Bad Laasphe. Lisa Werthenbach kümmert sich im Bad Laaspher Rathaus um Kolleginnen und Kollegen, ist aber auch Ansprechpartnerin der Bürgerinnen und Bürger.
Die Diskussion rund ums sogenannte Gendern beim Sprechen und Schreiben ist voll im Gange, das Thema „Gleichstellung“ rückt immer mehr in den Fokus, auch in den Rathäusern. Dazu heute im Gespräch: Lisa Werthenbach, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Laasphe. Sie kann sich vorstellen, dass mehr Männer in Teilzeit arbeiten – während Frauen in bestimmten Bereichen immer noch in der Minderheit sind.
Zunächst einmal: Welche Aufgaben hat eine Gleichstellungsbeauftragte wie Sie im Rathaus?
Die Gleichstellungsstelle beziehungsweise die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Laasphe verfolgt das gesetzliche Ziel, Frauen und Männer eine gleichberechtigte Stellung zu verschaffen. Weiterhin ist sie Ansprechpartnerin für die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Bad Laasphe. Zu den Aufgaben gehören unter anderem:
Beratung von Bürgerinnen und Bürgern in Not, zum Beispiel bei Problemen im häuslichen oder öffentlichen Bereich
Unterstützung bei Fragen, Beschwerden und Anregungen zu gleichstellungsrelevanten Themen wie Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Pflege, Schutz vor sexueller Belästigung etc.
Vermittlung von Kontakten zu anderen Beratungsstellen oder Institutionen
Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zu Themen der Frauen- und Gleichstellungspolitik
Ansprechpartnerin für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung Bad Laasphe in Fragen der Gleichstellung und Frauenförderung
Organisation von Veranstaltungen, zum Beispiel anlässlich des Weltfrauentages, sowie von Angeboten zur Mädchen- und Jugendförderung
Beteiligung an Prozessen und Personal-Entscheidungen innerhalb der Stadtverwaltung Bad Laasphe
Erstellung eines Gleichstellungsplanes für die Stadtverwaltung Bad Laasphe und Unterstützung der Verwaltung bei dessen Umsetzung
Lesen Sie auch: Debatte um Gendersprache: Wie gendert Wittgenstein?
Stichwort Gleichstellung: Wo drückt da im Moment bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, also dem Rathaus-Personal, ganz konkret der Schuh?
Politik wird klar von Männern dominiert
Im Bad Laaspher Rathaus arbeiteten 2020 insgesamt 138 Bedienstete, darunter 84 Frauen und 54 Männer. Durchschnittsalter: etwa 48 Jahre. Allein 34 der Frauen und 15 der Männer sind in der Verwaltung beschäftigt, weitere 28 Frauen als Reinigungskräfte und 14 Männer beim Bauhof.Bei den Vollzeit-Beschäftigten sind insgesamt 21 Personen weiblich und 44 männlich – während es bei den Teilzeit-Beschäftigten genau umgekehrt ist: Hier sind nämlich 63 Personen weiblich und zehn männlich.Laut dem aktuellen Gleichstellungsplan sind die weiblichen Bediensteten in fast allen Führungsebenen unterrepräsentiert. „Lediglich in der untersten Führungsebene der Abteilungsleitung wird eine geschlechterspezifische Ausgeglichenheit erreicht“, heißt es in dem Papier.Unterdessen wird die Bad Laaspher Kommunalpolitik klar von Männern dominiert: Von 134 Ausschuss- und Ratsmitgliedern sind 99 männlich, aber nur 35 weiblich. Aktuell gibt es 17 Ortsvorsteher in den Bad Laaspher Dörfern, aber nur vier Ortsvorsteherinnen.
Die Gleichstellungsbeauftragte hat gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Vertrauensverhältnis aufgebaut und unterliegt der Schweigepflicht. Daher kann sie in diesem Rahmen keine konkreten Probleme aus der Belegschaft ansprechen oder weitergeben.
Der vorliegende Gleichstellungsplan 2020 bis 2025 empfiehlt zum Beispiel die Erhöhung der Frauenquote auf Ebene der Fachbereichsleitungen auf 40 Prozent oder auch die Schaffung von Unterstützungsangeboten für Frauen – zum Beispiel durch Coaching – und außerdem „flexible Führungsmodelle“. Wie soll das konkret umgesetzt werden?
Derzeit werden bei der Stadt Bad Laasphe von insgesamt elf Stellen mit Vorgesetzten-Funktion und Personalverantwortung nur zwei von Frauen besetzt. Um die Frauenquote in diesem Bereich zu fördern und zu erhöhen, empfiehlt der Gleichstellungsplan verschiedene Unterstützungsangebote für Frauen.
Zum Beispiel?
Das Mentoring zum Beispiel ist ein Prozess, in dem eine erfahrene Führungskraft, die sogenannte Mentorin oder der Mentor, die Karriere und die Entwicklung einer anderen Person unterstützt. Mentoring für Frauen wurde im Rahmen des Gleichstellungsprozesses als eine Maßnahme entwickelt, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen und Frauen für Führungspositionen zu motivieren. Mentoring dient zur gezielten Förderung angehender weiblicher Führungskräfte und Entscheidungsträgerinnen.
