Wittgenstein. Kino, Konzerte und Weihnachtsmarkt: Auch in Wittgenstein droht die 2G-Regel im Freizeitbereich. Wie bereiten sich die Veranstalter darauf vor?
Noch im Laufe dieser Woche soll sie im Freizeitbereich mit Gastronomie, Veranstaltungen und Kultur, aber auch für die Beherbergungsbranche und körpernahe Dienstleistungen wie Friseure gelten: die 2G-Regel im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Und auch in Wittgenstein bereiten sich Veranstalter und Dienstleister darauf vor.
In der Kultur
Als Sandra Halbe aus Bad Laasphe neulich im Haus des Gastes aus ihrem ersten Wittgenstein-Krimi „Wittgensteiner Schatten“ vorlas, waren alle ihre Zuhörerinnen und Zuhörer geimpft. Jedenfalls habe niemand von ihnen am Eingang einen aktuellen Corona-Test vorgelegt, sondern allenfalls seinen Impf-Nachweis, berichtet Wolfgang Gerber, 1. Vorsitzender des Kulturrings Bad Laasphe. Quasi eine reine 2G-Veranstaltung, wie sie ab dieser Woche wohl NRW-weit Standard sein wird. Vorläufig zumindest. „Für dieses Jahr haben wir als Kulturring keine Veranstaltung mehr angesetzt“, so Gerber weiter. Die nächste sei erst das Neujahrskonzert am 10. Januar in der Aula des Städtischen Gymnasiums. Und bis dahin könne sich die Pandemie-Lage auch schon verändert haben, meint Gerber. Gilt dann 2G plus? Gibt’s dann „überhaupt noch Veranstaltungen“?
Aus Sicht des Kulturring-Vorsitzenden ist 2G bei Veranstaltungen „eigentlich kein Problem“. Über die bekannten Handy-Apps oder die gelben Pässe plus Personalausweis sei der Impfstatus der Besucherinnen und Besucher ja gut zu kontrollieren. Außerdem kenne man die meisten Kulturfreunde ohnehin überwiegend, sagt Gerber. Und die Anzahl der Ungeimpften sei wohl eher gering. Vielmehr seien gerade ältere Leute, die auf sich achteten, schon drittgeimpft.
Bestuhlung variabel gestalten
Außerdem: „Im Haus des Gastes wie auch in der Aula haben wir zum Glück die Möglichkeit, die Bestuhlung variabel zu halten“, erläutert der Kulturring-Vorsitzende. In der Regel stünden die Stühle möglichst weit auseinander, um den nötigen Abstand zu wahren. Es gebe aber auch eine Pärchen-Bestuhlung mit zwei Stühlen nebeneinander. Für das erwähnte Neujahrskonzert empfiehlt Gerber den Besuchern bereits jetzt, ihre Jacken bereitzuhalten – für die geplante Lüftungspause. Ob 2G nachhaltig gegen die Pandemie hilft? „Das weiß ich auch nicht“, zuckt Gerber mit den Schultern. So kämen ja immer neue Hiobsbotschaften, dass auch Geimpfte das Virus übertragen oder sich anstecken können. Hier seien Fachleute gefragt. Mit Blick auf die Kulturveranstaltungen vor Ort hoffe er aber das Beste.
Und wie steht die Bad Berleburger Kulturgemeinde zum Thema „2G“? „Wir halten uns an die Bestimmungen. An sich aber begrüßen wir den Schritt, damit die, die geimpft sind, sich etwas sicherer fühlen können“, sagt Andreas Wolf, Vorsitzender der Kulturgemeinde. Komplett sicher fühlen könne man sich derzeit aber nicht. „Es gibt ja auch Impfdurchbrüche. Wie es künftig weiter geht, müssen wir schauen.“ Und wie geht es im Schwimmbad und in der Sauna weiter? „Wir warten derzeit noch auf Informationen“, sagte eine Mitarbeiterin des Bad Berleburger Rothaarbades am Wochenende.
