Bad Berleburg. Felicitas Hegemann und Christine Beitzel sind gute Beispiele für Menschen, die sich engagieren. Warum, das berichten die beiden Frauen hier.
Zwei Frauen versuchen das Leben in Bad Berleburg durch ihr ehrenamtliches Engagement mitzugestalten. Ihre ganz unterschiedlichen Ziele führen Felicitas Hegemann und Christine Beitzel unter anderem in den interkulturellen Mehrgenerationen-Treffpunkt. Aber das ist nur eines ihrer Arbeitsfelder.
Felicitas Hegemann kann sich im Ehrenamt ausleben
Felicitas Hegemann hat viele Interessen und bringt sich überall gerne ein. Wofür sie aber vielleicht am bekanntesten ist, ist ihre Arbeit mit Geflüchteten in Bad Berleburg. Für viele Neuankömmlinge ist sie eine der ersten Bezugspersonen, denn sie gibt hauptamtlich Deutschkurse bei der Volkshochschule. „Manchmal merkt man, dass uns viel mehr verbindet, als uns trennt“, berichtet Hegemann, die neben ihrer Tätigkeit als Deutschlehrerin auch anderweitig Treffen für Geflüchtete organisiert. Ihre Beziehung zu Kursteilnehmenden „rutscht immer wieder auch ins Private“, dann verknüpft sie ihre Arbeit zum Beispiel mit ihrer zweiten Passion: Dem Radfahren. Sie setzt sich dafür ein, dass Geflüchtete ein eigenes Fahrrad bekommen und plant einen Kurs zum korrekten Verhalten im Straßenverkehr. „Die fahren manchmal sehr fantasievoll“, lacht die 53-Jährige. Mit dem Radfahren kennt sich Felicitas Hegemann selbst bestens aus, denn sie gründete 2022 die Ortsgruppe Bad Berleburg des ADFC Siegen-Wittgenstein.
„Mir ist wichtig zu verdeutlichen, dass das Fahrrad ein gleichberechtigtes Verkehrsmittel ist.“
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„Mir ist wichtig zu verdeutlichen, dass das Fahrrad ein gleichberechtigtes Verkehrsmittel ist“, sagt Hegemann. Um die Situation für Radfahrer tatsächlich zu verbessern, wandte sie sich an Politik und Verwaltung. So kam es, dass sie die Interessen der Radler bei der Ausarbeitung des neuen Verkehrskonzeptes im Arbeitskreis Mobilität vertrat. Für sie dient das Fahrrad aber nicht nur als klimafreundliches Fortbewegungsmittel, sondern auch als Freizeitgegenstand. Im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Arbeit für den ADFC bietet die 53-Jährige jeden zweiten Dienstagabend eine Feierabendtour an, organisierte das Stadtradeln mit und plant gemeinsam mit anderen Ortsgruppen Sternenfahrten. Felicitas Hegemanns Vision ist, dass Ehrenamt nicht immer eine klassische soziale Komponente haben muss, sondern auch einfach eine positive Gemeinschaft mit anderen schaffen kann. Deswegen bietet sie seit etwa einem Jahr auch einen Italienischkurs im Mehrgenerationentreffpunkt an. „Du kannst das doch, warum unterrichtest du kein Italienisch?“, sei sie gefragt worden. Durch ihre große Liebe zu Italien, kam sie dazu sich einmal wöchentlich mit circa zehn Personen zu treffen und denen die Sprache näher zu bringen. „Ich lerne sogar auch noch was dabei“, ist Hegemann begeistert. Aus dem Projekt sei eine nette Gruppe geworden, die sich auch außerhalb des Kurses regelmäßig trifft.
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Seit zehn Jahren in der intensiven Flüchtlingshilfe
Christine Beitzel ist vielen Neuankömmlingen in Berleburg schnell ein Begriff: Seit knapp zehn Jahren engagiert sich die 61-jährige im Bereich Flüchtlings- und Integrationshilfe. „Ich bin da rein gerutscht“, meint Beitzel. Als 2014/2015 immer mehr Migranten nach Bad Berleburg kamen, habe sie sich gedacht: „Irgendwas muss ich machen.“ Über ihren Pfarrer kam sie damals in direkten Kontakt mit den bedürftigen Familien, die sie dann bei jeglichen Aufgaben des Alltags begleitete. Gemeinsam mit anderen Ehrenamlern gründete sie die Gruppe „Integrationsinitiative Bad Berleburger Bürger“, deren Ziel es war, die Flüchtlingshilfe in der Stadt zu koordinieren. „Das waren sehr intensive Erfahrungen für mich“, berichtet die 61-Jährige. Manchmal habe sie die Arbeit emotional und physisch an ihre Belastungsgrenze gebracht. Zum einen waren die Schicksale der Menschen belastend, aber auch die ständige Erreichbarkeit und die ständigen Fragen nach Hilfe von den vielen Familien, die sie über die Zeit kennenlernte, stellten eine Herausforderung dar. „Man muss viel lernen“, meint Beitzel, „man muss akzeptieren, dass nicht alle so leben, wie man selbst.“
„Man kriegt eine ganz andere Sichtweise, man urteilt nicht mehr von außen. Und man sieht bei Vielen: Die Anstrengung hat sich gelohnt.“
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Die kulturellen Unterschiede sind aber auch eine große Bereicherung. „Man kriegt eine ganz andere Sichtweise, man urteilt nicht mehr von außen“, erklärt die 61-Jährige. Durch die intensive Arbeit mit den Geflüchteten entstanden enge Beziehungen, Christine Beitzel wird regelmäßig zu Geburtstagen, Taufen und anderen Festen eingeladen. Und Erfolge sind bei ihrer Arbeit vorprogrammiert: „Man sieht bei Vielen: Die Anstrengung hat sich gelohnt.“ Beitzel berichtet von Familien, die nun auf eigenen Beinen stehen, von Geflüchteten, die eine Ausbildung abgeschlossen haben. Besonders berührt hat sie, als sie einer Frau entgegen ihrer kulturellen Normen und ihrer traumatisierenden Fluchterfahrung das Schwimmen beibringen konnte. „Ich fand es fantastisch, dass man die Frauen dazu bekommt, eine ganz andere Lebensweise zu führen.“ Mittlerweile engagiert sie sich hauptsächlich bei der Deutschnachhilfe für Schulkinder im Mehrgenerationen-Treffpunkt, da es heute eine besser strukturierte kommunale Flüchtlingshilfe gibt. Dennoch sagt sie: „Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Leute entschließen, so etwas zu machen.“ Menschen mit Interesse an gemeinnütziger Arbeit können sich an den Interkulturellen Mehrgenerationen-Treffpunkt oder die Flüchtlingshilfe der Stadt Bad Berleburg wenden.