Bad Berleburg. Adele Krebs war eine besondere Frau. Sie führte ein ungewöhnliches Leben in Bad Berleburg und starb im Konzentrationslager.
„Leben und Schicksal von Adele Krebs sind leider beispielhaft dafür, was Menschen einander antun können, wenn Vorurteile, blinder Hass, rassistisches Gedankengut und Ausgrenzung in einer Gesellschaft die Oberhand gewinnen. Ihr Schicksal ist nur eines von vielen gewesen - auch in Berleburg.“
Die Bad Berleburger SPD-Fraktion hat jetzt den Antrag gestellt, eine Straße im 2. Bauabschnitt des Baugebiets am Sengelsberg nach Adele Krebs zu benennen. Der Antrag wurde am Wochenende an Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann geschickt.
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„Wir möchten mit dieser Namensgebung all diesen Schicksalen stellvertretend gedenken und damit im ‘Festjahr 2021 - 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland’ ein dauerhaftes Zeichen der Erinnerung und Mahnung setzen“, heißt es in dem von der stellv. Fraktionsvorsitzenden Iris Gerstmann unterzeichneten Papier.
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Ungewöhnliches Leben
Adele Krebs war eine besondere Frau. Sie wird 1895 als Tochter von Levi und Johanna Krebs in Berleburg geboren. Nach der Mittelschule lernt sie Buchhalterin. Als ledige junge Frau macht sie in der Kleinstadt Berleburg beruflich ihren Weg, wird Mitbegründerin und später sogar Geschäftsführerin eines genossenschaftlichen Einkaufsverbundes des lokalen Einzelhandels.
Ungewöhnlich und modern für die damalige Zeit, gestaltet sie als Frau ihr Leben selbstständig. Sie ist finanziell unabhängig, geht gerne auf Reisen und steht schon in jungen Jahren in einer verantwortungsvollen Position am Anfang einer kleinen Karriere.
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Gestorben im Konzentrationslager Theresienstadt
Das alles endet mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in 1933. Adele Krebs verliert praktisch über Nacht ihre Stellung und damit die Basis ihres bisherigen Lebens, weil sie Jüdin ist. Darüber und wegen der zunehmend feindseligeren Nachbarn bricht sie psychisch zusammen und erkrankt schwer. Nach einer missglückten Therapie bleibt sie schließlich für den Rest ihres Lebens an den Rollstuhl gefesselt. Als Behinderte erhält sie kein Ausreisevisum und kann Deutschland nicht verlassen. Am 27. Juli 1942 schließlich wird Adele Krebs ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie am 25. April 1943 stirbt. Ihr Leichnam wird verbrannt. ein Grab erhält sie nicht.
Über den Antrag sollen die Fachgremien in der übernächsten Plenarwoche entscheiden.