Wittgenstein. Was die Wittgensteiner Bäckereien Birkelbach und Schwan zum Fachkräftemangel und möglichen Problemen der nächsten Jahre sagen.
Fachkräftemangel ist ein Wort, dass in letzter Zeit in aller Munde ist. Neben Fleischereien merken auch die Bäckereien in Wittgenstein die Abnahme von Arbeitskräften.
„Der Markt an Arbeitssuchenden in unserer Branche ist wie leergefegt“, berichtet Marco Frank, Inhaber der Bäckerei Schwan aus Diedenshausen. „Man kann nicht mehr wählerisch sein, sondern nimmt die Leute, die man kriegen kann.“ Momentan habe die Bäckerei zwar offene Stellen, das sei aber eher dadurch bedingt, dass Marco Frank eine weitere Filiale in Hallenberg eröffnen möchte. Bislang hat der Bäckermeister dort nur mit seiner fahrenden „Brot-Kiste“ haltgemacht. Ansonsten sei die Bäckerei Schwan noch relativ gut aufgestellt. „Trotzdem ist die Angst, in naher Zukunft von Fachkräftemangel betroffen zu sein, natürlich immer präsent“, betont der Bäckermeister.
„Generation Z hat keinen Bock mehr zu arbeiten. Sie bekommen es doch durch Social Media so vorgelebt. Das ist eine Sache von einer ganzen Generation, die schiefgelaufen ist. “
Auch bei der Erndtebrücker Bäckerei Birkelbach sieht die Situation zum jetzigen Zeitpunkt noch ganz gut aus, da die Traditionsbäckerei sich in den letzten beiden Jahren von den kleinen Filialen in Raumland und im Bad Berleburger „Frische Eck“ getrennt hat. „Für nichts und wieder nichts, mache ich mir dieses Kopfzerbrechen nicht. Die kleinen Läden haben sich einfach nicht mehr gelohnt, vor allem da es schwierig war, Personal zu finden, was dort arbeiten wollte. So haben wir fünf größere Filialen, in denen wir dafür gut aufgestellt sind“, erklärt Inhaber Holger Birkelbach. Hierbei sei es natürlich auch von Vorteil, dass man gerade in der Backstube einen großen Familienstamm habe, der relativ viele Aufgaben übernehme. Außerdem versucht Birkelbach Bewerbende immer vorausschauend einzustellen, da er wisse, dass es immer wieder Lücken zu füllen gebe.
„Die kleinen Läden haben sich einfach nicht mehr gelohnt, vor allem da es schwierig war, Personal zu finden, was dort arbeiten wollte. “
Von Schäfers Backstuben, die in Wittgenstein ebenfalls mit fünf Filialen vertreten sind, heißt es auf Anfrage lediglich schriftlich: „Aktuell haben wir leider kein Interesse an der Befragung teilzunehmen.“
Die Zukunftsangst der Bäckermeister
„Unsere Situation bleibt ja nicht immer so. Momentan haben wir noch genug Leute, aber mit der nächsten Generation, die kommt, ist es nicht mehr so, wie es früher war. Die Arbeitsbereitschaft sieht man schon an Forderungen wie einer Vier-Tage-Woche. Ich weiß nicht, wie das für uns funktionieren soll“, spricht Holger Birkelbach seine Zweifel aus. Marco Frank kann ebenfalls aus Erfahrung sprechen: „Generation Z hat keinen Bock mehr zu arbeiten. Sie bekommen es doch durch Social Media so vorgelebt. Das ist eine Sache von einer ganzen Generation, die schiefgelaufen ist. Keiner hat mehr Durchhaltevermögen oder möchte Verantwortung übernehmen.“ Dabei könne man bei der Bäckerei Schwan noch das Handwerk von Grund auf lernen - hier werde nämlich nicht nur gebacken, sondern auch die Körner selbst geröstet, eigener Sauerteig angesetzt und vieles mehr. Frank sei sogar mittlerweile schon so weit, Auszubildenden, die verlässlich sind und regelmäßig die Berufsschule besuchen, mehr zu bezahlen.
Trotz aller Zweifel versuchen beide Bäckereien über das Internet und Social Media junge Menschen für ihre Arbeit zu begeistern. Das Interesse würde aber auch dadurch immer weniger, weil es immer weniger Bäckereien gäbe, nennt Birkelbach ein weiteres Problem. Außerdem würde es einem „von oben“ zusätzlich erschwert. „Die kleinen Unternehmen werden kontrolliert und die Großen dürfen einfach weitermachen wie bisher. Wir kleinen Unternehmen zählen ja nicht.“
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