Bad Berleburg. Jan Vogler und Sebastian Knauer begeistern in Berleburg mit Bachs Suiten und Beethovens Sonaten. Auch der neue Veranstaltungsort überzeugt.

Bach und Beethoven. Cello und Klavier. Vogler und Knauer. Das sind drei Mal zwei Verbindungen, die in der Summe ein Konzept ergeben, das aufgeht. „Bach & Beethoven“ war der Titel des zweiten Konzerts der 51. Internationalen Musikfestwoche Bad Berleburg. Es fand am Dienstag in der katholischen Kirche St. Marien statt, und – so viel sei vorweggenommen – diese überzeugte bei ihrer Premiere als kammermusikalische Spielstätte unbedingt. Denn wo anders als in einem Gotteshaus wirkt die Musik von Johann Sebastian Bach (1685-1750) derart passgenau? Und wie schön klang das Zusammenspiel von Klavier und Violoncello in dem vor 60 Jahren geweihten sakralen Gebäude. Die Konzentration auf Bach und Ludwig van Beethoven (1770-1827) war ein weiteres Plus dieses Konzerts, denn so ließ sich hören, wie die Kompositionskunst des Thomaskantors sowohl ein Echo als auch eine Fortführung im Werk des Bonner Genies fand – mit all dem Mut, neue, ungehörte und in ihrer Zeit unerhörte musikalische Möglichkeiten auszuloten.

Zunächst also Bach. Der vielfach ausgezeichnete Cellist Jan Vogler, seit 2009 Intendant der Dresdner Musikfestspiele, spielte die Suiten Nr. 2 in d-Moll und Nr. 3 in C-Dur und begeisterte mit seiner technischen Brillanz und der Tiefe seiner Aussagekraft. In erläuternden Worten verwies der Musiker auf die grundsätzliche Verschiedenheit dieser beiden der sechs Suiten für Cello solo von Bach. Die eine von philosophischer Gedankenschwere, die andere die vielleicht „bestgelaunteste“ – beide ein Genuss für den Künstler und sein Publikum. Bach so pur zu erleben, war beste Gelegenheit, am Abend eines sommerheißen Tages zu sich zu finden. Sich hineinzugeben, in diesen zumeist warmen Ton des Cellos, die Verve der schnellen Tänze innerlich aufzugreifen und auch die Wucht der fast rockigen Passagen am Ende der dritten Suite. Und so war der Applaus danach ein sehr dankbarer.

Großartiger Cello-Künstler: Jan Vogler bei seinem Konzert in der kath. Kirche St. Marien in Bad Berleburg.
Großartiger Cello-Künstler: Jan Vogler bei seinem Konzert in der kath. Kirche St. Marien in Bad Berleburg. © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Nach der Pause agierte Jan Vogler im Duett mit Sebastian Knauer, dem künstlerischen Leiter der Musikfestwoche, der sich sichtlich an Atmosphäre und Akustik der „Premierenspielstätte“ St. Marien freute. Von den fünf Cello-Sonaten Beethovens musizierten Vogler und Knauer zunächst jene in g-Moll. Deutlich war zu vernehmen, welches Nehmen und Geben von Cello und Klavier diese Komposition verlangt – ausgeführt mit einer behutsamen Leichtigkeit, dem lustvollen Spiel mit dem Effekt und einer großen dynamischen Variabilität.

In der folgenden A-Dur-Sonate ließ Jan Vogler sein Cello geradezu singen. Gerade dem ersten Satz weist die Musikwissenschaft deutliche Bezüge zu Bach’schen Motiven zu, in jedem Fall überrascht der Reichtum an der thematischen Ausgestaltung stets aufs Neue. Regelrecht aufs Ganze gingen die beiden Musikerkollegen im zweiten Satz der 1808 vollendeten Sonate; expressiv war ihr Spiel, das zumal in den sehr rhythmischen Passagen einen enormen Sog entfaltete. Im Adagio kam alles Aufgewühlte zur Ruhe, und das tat gut. Fulminant die finale Coda, auf die schließlich ausgedehnter Beifall folgte. Es hielt die Konzertgäste in der nahezu vollbesetzten Kirche nicht mehr auf den Bänken. Es gab Standing Ovations für Bach und Beethoven, Cello und Klavier - und für Knauer und Vogler zwei langstielige Rosen in Rot. Die reichten die beiden mit jungenhaftem Charme gleich weiter an zwei Damen in Reihe eins: an IKH Prinzessin Benedikte, die als Schirmherrin der Musikfestwoche stets einen besonderen Glanz verleiht, und an Bettina Born, bei der so viele organisatorische Fäden so zuverlässig zusammengehalten werden.

Rote Rosen für zwei ausgezeichnete Musiker: Sebastian Knauer (l.) und Jan Vogler gaben das symbolische Präsent allerdings gleich weiter ...
Rote Rosen für zwei ausgezeichnete Musiker: Sebastian Knauer (l.) und Jan Vogler gaben das symbolische Präsent allerdings gleich weiter ... © Claudia Irle-Utsch | Claudia Irle-Utsch

Fazit: Auch das zweite Musikfestwochen-Konzert „Out of Palace“ war ein rundum gelungenes. Jan Vogler, der vor zwei Jahren mit dem Pianisten Martin Stadtfeld schon einmal mit eben jenen Beethoven-Sonaten im Schloss begeisterte, werde auch künftig Gast des Festivals sein, versprach Sebastian Knauer. Und warb sogleich für die noch ausstehenden Konzerte der 2024er-Auflage. Weiter geht es hier an diesem Donnerstag, 11. Juli, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus am Markt mit Filmmusik aus „Hollywood“.