Bad Laasphe. Die Laaspher Politik will nicht hinnehmen, dass sie keine Gewerbe- und Baulandflächen mehr ausweisen darf und beschließt, sich zu wehren.
Im Grunde sind sich in Bad Laasphe alle einig: Politik, Handel und Industrie wünschen sich Gewerbeflächen für Bad Laasphe. Doch die sind nicht so einfach auszuweisen. Die Bezirksregierung in Arnsberg stellt gerade einen neuen Regionalplan auf, der genau das Gegenteil sagt: Bad Laasphe hat zu viel ungenutzte Gewerbeflächen und auch noch 40 Hektar zu viel an Bauland. Deswegen fordert Arnsberg die Kommunen auf, diese Flächen zurückzunehmen.
Mit breiter Mehrheit hat der Bauausschuss einem Antrag der SPD-Fraktion zugestimmt, das Angebot für kommunale Gewerbeflächen zu erweitern. Dagegen stimmte nur Markus Schmidt (Die Partei), der Ausschussvorsitzende Günter Wagner (CDU) und Werner Oder (FDP) enthielten sich.
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Bürgermeister Dirk Terlinden machte das Spannungsfeld für die Stadt deutlich, das nicht nur mit der Forderung aus Arnsberg zusammenhängt, Flächen zu reduzieren. Die Stadt müsse jetzt Flächen suchen, die man potenziell ausweisen oder vermarkten könne. Das Problem: Die Mehrheit der verfügbaren oder nicht genutzten Gewerbeflächen ist in privatem Besitz. Exemplarisch nannte Terlinden auch die unklare Zukunft des Aldi-Zentrallagers in der Kernstadt und der Hallen der Firma WKW in Banfe.
Schwierige Vorratshaltung
Und Terlinden gab der Bezirksregierung auch ein Stück weit recht: „Ich tue mich grundsätzlich schwer damit, Flächen vorzuhalten, weil damit einer Vorleistungen erbringt“, sagte Terlinden. Erschließe man nun eine Fläche für einen großen Interessenten? Oder für mehrere kleine? Mit diesen Fragen machte er die Probleme für die Kommune deutlich. In der Kernstadt habe die Stadt noch eine Fläche neben dem Aldi-Zentrallager. Deren Nutzung möchte Terlinden von der Zukunft des Zentrallagers abhängig machen: „Leider gibt es da nach wie vor keine Zeichen“, bemängelte der Verwaltungschef auch die Kommunikation mit dem Handelsriesen.
Die Idee, Flächen direkt neben dem inzwischen vollen Industriegebiet in den Espen bei Feudingen zu nutzen, sieht der Bürgermeister, weiß aber auch, dass die Anfragen im Regelfall in Richtung Kernstadt gehen. Terlinden verweist immer wieder auf das Problem des Regionalplans und wünscht sich, dass auch die privaten Eigentümer von ungenutzten Bestandsflächen Signale für einen Verkauf oder eine Vermietung gäben. „Wir fungieren schon jetzt oft als Makler ohne Provision“, sagt Terlinden.
Politischer Rückenwind
Klaus Preis (FDP) machte sich für einen Kompromiss aus der Nutzung von Leerständen und der Ausweisung neuer Flächen stark. Bei den Flächen in der Lahnaue neben dem Zentrallager hat Preis größte „Bedenken wegen des Ameisenbläulings, der uns schon einmal die Umgehungsstraße verhindert hat.“ Sebastian Stiller (CDU) plädierte für neue Gewerbeflächen und Wohnbauflächen: „Wir haben keinen Handlungsspielraum als Stadt und stehen blank da. Ich wünsche mir, dass wir Bauwilligen eine Antwort geben können und auch Möglichkeiten für kleine Betriebe haben.“ Stiller sieht dabei auch, dass man lange ungenutzte Flächen umwidmen müsse, um wieder Spielraum an anderer Stelle zu haben.
Björn Strackbein (SPD) warb dafür, den Antrag anzunehmen und betonte neben neuen Flächen auch die neue Nutzung von leerstehenden Bestandsimmobilien wie dem Zentrallager, der WKW oder auch der ehemaligen Möbelfabrik Oswald Heinrich: „Wir haben ihn absichtlich so frei formuliert.“
Am Ende stimmte die große Mehrheit für diesen Antrag – und auch Bürgermeister Dirk Terlinden lobte die Geschlossenheit, mit der man nun auch für die zusätzlichen Gewerbeflächen in den Eingaben zum Regionalplan argumentieren könne.
Am Tag nach der Sitzung meldete sich auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Samir Schneider zu Wort: „Das ist ein absolut positives Zeichen für die Entwicklung unserer Stadt. Wir können in Zukunft Gewerbeflächen anbieten und dringend benötigte Arbeitsplätze und Gewerbesteuer-Einnahmen generieren“, so Schneider gegenüber der Redaktion.