Bad Berleburg. „Es war eine harte Zeit, aber habe ich mich trotzdem schön gefühlt“, sagt Olga Rein. Friseurin Marina Marchel half ihr mit einer Perücke.
„Es war eine harte Zeit, aber habe ich mich trotzdem schön gefühlt“, sagt Olga Rein über ihre Perücke. Die 47-Jährige bekam die Diagnose Brustkrebs, wegen der Chemotherapie fielen ihr die Haare aus. Vor allem für Frauen sind Haare oft sehr wichtig, das weiß auch Friseurmeisterin Marina Marchel. Sie bietet deswegen in ihrem Salon Frisier Zone in Bad Berleburg Perücken für Krebspatienten an. „Es ist schön, dass es jemanden vor Ort gibt. Ich war so glücklich, Marina an meiner Seite zu haben“, sagt Olga Rein.
„Marina ist zu mir nach Hause gekommen. Ich hätte es nicht geschafft, zum Friseur zu gehen. Sie war mehr als eine Friseurin, sie war meine seelische Unterstützung.“
Die Krankenkassen arbeiten mit einem Perückenladen in Siegen zusammen, berichtet Rein. „Gesundheitlich konnte ich nicht nach Siegen fahren. Das hätte ich nicht geschafft“, erzählt die Berleburgerin. „Marina ist zu mir nach Hause gekommen. Sie hat mir die Haare abgeschnitten. Ich hätte es nicht geschafft, zum Friseur zu gehen. Sie war mehr als eine Friseurin, sie war meine seelische Unterstützung“, erinnert sich Olga Rein an den Tag, als sie ihre Haare abschnitten. Und auch für die Friseurmeisterin war dieser Moment nicht leicht. „Es war eine Überwindung, einer Frau eine Glatze zu schneiden. Aber ich habe mir nichts anmerken lassen“, sagt Marina Marchel. Der Friseurin ist es wichtig, das Angebot vor Ort aufrechtzuerhalten. Denn bereits ihr Vorgänger, Karl-Heinz Mettken, bot Perücken für Krebspatienten an. 2013 übernahm sie den Salon in der Berleburger Poststraße von ihm.
Beratung für die passende Perücke ist wichtig
„Die Beratung ist sehr wichtig“, sagt Olga Rein. Denn damit sich die Kunden mit ihrer Perücke wohlfühlen, ist es wichtig, herauszufinden, was sie wollen. Soll es dem natürlichen Haar, Farbe und Schnitt ähnlich sein – oder doch etwas ganz anderes? Olga Rein hatte vorher dunklere Haare. „Ich wollte immer schon blond sein, aber meine Haare nicht schädigen. Und ich wollte während der Therapie ein ganz anderer Mensch sein“, sagt sie. Deswegen entschied sie sich für eine blonde Perücke. „Ich wollte eine Veränderung, deswegen wählte ich etwas ganz anderes.“
Ihre Perücke ist aus synthetischem Haar, also Kunsthaar. „Echthaar wollte ich nicht“, sagt sie und schüttelt sich bei dem Gedanken. Aber auch das ist wieder eine ganz persönliche Entscheidung. „Eine Perücke kostet zwischen 200 und 1000 Euro“, sagt Marchel. „Echthaarperücken sind natürlich teurer als synthetische.“ Die Krankenkassen geben etwa 300 Euro für eine Perücke dazu, so die beiden Frauen.
Berleburgerin bekam positive Reaktion auf ihre Perücke
Nach einer Beratung wird der Kopf vermessen. „Wir haben drei bis vier Perücken bestellt. Die habe ich in Ruhe zu Hause anprobiert“, sagt Rein. „Ich habe ein paar Tage gebraucht, mich zu entscheiden. Mir war es wirklich wichtig, dass ich mich damit wohlfühle.“ Als die Berleburgerin ihre Perücke bekam, reagierte ihr Umfeld positiv. „Viele haben gesagt: ‚Sie sieht so echt aus‘“, so die 47-Jährige.
„Mir geht es dabei nicht um das Geld. Menschen zu helfen, macht mir Freude.“
Als Olga Rein die Haare ausfielen, wollte sie schnell eine Lösung. „Ich arbeite mit Kindern. Ich wollte nicht, dass sie mich so sehen, damit sie nicht darüber nachdenken müssen.“ Sie weiß, dass eine Krebsdiagnose viele in Schock versetzt. Die Berleburgerin gibt Privatunterricht und konnte sich die Kurse so einteilen, dass sie auch während der Chemotherapie weiter arbeiten konnte. „Ich bekam am Mittwoch die Chemo. Dann hatte ich eine Woche, um mich zu erholen und habe Dienstag Kurse gegeben. Ich wollte nicht aus dem Leben gerissen werden und in Mitleid verfallen.“
Friseurin Marina Marchel steht bei der Perückenauswahl beratend zur Seite
Friseurin Marina Marchel ist das Angebot für Krebspatienten in Wittgenstein ein persönliches Anliegen: „Mir geht es dabei nicht um das Geld. Menschen zu helfen, macht mir Freude.“ Sie berät die Kunden, gibt Tipps und steht während des gesamten Prozesses zur Seite. „Ich messe sie aus, berate, schreibe Angebote und bestelle die Perücken“, sagt sie. „Ich spreche mit der Firma, damit die Kunden die Perücken zuhause anprobieren können und ein paar Tage Zeit haben, sich zu entscheiden. Die Krankenkasse zahlt nur einmal für eine Perücke, die sollte die richtige sein.“ Die Rechnung können die Kunden anschließend bei der Krankenkasse einreichen, um das Geld erstattet zu bekommen.
Bei der Chemotherapie war Olga Rein oft die einzige mit einer Perücke: „Ich hatte sie auf, weil sie schön ist und gut sitzt. Die anderen hatten Mützen oder Tücher auf. Sie waren nicht zufrieden mit ihren Perücken“, sagt sie. „Ich wäre todunglücklich mit einer schlechten Perücke. Ich weiß nicht, ob es für alle wichtig ist, aber für mich war das ganz wichtig.“ Mittlerweile geht es der Berleburgerin wieder gut: „Ich habe alle drei Monate noch Untersuchungen, aber im Moment ist alles gut.“