Wittgenstein. . Die Diskussion um Hermann Kaiser erreicht eine neue Ebene. Wann Wittgensteiner ausgezeichnet wurden – und warum das häufig erst posthum geschieht.
- Kulturkeller regt an, engagierte Bürger dadurch zu ehren, dass Straßen nach ihnen benannt werden
- Fürstin Margareta ist die einzige Ehrenbürgerin der Stadt Bad Berleburg
- Für Würdigungen zu Lebzeiten gibt es bisher Ehrenbriefe oder Ehrenplaketten
Wann „verdient“ jemand ein Straßenschild? Wer darf Ehrenbürger werden? Und welche Kriterien müssen erfüllt werden, um Bürger auf diese Weise zu ehren?
Oft werden herausragende Persönlichkeiten erst nach ihrem Tod mit einer nach ihnen benannten Straße gewürdigt: Berleburgs Bürgermeister Christian Fürchtegott Barth (*1812 - † 1885) wurde nach seinem Tod mit der Barthstraße ein Denkmal gesetzt. Die Jacob-Nolde-Straße wurde posthum nach dem Umweltaktivisten (* 1859 - † 1916) benannt. In Erndtebrück wurde jüngst eine Straße nach Roger Drapie († 2015) benannt, der Bürgermeister der französischen Partnerstadt Bergues war.
Beispiele aus Bad Berleburg
Bei noch lebenden Persönlichkeiten gestaltet sich die Ehrung deutlich schwieriger; eine Straßenbenennung nach noch lebenden Personen ist in Bremen nach dem Landesstraßengesetz sogar verboten. Trotzdem gibt es auch in Wittgenstein Beispiele für andere Formen der Würdigung: Bad Berleburgs bislang einzige Ehrenbürgerin ist Margareta Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (*1909 - † 2005), die sich stark sozial, unter anderem in der Flüchtlingshilfe engagierte. Adolf Schmerer (*1935 - † 2005) wurde 1994 für seine jahrzehntelangen kommunalpolitischen Verdienste zum Ehrenbürgermeister ernannt und Unternehmer Hans-Werner Kocherscheidt 2008 mit der Ehrenplakette ausgezeichnet. Er hatte sich um soziale Belange ebenso verdient gemacht wie um dem Sport und die Kultur.
Bad Laasphe vergibt unterdessen Ehrenbriefe. Der erste Empfänger war 1985 Oskar Müller (*1931 - † 2016), der sich für den Erhalt des Ehrenmales am Steinchen und später für die Altstadt einsetzte. Ihm folgten zum Beispiel 2002 Botho Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (* 1927 - † 2008), der sich als DRK-Präsident, aber auch als Politiker und Arzt vielfach engagierte sowie zuletzt 2005 Waldemar Georg, der in verschiedenen Vereinsvorstandsämtern für die Stadt viel leistete.
Beispiele aus Erndtebrück
Erndtebrück hat 2015 den Unternehmer Jörg Schorge mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet. Er setzt sich nicht nur für den Sport und die Kultur, sondern in vielfältiger Weise auch für die Gemeinde ein. Erndtebrück hat neben der Ehrenbürgerwürde aber auch Ehrenplaketten. Damit wurden beispielsweise Karl Heinz Sureth (*1922 - † 2002) und Erich Dreisbach für deren jahrzehntelanges politisches Engagement ausgezeichnet.Und wie sieht es jetzt mit den Straßen und Plätzen in Wittgenstein aus? Günter Herman Matthes und sein Team vom kleinen alternativen Kulturkeller aus Bad Berleburg schlagen zum Beispiel vor, dass Friedhelm Aderhold und Hermann Kaiser „wegen ihrer herausragenden, jahrelangen Verdienste um das Gemeinwesen in verschiedenen zahlreichen Funktionen“ geehrt werden sollten – indem Straßen, städtische Einrichtungen oder Plätze nach ihnen benannt werden. In der nächsten Einwohner-Fragestunde des Bad Berleburger Stadtrates solle diese Anregung an die politischen Vertreter herangetragen werden.