraulicher Atmosphäre zu besprechen und gemeinsam konstruktive Lösung zu entwickeln. Ein fiktives Beispiel – das ist natürlich nicht passiert: Eine Frau arbeitet beim Bauhof und wird bei bestimmten Aufgaben nicht mit eingebunden, obwohl sie die Arbeit ausführen kann. Sie braucht nur etwas länger als die männlichen Kollegen. Dann würde ich als Vermittlerin ein Gespräch mit beiden Seiten suchen, um das Problem zu klären. Kommunikation ist ganz wichtig.

Was sind die Hürden bei der Gleichstellung zwischen Männern und Frauen?

Die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten und der früheren Frauenbeauftragten ist von einem stetigen Wandel geprägt. Vieles von dem, was schon erreicht worden ist, muss bewahrt werden. Andererseits sorgen Umbrüche im gesellschaftlichen und beruflichen Umfeld dafür, dass Aufgaben und Ziele neu definiert werden müssen. Ich sehe die Gleichstellungsarbeit als einen langen Weg, auf dem Etappenziele zu erreichen sind.

Was halten Sie von der Frauenquote?

Hier muss man sicherlich differenzieren. Sofern es um eine gleichberechtigte Repräsentanz der Geschlechter geht, bspw. bei der Zusammensetzung politischer Gremien, könnte die Einführung einer Quote durchaus sinnvoll sein. Auch in Entscheidungsgremien großer Institutionen und Unternehmen könnte mit einer Frauenquote sicherlich vieles bewirkt werden. In kleineren Betrieben oder Verwaltungen wäre eine Quotenregelung dagegen kaum umzusetzen und dementsprechend für die Sache der Frau auch nicht hilfreich.

Wurden Sie schon mit Vorurteilen bezüglich Ihrer Position konfrontiert?

Nein. Die Gleichstellungsarbeit wird nach meiner bisherigen Wahrnehmung durchweg positiv gesehen. Es geht um Frauen und Männer. Aus der Vergangenheit heraus müssen Frauen aufholen, es gibt bereits viele Verbesserungen. Aber das soll zu keiner Benachteiligung von Männern führen. Es geht um Chancengleichheit für alle. Es bleibt auch in Zukunft eine Aufgabe, dieses Bewusstsein weiter zu schärfen.

Warum ist die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten wichtig?

Es ist wichtig, dass Frauen eine verlässliche Ansprechpartnerin für ihre individuellen Anliegen haben und Unterstützung finden. Hier im Rathaus werden die Inhalte sehr gut umgesetzt und ich möchte ein Stück weit Impulsgeberin nach Außen sein. Zeigen, was alles in die Thematik hineinspielt und wie jeder betroffen ist. Die Bevölkerung soll sich im Positiven damit auseinandersetzen.

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