Siegen-Wittgenstein. SPD, CDU, Freien Wähler, Grüne, FDP, Die Partei, Volt und die AfD haben ihre Kandidaten nominiert. Drei kommen aus Bad Laasphe.
Die Zeit ist knapp, in weniger als drei Monaten ist Bundestagswahl. In Siegen-Wittgenstein haben fünf Parteien bereits ihre Kandidaten gekürt. Nach CDU und SPD und Freien Wählern folgten in der letzten Novemberwoche auch FDP und Grüne. Anfang Dezember stellten auch die Partei und die AfD ihre Kandidaten auf. Drei der möglichen Bundestagsabgeordneten kommen aus Bad Laasphe.
Am Wochenende hat auch die AfD ihre Kandidaten für die Bundestagswahl am 23. Februar benannt. Mit Christian Zaum (54) fiel die Wahl auf den aktuellen Bezirksvorsitzenden und stellvertretenden Kreissprecher der AfD und gleichzeitigen Fraktionsvorsitzenden der AfD im Kreistag. Zaum ist in Bad Berleburg aufgewachsen und lebt in Bad Laasphe. Er ist Lehrer am privaten Gymnasium Schloss Wittgenstein. Nachdem Zaum bereits 2022 als Landtagskandidat für die AfD angetreten im Wahlkreis 127 (umfasst den Norden des Landkreises mit Wittgenstein) war, ist er jetzt Bundestagskandidat.
Auf Instagram kommentiert Zaum seine Kandidatur so: „Ich freue mich über meine Wahl zum Direktkandidaten in meiner Heimat Siegen-Wittgenstein. Ich bedanke mich für das Vertrauen und freue mich auf einen knackigen Winterwahlkampf.“
Bereits Erfahrung als Bundestagskandidat hat Tobias Wied aus Banfe. Der 27-Jährige wurde jetzt von Die Partei auf dem Kreisparteitag erneut nominiert. Wied war bereits 2021 Spitzenkandidat der Satirepartei gewesen. Und im Stile der Satirepartei kommentiert Wied auch seinen Erfolg: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass mir der Einzug in den Bundestag dieses Mal gelingt. Immerhin habe ich mein Wahlversprechen der Cannabis-Legalisierung eingehalten, ohne selbst Mitglied des Parlaments zu sein. Wie viel mehr könnte ich mit einem Mandat oder besser noch einem Ministeramt bewirken. Mein Ziel ist kein geringeres als dieser Republik goldene Zeiten zu bescheren.“
Der nächste und vor allem jüngste Bundestagskandidat im Bunde ist Luis Heinz aus Siegen. Beim Nominierungsparteitag in Wilnsdorf habe die Partei den 18-jährigen aus Siegen-Eisern auf den Listenplatz 20 einsortiert. Er ist damit nicht nur der jüngste Kandidat im Kreis Siegen-Wittgenstein, sondern auch der jüngste dieser Partei auf NRW-Ebene.
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Die Grünen treten erneut mit Laura Kraft als Direktkandidatin für den Wahlkreis 148 an. Die studierte Literaturwissenschaftlerin aus Siegen bringe nicht nur akademische Expertise mit, sondern auch parlamentarische Erfahrung, heißt es in einer Pressemitteilung der Partei. Die 33-Jährige lässt sich auch von aktuellen Umfragewerten für ihre Partei nicht aus der Ruhe bringen: „Wir gehen voller Zuversicht in diesen Winterwahlkampf. Die letzten Jahre haben mir immer wieder gezeigt, dass es starke Grüne im Bundestag braucht, um unser Land und unsere Region auf Kurs in Richtung Zukunft zu bringen. Dafür werde ich mich mit ganzer Kraft einsetzen!“
Dass die Literaturwissenschaftlerin aus Siegen die richtige Kandidatin ist, daran hat die Kreisvorsitzende der Grünen in Siegen-Wittgenstein, Ulrike Danier, keine Zweifel: „Laura Kraft ist Bildungspolitikerin durch und durch. In dieser Wahlperiode hat sie maßgeblich die größte BAföG-Reform aller Zeiten mitverhandelt. Sie ist eine Stimme für die Anliegen unserer Region und unserer Hochschulen“. Und auch am Spitzenkandidaten Robert Habeck glauben die Grünen: „Mit Robert Habeck haben wir einen Kanzlerkandidaten, der einen neuen, mutigen Kurs für Deutschland anbietet. Jetzt heißt es: anpacken und kämpfen – für Klimaschutz, Wohlstand, Gerechtigkeit und jede grüne Stimme in Siegen-Wittgenstein“, ergänzt Janina Singh, ebenfalls Vorsitzende der Grünen im Kreis.
Auch Gewinner nicht automatisch im Bundestag
Vor der Bundestagswahl im Februar 2025 werden die vorderen Listenplätze der Parteien umkämpfter sein denn je. Der Bundestag wird von aktuell 733 Sitzen auf 630 verkleinert. Die Wahlrechtsreform führt dazu, dass sogar Wahlkreisgewinner kein Mandat bekommen könnten, wenn sie nur ein schwaches Ergebnis erzielen. Aktuell ist der Kreis Siegen-Wittgenstein mit drei Abgeordneten in Berlin vertreten: Volkmar Klein (CDU) gewann das Direktmandat, Laura Kraft (Grüne) und Luiza Licina-Bode kamen über Listenplätze ins Parlament.
