Raumland. René Müller beschäftigt sich seit 2017 mit Aktien als Geldanlage. Für ein Klassentreffen machte er so aus 65 Euro insgesamt 920 Euro.

„Das ist kein Glücksspiel, sondern Analyse“, sagt René Müller. „Aktien steigen, fallen etwas und steigen wieder“, erklärt der Raumländer und zeichnet dabei ein Graph auf das Blatt vor sich. „Fallen sie unter einen bestimmten Punkt, werden sie automatisch verkauft.“ So kann er zu großen Verlusten vorbeugen. Es hört sich zwar einfach an, aber dahinter steckt viel mehr.

René Müller beschäftigt sich seit 2017 mit dem Thema Aktien. „Das war learning by doing. Man zahlt Lehrgeld, aber bei Fehlern kann ich immer noch reagieren.“ Immer wieder machte der 42-Jährige Webinare, informierte sich, lernte dazu. Aber zunächst nur für sich. Bei einem Gespräch mit seiner Frau über die Rente sagte er schließlich: „Ich habe mir da etwas überlegt: Aktien zur Aufbesserung der Rente später.“

Klassenkasse wurde mit Aktien aufgebessert

Sein Wissen setzte er auch beim 20-jährigen Klassentreffen der Realschule Bad Berleburg ein. Nach der Feier waren noch 65 Euro in der Gemeinschaftskasse. Also fragt er seine ehemaligen Klassenkameraden: „Wenn ihr nichts dagegen habt, lege ich sie an. Egal, was passiert, in fünf Jahren bringe ich die 65 Euro wieder mit.“ Das war 2019. Müller legte die 65 Euro zuerst in Pennystocks an. „Pennystocks sind Aktien unter einem Dollar. Die Firma kann in einer Scheune sitzen. Aber wie bei allen Start-ups kann da was raus werden“, erklärt der 42-Jährige. Seine Wahl fiel auf eine besondere Aktie: „Eine Firma, die herausfand, dass Bienen Pflanzenschutzmittel transportieren können. Die Bienen tragen die Mittel bei der Bestäubung von Blume zu Blume weiter. Das fand ich spannend.“

„Ich beobachte die Aktien erst eine Weile, bevor ich investiere. Man muss emotionslos und analytisch vorgehen. Man darf nicht in die Aktie verliebt sein.“

René Müller
über das Aktiengeschäft

Danach wechselte er zu „Green Technology“. Während Corona sei Solarenergie stark in den Fokus gerückt, das habe sich auch in den Aktien bemerkbar gemacht. „Manchmal ist es auch ein Bauchgefühl, worein man investiert. Im Mai 2020 habe ich die Aktie für 54 Euro gekauft, im Oktober 2021 sind daraus 131 Euro geworden. Das Geld hat sich etwas mehr als verdoppelt.“ Aber auch damit gab sich der Raumländer noch nicht zufrieden. „Als Nächstes suchte ich eine Aktie im Themenbereich künstliche Intelligenz raus. Ich dachte, das kann man länger bis zum nächsten Klassentreffen 2024 laufen lassen.“

Bis August 2023 wurden aus den 65 Euro von der Klassenfeier insgesamt 920 Euro. „Die Vorbereitungen für das Klassentreffen standen demnächst an, deswegen habe ich es dann beendet“, sagt Müller. Von dem Geld plant die Klasse nun eine Wanderung und ein gemeinsames Essen.

Strategie und Analyse sind entscheidend beim Aktiengeschäft

Das Investieren in Aktien ist dabei vor allem Strategie: „Ich lasse laufen und verfeinere an Punkten, wo es nicht funktioniert hat. Man muss sich emotional vom Output lösen“, erklärt Müller. So könne man auch mal 700 Euro in einer Woche verlieren. „Das darf ich nicht persönlich nehmen, das liegt nicht an meiner Strategie. Einfach weiterlaufen lassen.“ Dann könne man den Verlust über die Zeit auch wieder reinholen. „Seit Anfang des Jahres habe ich ungefähr 35 Prozent Plus gemacht“, sagt er.

Einmal pro Woche schaut sich René Müller den Stand der Aktien an und entscheidet, wo er als nächstes investiert.
Einmal pro Woche schaut sich René Müller den Stand der Aktien an und entscheidet, wo er als nächstes investiert. © WP | Annelie Manche

Beruflich hat der Raumländer schon immer mit Finanzen zu tun: Seit 2014 arbeitete er erst in der Wirtschaftsprüfung und in der Steuerberatung, danach in der Buchhaltung. „Ich kenne mich beruflich mit Finanzen und deren Entwicklung aus, das ist ein kleiner Trumpf bei Aktien.“

Zeit für seine Investments nimmt er sich immer montags. „So eine halbe bis dreiviertel Stunde.“ Dafür nutzt der Raumländer eine Software mit Screenings, hier kann er verschiedene Parameter einstellen. Dann heißt es: Analysieren und entscheiden. „Ich beobachte die Aktien erst eine Weile, bevor ich investiere.“ Denn jede positive oder negative Nachricht zur Firma hinter der Aktie kann die Entwicklung beeinflussen. „Man muss emotionslos und analytisch vorgehen. Man darf nicht in die Aktie verliebt sein.“ Dann sei es kein Hexenwerk – auch, wenn es „bis zu einem gewissen Teil noch Roulette ist.“

ETFs als Möglichkeit zum Sparen

René Müller und seine Frau setzen mittlerweile sogar auf Aktien als Sparbuch: „Wir benutzen ETFs als Sparbuchersatz“ – ETFs sind Aktien gebündelt zu Themen, sie werden auf längere Zeit angelegt. „Rendite durch ein bisschen mehr Risiko“, sagt der Raumländer dazu. „Viele wollen mehr Sicherheit, das muss jeder für sich entscheiden.“ Er freut sich aber, wenn die Leute dem Thema gegenüber offen sind. Wenn Freunde oder Bekannte ihn fragen, worein sie investieren sollen, gibt er keine Empfehlung. „Das funktioniert nicht. Aber wenn jemand sagt, ich habe Interesse hier und darein zu investieren, kannst du mir helfen? Dann mache ich das.“

Wer gerne mehr zum Thema Budgetüberblick, Schuldenabbau und Investieren wissen möchte, hat am 14. November die Chance. Beim Volkshochschulkurs „Bessere Finanzen – Raus aus den Schulden“ gibt René Müller Tipps rund ums Thema Finanzen. Der Kurs startet um 18 Uhr in der Aula der Realschule Erndtebrück.

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