Bad Berleburg. Nachhaltigkeit: Der „Lumbricus-Umweltbus“ macht Station in Bad Berleburg und begeistert die jungen Besucher mit gleich mehreren Dingen.

Auf den Wiesen schmilzt gerade der letzte Schnee und draußen regnet es in Strömen – nicht unbedingt das Wetter, bei dem man gern vor die Tür geht. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8a des Johannes-Althusius-Gymnasiums trotzen der Wetterlage aber tapfer. Denn auf dem Rathausparkplatz steht der Lumbricus-Umweltbus und das bedeutet: Heute sieht das Lernen ganz anders aus.

So wird Berleburger Jugendlichen die Natur und Umwelt näher gebracht

Am Anfang werden Aufwärmübungen gemacht. „Scannen“ heißt das Spiel, das die Schülerschaft darauf einstimmen soll, ihre Umwelt genauer in den Blick zu nehmen. Jeweils in Zweiergruppen stellen sich die 13- und 14-Jährigen einander gegenüber, prägen sich Kleidung und Schmuck des anderen ein und verändern dann im Geheimen ein Detail an sich selbst. Ziel ist es, die kleine Veränderung am Gegenüber zu bemerken. Die Schüler erkennen sofort, warum das auch für die Arbeit mit der Natur wichtig ist: „Man muss aufmerksam sein.“

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„Genau“, lobt Stefanie Horn, Umweltpädagogin aus dem Lumbricus-Team. Achtsamkeit sei entscheidend für den Erhalt der Artenvielfalt. Ähnlich wie bei einem Kartenhaus: Jede Pflanze, jedes noch so kleine Tier habe seinen Stellenwert in der Natur. „Wenn eine Art verschwindet – ich also eine Karte wegnehme – ist uns das vielleicht erstmal nicht so bewusst“, sagt Horn. „Aber je mehr Karten ich herausziehe, desto instabiler wird das Gebilde.“

Was sagen denn die Schüler dazu?

Die Erkenntnisse der Berleburger Schüler und Schülerinnen

„Mir hat es heute sehr gut gefallen“, sagt der 13-jährige Cedric Ostermann, während ihm das Regenwasser über die Stirn läuft. Sogar dem schlechten Wetter kann er etwas Positives abgewinnen: „Durch den Regen hat man im Park sehr viele andere Tiere gefunden als bei Sonnenschein. Damit haben wir auch eine andere Perspektive auf die Natur bekommen.“ Die Schüler konnten viele verschiedene Tiere entdecken: „Zum Beispiel Regenwürmer und Nacktschnecken“, erzählt Felix Witten (13) begeistert. „Die findet man sonst ja auch nicht auf Anhieb. Das Wetter war vielleicht schlecht, aber in dieser Hinsicht auch gut.“

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Und was konnten die Jugendlichen von dem Tag mit dem Lumbricus-Team mitnehmen? „Ich achte jetzt ein bisschen mehr darauf, dass ich – beispielsweise, wenn ich irgendwo ein Tier auf der Straße sehe – das Tier dann auch von der Fahrbahn trage und an die Seite setze“, berichtet Mia Dreisbach (13). Sie habe vor, von nun an mehr auf ihre Umgebung achtzugeben.

Umweltpädagogin Regina von Oldenburg erklärt den Schüler:innen der 8a ein Schaubild zum Thema Artensterben.
Umweltpädagogin Regina von Oldenburg erklärt den Schüler:innen der 8a ein Schaubild zum Thema Artensterben. © Nadine Schmidt | Nadine Schmidt

Auch Felix Witten möchte ab jetzt stärker darauf achten, keine Plastikverpackungen mehr im Grünen herumliegen zu lassen – egal, ob es sein eigener Müll ist oder der von anderen. Er sagt: „Bei der Nachhaltigkeit versucht man, für die Umwelt zu tun, was man kann.“ Durch den Umweltbus habe er zudem gelernt, „dass viel mehr im Boden drinsteckt, als man denkt.“

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Das Projekt und sein Nährwert für Berleburger Stadtgemeinschaft

Biologielehrerin Katharina Hesse-Wohlfarth, die den Besuch des Umweltbusses für ihre Klasse organisiert hat, sieht dem bunten Treiben im Rathauspark gespannt zu. „Die Schüler krabbeln durch die Büsche und sammeln Insekten. Sie nehmen Bodenproben und machen Kartierungen vom Stadtpark – und das mit so viel Eifer, dass mir das Herz aufgeht“, erzählt sie. Nachhaltigkeit sei ihr ein Herzensprojekt. Umso mehr freue es sie zu sehen, wie viel Spaß die Schüler an der Arbeit mit den Umweltpädagoginnen Stefanie Horn und Regina von Oldenburg hätten.

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„Der Umweltbus ist ein ganz authentischer Lernort“, sagt Katharina Hesse-Wohlfarth. Für die Jugendlichen sei es eine tolle neue Erfahrung, in einem solchen „rollenden Labor“ praktisch zu arbeiten. Im Schulunterricht kämen wirklichkeitsnahe Lerneinheiten wie diese leider oft zu kurz. Die Lehrerin ist überzeugt: „Hier im Lumbricus-Umweltbus kann ich als Schüler wirklich sehen, was ich mit meinem Schulwissen machen kann, das ich mir erarbeitet habe – wie setze ich es um?“

Mit dem Besuch des Umweltbusses ist das Projekt Nachhaltigkeit am JAG allerdings noch nicht beendet: „Wir haben heute unseren Forschertag gemacht und Eindrücke im Stadtpark gesammelt“, sagt Hesse-Wohlfarth. Die Ergebnisse sollen dann im Biologieunterricht ausgewertet und nachbereitet werden. Voraussichtlich im Mai sollen sie dann auch der Stadt Bad Berleburg präsentiert werden. Die Stadt habe freundlicherweise angeboten, die Ideen der Jugendlichen für mehr Nachhaltigkeit in die zukünftige Gestaltung des Rathausparks miteinfließen zu lassen.

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Weitere Informationen zum Angebot des Lumbricus-Umweltbusses unter: www.lumbricus.nrw.de