Die FDP in Siegen-Wittgenstein setzt auf ein in der Kommunalpolitik bekanntes Gesicht: Guido Müller. Der PR-Berater ist erfahrener Kommunalpolitiker, bereits seit 1999 aktiv in der Kreispolitik und seit 2009 der Chef der Liberalen im Kreistag und steht laut FDP zu „100 Prozent für unsere Heimat“, wie auf den ersten Plakatentwürfen zu lesen ist. Der 51-Jährige ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und will nur über ein Direktmandat ins Parlament. Er verzichtet auf einen Platz auf der NRW-Reserveliste: „Mein Auftrag ist es, für liberale Ideen zu werben und zu helfen, unsere Partei über die Fünf-Prozent-Hürde zu treiben. Genau das ist mein Job in den nächsten rund 90 Tagen. Wer mich im Bundestag sehen will, muss mir mit Überzeugung die Erststimme geben. Die Zweitstimme gehört der Partei.“
- So lief die letzte Bundestagswahl 2021 im Kreis Siegen-Wittgenstein
- Luiza Licina-Bode tritt wieder an
- Laura Kraft wird für die Grünen nominiert
- Benedikt Büdenbender will Nachfolge von Volkmar Klein antreten
- Benjamin Grimm tritt für Freie Wähler an
Müller nutzt seine Nominierung auch, um sich und die FDP verbal von der Ampelregierung abzukoppeln: „Aufgabe einer neuen Politik ist es, Deutschland wieder erfolgreich zu machen. Genau daran ist die Ampel grandios gescheitert. Unsere Wähler haben sich deshalb von uns abgewendet. Aber steckt man deshalb den Kopf in den Sand? Nein! Die, die uns zuletzt zweistellig gewählt haben, sind ja da. Sie wollen überzeugend von uns zurück erkämpft werden“, erklärt der selbstständige PR-Berater.
Drei Kandidatinnen und Kandidaten stehen bereits länger fest
Bereits im Oktober 2024 hatte die SPD Siegen-Wittgenstein ihre aktuelle Bundestagsabgeordnete Luiza Licina-Bode nominiert. Die Bad Laaspher Rechtsanwältin gibt sich kämpferisch: „Ich bin überzeugt davon, dass wir gemeinsam die SPD in Siegen-Wittgenstein wieder erfolgreich machen können“, schreibt die Abgeordnete in ihrem Bewerbungsschreiben, „wir müssen die gesamte Gesellschaft ansprechen, über unsere Stammwählerschaft hinaus, wenn wir Vertrauen zurückgewinnen wollen.“ Licina-Bode wuchs in Bad Berleburg auf und lebt in Bad Laasphe. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter.
In der CDU findet indes ein Generationenwechsel statt: Für Volkmar Klein (64), der 15 Jahre lang Bundestagsabgeordneter und davor 14 Jahre Landtags-Abgeordneter war, rückt ein neues Gesicht nach. Benedikt Büdenbender weiß, worauf er sich einlässt. Er war zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter im Abgeordnetenbüro von Volkmar Klein war und ist aktuell für eine Beratungsfirma in Frankfurt am Main tätig, lebt aber in Netphen. „Ich habe einfach Lust, anzupacken“, sagt der 34-jährige Netphener im Gespräch mit dieser Redaktion. Er ist Mitglied im Rat seiner Heimatstadt und im März vergangenen Jahres beim Parteitag in der Weißtalhalle in Kaan-Marienborn von der CDU Siegen-Wittgenstein zu deren Vorsitzenden gewählt worden.
Die Freien Wähler haben Benjamin Grimm nominiert. Der gebürtige Bad Fredeburger ist 43 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Töchtern. Seit 2013 lebt Grimm in Siegen und arbeitet als Zeitsoldat bei der Bundeswehr in Erndtebrück. Bis 2023 war er im Einsatzführungsdienst tätig und arbeitet jetzt im Software-Center der Bundeswehr. Grimm engagiert sich schon lange kommunalpolitisch. Seit 2020 ist er Ratsmitglied im Siegener Stadtrat. 2023 trat er nach sechs Jahren aus der CDU aus und legte den Vorsitz des CDU-Ortsverbandes nieder. Grimm schloss sich dann der Partei Freie Wähler als auch der UWG an. Für letztere sitzt er im Stadtrat. „Ich bin weiterhin Mitglied der UWG e.V. und habe im Frühjahr die Geschäftsführung übernommen, die ich bis zur Mitgliederversammlung am 12. November ausgeübt habe. Aufgrund meiner Kandidatur und der Übernahme des Bezirksvorsitzes (Der Freien Wähler/Die Red.) in Südwestfalen konnte ich die Geschäftsführung der UWG e.V. aus zeitlichen Gründen nicht weiterführen“, berichtet Grimm der Redaktion.