Aue-Wingeshausen/Siegen. Eigentlich war Sevine Muradi aus Aue-Wingeshausen wegen einer Ausbildung in Siegen. Plötzlich waren die Beamten im Raum und nahmen sie fest.
Elvin Muradi aus Aue-Wingeshausen droht die Abschiebung – jetzt wurde seine Frau in Siegen plötzlich verhaftet. Helmut Kessler, der die Familie betreut, berichtet von dem Moment der Festnahme und einer schockierten Familie. Das Bündnis, das sich für das Bleiberecht der Familie einsetzt, befürchtet eine Abschiebehaft und veranstaltet vor der Polizeiwache eine spontane Kundgebung. Die Redaktion wartet derzeit noch auf eine Antwort des Kreises.
„Sevine Muradi war zu einem regulären Termin erschienen und wollte eine Ausbildungsduldung beantragen, da sie eine Lehrstelle als Friseurin haben kann. In den Räumlichkeiten wurde sie festgenommen und kam in der Polizeiwache Weidenau in Gewahrsam“, teilt das Bündnis mit, das sich nach der Nachricht sofort vor der Polizeiwache versammelte, um gegen die Inhaftierung von Sevine Muradi zu demonstrieren: „Wir sind zutiefst in Sorge und verurteilen dieses Vorgehen aufs Schärfste.“
In Tränen ausgebrochen
Begleitet wurde sie von Helmut Kessler, dem Vorsitzenden des Dorfvereins Aue-Wingeshausen, der die Familie betreut und sich für ihr Bleiberecht einsetzt. Bewusst sei er nicht mit dem Ehemann, Elvin Muradi, nach Siegen ins Ausländeramt gefahren – aus Angst, dass man ihn in Abschiebehaft nehmen könnte. Genau das ist nun aber dessen Ehefrau Sevine Muradi geschehen. „Ich war mit ihr auf dem Amt wegen eines Ausbildungsvertrags, als plötzlich zwei Beamte im Raum standen und sagten, dass sie sie jetzt festnehmen würden.“
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Sevine Muradi brach in Tränen aus, berichtet Kessler. Der Familie, ihrem Ehemann und den drei Kindern gehe es „beschissen – anders kann ich das nicht sagen“, so Kessler. Aktuell befinde sich Sevine Muradi beim Haftrichter. „Sie sollen abgeschoben werden, deswegen ist sie jetzt festgenommen worden“, so Kessler.
Muradi sei vorsätzlich von ihren drei Kindern getrennt und in Abschiebehaft gesetzt worden, schreibt das Bündnis „Recht zu bleiben“ dazu, das sich für die Familie einsetzt und gehofft hatte, durch die Öffentlichkeit und die über 1300 Unterschriften der Petition die Behörde und den Landrat „zu einer humanitären Lösung zu bewegen.“
Spontane Kundgebung vor der Polizeiwache
Durch die Trennung von der Familie und der Verhaftung der Mutter werde der Druck auf ihren Ehemann und die Kinder nun enorm, so die Mitglieder des Bündnisses weiter.
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„Wir befürchten, dass die Abschiebung in Kürze erfolgen soll und sind erschüttert. Die Kreisausländerbehörde und der Landrat sollen sich den Fragen des Bündnisses stellen: Handelt es sich bei der Haft um eine sogenannte Abschiebehaft? Werden die Kinder auch in Haft genommen und abgeschoben? Wieso wird die Ausbildungsduldung von Sevine Muradi nicht vorrangig geprüft?“, fragen die Aktivisten.
Vor der Polizeiwache in Weidenau beziehen die Mitglieder des Bündnisses am Freitag um 15 Uhr Stellung für Sevine und ihre Familie: „Die Frau ist heute morgen um 11 Uhr verhaftet worden, als sie einen Termin für ihren Mann wahrgenommen hat. Es ging um einen Ausbildungsvertrag. Sie kann hier eine Lehre machen. Sie ist Mutter von drei Kindern, es gibt überhaupt keinen Grund“, macht Horst Löwenberg deutlich.
Angebot zum Dialog sei nicht genutzt worden
Ihr Angebot zum Dialog und zur gemeinsamen Suche nach Lösungen sei vom Landrat und der Kreisausländerbehörde nicht genutzt worden. „Stattdessen schafft man, wie im Fall Agayan (Karen Agayan aus Netphen kämpft wie Elvin Muradi gegen die Abschiebung , durch Abschiebeversuche Fakten, obwohl
es ein großes und breites öffentliches Interesse an einer Bleibeperspektive für die Familien gibt. Wir fordern eine sofortige Freilassung von Sevine Muradi. Es ist nicht hinnehmbar, dass eine bisher unbescholtene Bürgerin und dreifache Mutter behandelt wird wie eine Kriminelle und ohne Vorwarnung in Haft genommen wird.“
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In ihrem Schreiben wenden sich die Mitglieder des Bündnisses auch direkt an Landrat Andreas Müller: „Werden Sie aktiv und zeigen Sie Menschlichkeit! Nehmen Sie den Dialog wieder auf und lassen Sie uns gemeinsam eine Lösung finden.“ Eine Anfrage dieser Zeitung liegt im Kreishaus vor.