Aue-Wingeshausen. Der Schock sitzt tief bei Familie Muradi. Aber jetzt laufen die Vorbereitungen auf die Anhörung auf Hochtouren. Denn die Abschiebung droht noch.
Seit dem 14. Februar ist Sevine Muradi vorerst wieder zuhause. Mitten in der Nacht kam sie an, war komplett traumatisiert von der Festnahme und der Abschiebehaft. In der Zwischenzeit haben sich die Wogen im Hause Muradi ein klein wenig geglättet – aber die Angst steigt wieder mit dem nahenden 8. März, an dem zum dritten Mal die Anhörung vor dem Petitionsausschuss stattfinden wird.
Familie Muradi aus Aue-Wingeshausen droht die Abschiebung in ihr Heimatland Aserbaidschan
Am 11. Februar wurde die dreifache Mutter bei einem Behördentermin in Abschiebehaft genommen
Die unmittelbare Abschiebung wurde gestoppt, Sevine Muradi durfte am 14. Februar nach Hause
Am 8. März kommt der Fall zum dritten Mal vor den NRW-Petitionssausschuss
Mit Plastikblumen in der Hand haben die Kinder ihre traumatisierte Mutter vor knapp zwei Wochen begrüßt – das berichtet Betreuer Helmut Kessler auf Nachfrage dieser Redaktion. „Wir haben sie am nächsten Morgen besucht, sie war wirklich komplett traumatisiert“, erzählt Kessler. An den Kindern ist die Situation auch nicht spurlos vorbei gegangen: „Sie waren sehr verschüchtert.“ Mittlerweile gehen sie aber wieder in den Kindergarten und in die Schule.
Vorbereitung auf die Anhörung
Auch Sevine Muradi habe sich in der Zwischenzeit etwas gefangen, erklärt Kessler. Denn im Hintergrund mahlen die Mühlen pausenlos, auf die Anhörung wird sich akribisch vorbereitet. „Es sind auch neue Aspekte für den Petitionsausschuss dazu gekommen. Außerdem haben wir uns juristische Hilfe eingeholt“, erklärt Kessler.
Lesen Sie auch: Siegen-Wittgenstein: „Sevine Muradi nie in Handschellen gelegt“
„Natürlich haben wir Hoffnung, ohne Hoffnung könnten wir das alles gar nicht bewältigen.“ Und die Hoffnung ist es, die die Familie derzeit etwas beruhigt. Aber die Angst vor einer Abschiebung nach Aserbaidschan schwelt und wird auch wieder immer größer, je näher eben jener Petitionsausschuss am 8. März kommt.
Lesen Sie auch: Abschiebehaft: Dreifache Mutter im Kreishaus festgenommen
Um die Seelsorge der Familie kümmert sich derweil Helmut Kesslers Ehefrau und auch die Kirche habe sich zu diesem Zweck mittlerweile eingeschaltet.
Politische Unterstützung
Weiterhin äußern sich auch politische Lager zu der Situation. So fordern die Jusos des Kreises Siegen-Wittgenstein, dass Gesetze geändert werden: „Wir wollen natürlich Abschiebungen soweit verhindern, wie
das nur irgend möglich ist. Es gilt, die politische Aufgabe auf Bundes- und Landesebene wahrzunehmen, das Recht so zu korrigieren, dass man es auch guten Gewissens ,Recht’ nennen kann. Das meint das Ermöglichen menschenwürdigen Handelns, das weder vorverurteilt, noch das Erschleichen von Leistungen unterstellt.“
Lesen Sie auch: Dreifache Mutter in Abschiebehaft: Jetzt reagiert der Kreis
Die Jusos wünschen sich in ihrer Pressemitteilung ein dauerhaftes Bleiberecht für die Familie Muradi, springen dabei auch Landrat Andreas Müller zu Seite: „Wir wissen, dass Landrat Andreas Müller alles daran setzte und setzt, dass die Familie Muradi bleiben kann. Er versucht alles, um diese Abschiebung zu verhindern. Sicherlich ist die Situation für viele undurchsichtig und unklar, was die Spielräume der Behörde betrifft, um Entscheidungen zu beeinflussen.” Ein Landrat könne nicht willkürlich über das Bleiberecht einzelner Personen verfügen, so die Jusos.
Lesen Sie auch: Angst vor der Abschiebung: Darf Elvin Muradi in Aue bleiben?
„Es gibt viele offene Arbeitsstellen in allen Branchen, in denen wir motivierte Menschen brauchen. Da erscheint es widersinnig, Herrn und Frau Muradi und ihrer gut integrierten Familie keine anderen Perspektiven aufzeigen zu können“ sagte zuletzt auch die Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach (CDU).