Neben dem Mentoring ist eine Empfehlung des aktuellen Gleichstellungsplanes ein flexibles Führungsmodell, zum Beispiel das Modell in Teilzeit, anzustreben. Derzeit werden die Führungsfunktionen bei der Stadtverwaltung Bad Laasphe allesamt noch in einer Vollzeit-Beschäftigung ausgeübt. Teilzeitmodelle ermöglichen es gerade Frauen, Führungsverantwortung zu übernehmen und dabei Beruf und Familie „unter einen Hut zu bekommen“.
Lesen Sie auch: Siegen-Wittgenstein: Weniger Fälle von häuslicher Gewalt
Es könnten Informationsveranstaltungen zum Thema „Pflege“ für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, aber auch für Bürger und Bürgerinnen angeboten werden – in Vernetzung mit der Senioren-Service-Stelle der Stadt Bad Laasphe. Wie kam es zu dieser Idee?
Die Stadt Bad Laasphe unterstützt alle Maßnahmen, die dazu beitragen, dass familiäre und dienstliche Aufgaben miteinander vereinbart werden können. Wenn nahe Angehörige pflegebedürftig werden oder sind, wird die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege für viele Familien zur Herausforderung. Im Rahmen des Pflegezeitgesetzes sowie des Familienpflegezeitgesetzes haben Beschäftigte die Möglichkeit, kurzfristig auf unterschiedliche Pflegesituationen zu reagieren. Hier besteht öfters eine Informationslücke für nahe Angehörige, die die Stadt Bad Laasphe gerne schließen möchte.
Und welche Rolle spielt die Service-Stelle?
Da im Rathaus der Kontakt mit der Senioren-Service-Stelle besteht, kam die Idee, für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, aber auch für Bürger und Bürgerinnen in Zukunft Informationsveranstaltungen oder Ähnliches durchzuführen. Auch in Vergangenheit wurden Veranstaltungen in enger Vernetzung mit der Senioren-Service-Stelle durchgeführt.
Lesen Sie auch: Mehr Netzwerk für Alleinerziehende
Erklärtes Ziel des vorliegenden Planes ist nicht nur der Abbau der Unterrepräsentanz von Frauen, sondern auch die Gleichstellung des Mannes. Wie darf man sich das vorstellen?
In verschiedenen Bereichen innerhalb und außerhalb der Verwaltung sind die weiblichen Beschäftigten in der Mehrzahl. Um dem entgegenzuwirken, sollte man versuchen, die Geschlechter-Klischees bei der Berufswahl abzubauen und Stellenausschreibungen in diesen Bereichen entsprechend attraktiver für Männer auszuschreiben.
Auch aus der Übersicht (Punkt 6.5 des Gleichstellungsplanes der Stadt Bad Laasphe) wird deutlich, dass sich immer noch mehr Frauen für ein Teilzeitmodell entscheiden als Männer. Das liegt daran, dass Frauen im Rahmen der Vereinbarkeit von Familie, Beruf sowie Pflege immer noch vorrangig eingebunden sind. Hier könnte der Arbeitgeber die männlichen Kollegen dazu motivieren, zum Beispiel komprimierte Stunden oder Teilzeitarbeit im Rahmen der Vereinbarkeit von Familie, Beruf sowie Pflege in Anspruch zu nehmen.
Inwieweit lassen sich weibliche Auszubildende von heute später dazu motivieren, sich für höherwertige Stellen zu bewerben?
Vorgesetzte der Stadt Bad Laasphe sind besonders aufgefordert, Frauen – auch weibliche Auszubildende – auf Qualifizierungsangebote anzusprechen sowie ihnen Fortbildungs-und Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Motivierend dabei: eine entsprechende Eingruppierung durch höherwertige Aufgaben und die Selbständigkeit im Aufgabengebiet
Inwiefern ist Mobbing ein Thema im Rathaus?
Für Fragen stets erreichbar
Seit dem 1. Juli 2018 ist Lisa Werthenbach aus Benfe Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Laasphe.Erreichbar ist sie im Rathaus unter 02752/909-154 oder per E-Mail an l.werthenbach@bad-laasphe.de
An jedem Arbeitsplatz gibt es – wie in der Familie – immer mal wieder Konflikte und Meinungsverschiedenheiten. Daher ist Mobbing ein Thema, das wirklich jeden etwas angeht. Die Maßnahme „Mobbing“ wurde im Gleichstellungsplan der Stadt Bad Laasphe zur Prävention für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgegriffen.
Wie geht man in der Bad Laaspher Stadtverwaltung mit klassischen Vorurteilen gegenüber den Geschlechtern um?
Der Stadt Bad Laasphe ist es wichtig, allen Menschen dieselbe Wertschätzung entgegenzubringen und ihnen vorurteilsfrei und respektvoll zu begegnen. Auch im dienstlichen Schriftverkehr wird die sprachliche Gleichstellung von Mann und Frau beachtet. In Vordrucken werden geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen verwendet. Sofern diese nicht gefunden werden können, wird die weibliche und männliche Sprachform verwendet. Gleiches gilt für die Medienarbeit: Hier verwendet die Stadt Doppelnennungen wie „Bürgerinnen und Bürger“. Städtische Stellenausschreibungen haben den Zusatz „m/w/d“.