Im Kino
Kai Winterhoff, Betreiber des Residenz-Kinos in Bad Laasphe, hat seine Besucherinnen und Besucher schon einmal via Facebook auf die angepeilte neue Lage vorbereitet. So könnten „Personen, die von dieser Regelung betroffen sind, ihre bereits gekauften Tickets bis zu einer halben Stunde vor Filmbeginn sowohl online, als auch bei uns vor Ort stornieren“. Angesprochen sind dabei vor allem Ungeimpfte, die etwa 20 Prozent der bisherigen Besucher ausmachten, schätzt Winterhoff und kündigt an, die 2G-Regel anhand des Impfnachweises plus Personalausweis konsequent zu kontrollieren. Der Bad Laaspher Kino-Betreiber findet übrigens, dass die neuen Maßnahmen gegen Corona „etwas spät kommen“. Hier hätte die Politik früher deutliche Signale setzen müssen. „Andererseits muss man auch sagen, dass wir selber daran schuld sind, wenn in manchen Lokalitäten nicht so ganz genau kontrolliert wird“, fügt Winterhoff hinzu. Ob 2G als Maßnahme reiche, werde man sehen. In Bayern seien schon jetzt „härtere Sachen“ bis zum Lockdown dabei.
Beim Friseur
„Der Salon“ an der Talstraße in Erndtebrück wartet „nur noch drauf, dass so langsam etwas von der Handwerkskammer oder der Innung“ an Informationen, wie es weitergeht, kommt, sagt Betreiberin Alena Achatzi. Und dann gebe das Team diese Infos so schnell wie möglich an die Kundinnen und Kunden weiter – etwa mit Posts in den sozialen Medien, aber auch als Plakat im Schaufenster. Ungeimpfte würden dann konsequent außen vor gelassen. „Und wir haben ja im Endeffekt keine Wahl“, so Achatzi mit Blick auf die Verordnungen, die zu erwarten sind. Allerdings seien die meisten Kunden „tatsächlich geimpft“.
Mit 2G die Kontakte zu beschränken – für Alena Achatzi ist das nur logisch. „Man sieht ja, dass es hauptsächlich an den Ungeimpften hängt.“ Andererseits könnten auch die Geimpften oder Genesenen ebenso Überträger des Virus sein. Achatzis Fazit: „Abwarten. Was anderes bleibt uns auch nicht übrig.“
Weihnachts-Treff und Co.
Und wie steht der Jugendförderverein Bad Berleburg zur Thematik? „Vom Grundsatz her bauen wir bei der Reh-Bar ja eh auf das Konzept von 2G, da wir schon davon ausgehen, dass es Sinn macht“, so Holger Saßmannshausen, Vorsitzender des Jugendfördervereins. „Das ist auch für das Personal angenehmer, wenn es dann ohne Mundschutz in der Bar arbeiten kann.“ An sich aber komme es bei 2G auch auf die Zielgruppe an. „Den Martinsumzug haben wir aus gutem Grund in diesem Jahr abgesagt. Viele Kinder sind unter 12 Jahren und damit noch nicht geimpft. Wir wollten das Risiko dort nicht eingehen.“ Was aber den Weihnachtstreff betrifft, der an mehreren Wochenenden im Dezember stattfindet, so sind sich alle sicher: „Wir sind weit davon entfernt, diesen Weihnachtstreff abzusagen. Dieser Weihnachtstreff ist ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Menschen hier. Es ist ja kein großer Weihnachtsmarkt, sondern eher für die Bürgerinnen und Bürger hier aus der Region, um gemeinsam doch noch ein wenig Weihnachtsstimmung zu bekommen.“
Und auch wenn 2G bei Weihnachtsmärkten gilt: „Wir möchten es eigentlich vermeiden, den Platz dann abzusperren, um die Atmosphäre nicht zu vermiesen. Wir müssen schauen, was genau die Auflagen am Ende sind und werden diese dann natürlich erfüllen.“
Auch die Veranstalter des Adventszaubers in Weidenhausen und auf dem Stünzel freuen sich auf ihren kleinen Weihnachtsmarkt. „Natürlich sind wir als Veranstalter auch ein wenig beunruhigt. Wir haben lange überlegt, ob wie den Markt machen oder nicht. Aber wir freuen uns natürlich auch auf den Adventszauber und hoffen, dass alles gut geht“, sagt Sylvie Höse. Am kommenden Samstag, 27. November, startet der Markt um 11 Uhr. Dann gilt auch dort: 2G. „Wir verteilen Bändchen an die Gäste, damit sie ihren Nachweis nur einmal vorzeigen müssen.“ Auch werden Schilder mit den aktuellen Regelungen aufgestellt. Ebenfalls am 27. November veranstaltet die Schwarzenauer Mühle einen Adventszauber in der Zeit von 12 bis 23 Uhr – mit vielen Leckereien (Reibeplätzchen, Crêpes und Co.), Deko-Artikeln und einem Programm für die ganze Familie. Auch dort heißt es an diesem Tag: Einlass nur für Geimpfte und Genesene mit einem Nachweis.