Bad Berleburg. Die Metzgereien in Bad Berleburg spüren den Fachkräftemangel mehr denn je. Sie sind sich einig: So kann es nicht weitergehen.
„Wir haben immer offene Stellen“, geben alle Metzgereien in Bad Berleburg auf Nachfrage an. Sowohl Merte und Müller als auch der Schlachtbetrieb Bad Berleburg kämpfen mehr denn je mit dem Fachkräftemangel. Gerade im Verkauf fehlt der Nachwuchs.
Müller schließt montags
Die Bad Berleburger Filiale der Metzgerei Müller musste bereits die ersten Einschränkungen vornehmen. Seit Februar bleibt aufgrund des Personalmangels im Verkauf das Geschäft montags geschlossen. Viele Ausfälle in den vergangenen Monaten führten zu noch mehr Überstunden bei den verbleibenden Mitarbeitern, sodass man nicht anderes reagieren konnte, als die Öffnungszeiten anzupassen, erklärt Fleischermeister Burkhard Müller. „Wir werden die Schließung am Montag so lange aufrechterhalten müssen, bis wir neue Mitarbeiter finden, die überhaupt noch arbeiten wollen und auf die Verlass ist.“ Bereits im Januar hing ein Zettel mit der Ankündigung der drohenden Maßnahme an der Eingangstür - einerseits in der Hoffnung, kurzfristig Bewerber anzulocken, andererseits, um die Kunden vorzuwarnen. Die meisten Kunden reagierten mit Verständnis und lobten die offene Kommunikation, eine Arbeitskraft ist aber dennoch nicht in Sicht.
Dabei sei die Schwelle, den Menschen Zugang zum Beruf zu schaffen, laut Inhaber schon ziemlich niedrig. Neben den Zetteln, die in den Filialen ausliegen und auf denen Interessenten lediglich ihren Namen sowie ihre E-Mail-Adresse oder Telefonnummer angeben müssen, betreibt die Traditionsmetzgerei Werbung über das Internet - unter anderem über Social Media und E-Mail-Verteiler. „Wir legen keinen Wert auf ausgelernte Kräfte, sondern können auch Quereinsteiger anlernen“, betont Müller. Die Voraussetzungen, um im Verkauf zu arbeiten, seien vor allem ein gepflegtes Äußeres, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit. Wer diese Dinge mitbringt, habe gute Chancen.
„Momentan wird es einem von oben auch nicht einfach gemacht, neue Mitarbeitende zu finden“, äußert sich Müller vage zur politischen Situation. Doch nicht alles läuft schlecht. Denn in diesem Jahr beginnen in der Erndtebrücker Stammfiliale in der Produktion gleich zwei Auszubildende. Darüber freut sich der Fleischermeister sichtlich, doch betont, dass für einen positiveren Blick in die Zukunft ein paar junge „Eigengewächse“ im Verkauf notwendig wären.
Ein flächendeckendes Problem
Der Fachkräftemangel ist definitiv auch der Metzgerei Merte und dem Schlachtbetrieb Bad Berleburg ein Begriff. Wenngleich beide Unternehmen noch keine größeren Einschränkungen treffen mussten, so ist doch auch hier die Personaldecke dünn. „Ich arbeite seit mittlerweile 26 Jahren für Merte und es war immer ein Auf und Ab. Aber so schlimm wie gerade, war es noch nie“, lautet die Einschätzung des Prokuristen Ulrich Grobbel.
Doch woran liegt das sinkende Interesse? „Es ist definitiv kein finanzielles Problem mehr, sondern mittlerweile eher vom Freizeitfaktor bedingt. Die Leute wollen weder ganztägige Arbeitszeiten noch am Wochenende im Laden stehen. Die Einstellung zum Handwerk und zum Arbeiten ist im Allgemeinen schlecht“, berichtet Sven Hartmann, einer der beiden Geschäftsführer des Schlachtbetriebs, von seinen Erfahrungen aus Bewerbungsgesprächen. Gerade die Berufe in Metzgereien haben zudem immer noch einen schlechten Ruf, obwohl sie elementar wichtig seien, betont auch Grobbel.
Einfache Bewerbungsmöglichkeiten
Dabei sind in beiden Unternehmen die Hürden in den Berufsalltag ähnlich niedrig wie bei Müllers. Es gibt einfache Bewerbungsmöglichkeiten und Quereinsteigende sind willkommen. Der Schlachtbetrieb bietet „Mutti-Schichten“ an, die nur vormittags sind, sowie Wunschzettel, nach denen der Arbeitsplan geschrieben wird. Die Metzgerei Merte verfügt sogar über sogenannte „Springer“, die nach Bedarf in unterschiedlichen Filialen einsetzbar sind und arbeitet zudem eng mit der Hauptschule in Schmallenberg zusammen, um junge Menschen durch Praktika für ihre Arbeit zu gewinnen.
Fest steht, wenn nicht in den nächsten Jahren neue Fachkräfte ausgebildet werden, werden die Lücken bald nicht mehr zu schließen sein. Hartmann gibt an, seit 5 Jahren keinen Auszubildenden mehr am Berleburger Standort gehabt zu haben. „Viele Menschen haben durch den Wohlstand in unserem Land den Bezug zu Geld verloren und dass man dafür arbeiten muss“, kritisiert er. Trotzdem sei es der letzte Schritt, die Öffnungszeiten seiner Filialen einzuschränken. Denn dadurch mache man sich unsichtbar und verliere Kunden - und das könne man sich in der momentanen Situation auf gar keinen Fall erlauben.