Bad Berleburg. Hollywood in Berleburg: Ein Konzert voller Gänsehautmomente, Emotionen und musikalischer Hommagen an die Filmwelt zur Halbzeit der Festwoche.

Spielfreude und ein gelungenes Arrangement sind (Oscar-) Gold wert: Den Beweis dafür erbrachten jetzt Sebastian Knauer und die Berlin Soloists unter der Leitung von Gabriel Adorján im Bad Berleburger Bürgerhaus. Unter dem Titel „Hollywood“ holten sie mit dem dritten Konzert im Rahmen der Internationalen Musikfestwoche ihr Publikum in die Welt des Films und garantierten damit trotz der sommerlichen Temperaturen einige Gänsehautmomente.

Auch interessant

Zuerst führte das Konzert in das filmische Venedig. Dafür hatte Knauer, Künstlerischer Leiter der Internationalen Musikfestwoche, den Fokus auf die Lagunenstadt gelegt und auf Filme, die in Venedig spielen oder damit Berührungspunkte haben. Die Einleitung zur von Max Mueller arrangierten „Venice Suite“ spielte Knauer noch solo auf dem Klavier: Mit den ruhigen und getragenen Klängen von „Isoldes Liebestod“ von Richard Wagner (für das Klavier arrangiert von Franz Liszt) setzte er ein stimmungsvolles und entschleunigendes Ausrufezeichen, dem er Gustav Mahlers „Adagietto“ aus der 5. Sinfonie folgen ließ. Für die Suite holte sich Knauer hochkarätige Begleitung auf die Bühne: Die Berlin Soloists bewiesen ab dem ersten Ton, dass Musik nicht nur eine Kunstform ist, sondern auch die Emotionen des Publikums ohne direkte Umwege erreichen kann. Mit einer unvergleichlichen Spielfreude transportierte das Streichquintett zusammen mit Knauer am Klavier die Zuhörer direkt nach Venedig, holten die Leichtigkeit und das Plätschern des Canal Grande mit „A little Romance“ von Georges Delerue auf die Bühne, beschrieben mit ihren Instrumenten die tragische Traurigkeit mit „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ von Pino Donaggio und die Dramatik von „Der Kaufmann von Venedig“ von Jocelyn Pook. Zusammen mit Alexandre Desplats frechem und verspieltem „Casanova“ tauchten die Zuhörer ein in das Venedig des 18. Jahrhunderts, um sich schließlich mit James Bond auf einem Schnellboot in „Casino Royale“ wiederzufinden. Die Spannung aus „Le Guignolo“ von Philippe Sarde und „The Tourist“ von James Newton Howard mündete schließlich in dem rasenden Schlussspurt von „Indiana Jones 3“. Den Musikern gelang es dabei, zu jeder Zeit die Spannung aufrechtzuerhalten und das Publikum mit vollem, sattem Klang von einer Emotion zur nächsten zu geleiten.

Auch interessant

Für die Arrangements des zweiten, mit „America“ überschriebenen Teils, hatte sich Knauer prominente Unterstützung mit tiefgreifenden Wurzeln in Hollywood geholt: David Newman entspringt einer Familie, die die Filmmusik in Hollywood geprägt hat, wie keine andere, 15 Oscars ihr Eigen nennt und als die Familie mit den meisten Oscar-Nominierungen (92) gilt. Vater Alfred Newman (1900 bis 1970) war nicht nur für die musikalische Begleitung von über 250 Filmen verantwortlich (darunter Sturmhöhe, Das Lied von Bernadette, Das Gewand, Das war der Wilde Westen, Die größte Geschichte aller Zeiten und Airport), sondern komponierte auch einer der bekanntesten Fanfaren der Film-Welt: die von 20th Century Fox. David und sein Bruder Thomas Newman reiften ihrerseits zu respektierten Filmmusik-Komponisten heran. David Newman schrieb seinerseits die Musik für alle Filme mit Danny DeVito und erhielt eine Oscar-Nominierung für den Zeichentrick-Film Anastasia, während Thomas Newman Filme wie Findet Nemo, American Beauty, The Green Mile, Saving Mr. Banks und seit 2012 auch die James-Bond-Filme vertonte. Auch Cousin Randy Newman machte sich einen Namen in der Branche und schrieb unter anderem die Musik für die ersten beiden Toy-Story-Filme, die Monster-AG oder Küss den Frosch.

Auch interessant

Mit dieser filmgeschichtlichen Historie im Rücken wusste David Newman in Zusammenarbeit mit Max Mueller die von Sebastian Knauer beauftragten Arrangements meisterhaft zu konzipieren. Einleitend ließen Klavier und Streicher jedoch eine der wohl bekanntesten Filmmusiken, die ursprünglich nicht für einen Film komponiert wurden, erklingen. Das „Adagio for Strings“ von Samuel Barber wurde weltberühmt durch den Einsatz in dem Antikriegsfilm Platoon. Die Verzweiflung und Traurigkeit dieses Stückes vermochten auch die Musiker auf der Bühne ins Publikum zu transportieren, bevor die „Hollywood Suite“ über „No goodbye“ von Alfred Newman, „Basic Instinct“ von Jerry Goldsmith, „A Shoulder Length“ von Thomas Newman und schließlich „A beautiful mind“ von James Horner mit dem Publikum wieder durch alle menschlichen Emotionen steuerte. Hier bewies sich, wie schon im ersten Teil des Konzerts: Wenn ein Filmmusik-Profi eine Suite bestehend aus unterschiedlichen Filmmusiken arrangiert und herausragende Musiker dies mit absoluter Spielfreude auf die Bühne bringen, dann kann daraus - wie am Donnerstag im Bad Berleburger Bürgerhaus - etwas Magisches entstehen.