Wittgenstein. Neue Corona-Regeln für den Breitensport: Wittgensteiner Vereine akzeptieren 2G mit Zähneknirschen.
Die Bundesrepublik Deutschland befindet sich derzeit inmitten eines Déjà vu. Es ist Winterzeit und die Coronazahlen übertreffen – einmal mehr – neue Rekordhöhen. Auch auf den Breitensport haben die horrenden Neuinfektionen nun Auswirkungen.
Wie die Bund-Länder-Konferenz am Donnerstag beschlossen hat, gilt ab einer Hospitalisierungsrate – bezogen auf die Anzahl der Einlieferungen von Covid-19-Patienten in Krankenhäuser pro 100.000 Einwohner – von 3,0 die 2G-Regel im Außen- und Innenbereich. Dieser Schwellenwert ist in NRW derzeit mit 4,3 überschritten. Nur noch Geimpfte und Genesene – ob Zuschauer oder Sportler – dürfen an Wettbewerben teilnehmen. Ausgenommen davon sind alle Jugendlichen unter 18 Jahren.
Unsere Redaktion hat sich bei den Verantwortlichen der heimischen Vereine umgehört.
Fußball
Holger Lerch (Sportlicher Leiter TuS Erndtebrück): Im Amateurbereich sind solche Regelungen immer schwierig umzusetzen. Man kann nicht davon ausgehen, dass alle Spieler geimpft sind. Bei uns sind es derzeit zwei Spieler, die noch nicht den vollen Impfstatus haben – und grundsätzlich würde ich mich dafür aussprechen, dass es mit 3G weitergegangen wäre. Fußballer befinden sich an der frischen Luft und dort sehe ich das Risiko einer Infektion einfach nicht. Die Regeln kommen einer Impfpflicht im Breitensport gleich und das kann man nicht erwarten.
André Becker (Vorsitzender VfB Banfe): Wir akzeptieren diese neue Regelung, denn irgendetwas musste jetzt passieren. Bei aller Liebe, aber der Amateurfußball ist nicht das Wichtigste auf der Welt. Beim VfB Banfe sind nahezu alle Senioren geimpft und durch dieses neue Konzept kann die Spielrunde immerhin weitergehen. Alles ist besser als ein neuer Lockdown. Glücklicherweise gilt das 2G-Konzept nicht für Jugendliche, sonst hätte man die Spielzeiten dort wieder abbrechen müssen. Wenn alle ihren gesunden Menschenverstand einschalten, dann schaffen wir das schon. Mit viel Aufwand und engen Kontrollen. Jedoch hätte ich mir vom Verband gewünscht, dass er früher Farbe bekannt hätte. Da kommt aber lieber eine E-Mail, wo die Vereine eine Umfrage ausfüllen müssen. Es hätte deutlich früher gehandelt werden können.
Frank Filipzik (Vorsitzender SV Feudingen): Ich kenne unsere Impfzahlen im Verein nicht ganz genau, aber wir haben definitiv Spieler, die noch ungeimpft sind und die nun nicht weiter mitspielen dürfen – das ist natürlich eine Einschränkung. Aber: Das ist okay, das müssen wir akzeptieren und in den sauren Apfel beißen. Das Wichtigste ist, dass weitergespielt wird. Ein neuerlicher Saisonabbruch wäre eine Katastrophe für den Breitensport. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass es bei Freiluftsportarten auch mit 3G hätte weitergehen können.
Volleyball
Matthias Winter (Trainer VfL Bad Berleburg): Um Sicherheit zu kriegen, müssen sich die Leute impfen lassen, das ist dringend notwendig. Ich wäre auch für eine generelle Impflicht. Für uns Volleyballer ist eine 2G-Regel hingegen nicht so prickelnd, da wir eine Spielerin haben, die noch nicht geimpft ist. Unser ohnehin dünner Kader wird so nochmals geschwächt und wir bewegen uns dadurch nun auf Messers Schneide. Dennoch: So ist es besser, als gar nicht mehr spielen zu dürfen.
Wintersport
Holger Parzinski (Pressesprecher SC Rückershausen): Es spielt erstmal keine Rolle, was wir von den neuen Regelungen halten, die müssen eingehalten werden. Auf den ersten Blick wirken diese Verschärfungen sinnvoll, aber es wird sich zeigen müssen, ob der Sportbetrieb so sinnvoll für uns ist. Wir wissen zum Beispiel nicht, ob die Stadt Bad Laasphe in Kürze die Turnhallen wieder sperren lässt. Dann wäre Training für uns nicht mehr möglich, da am Wochenende unsere Freiluftsaison an der Schanze in Rückershausen endet. Soweit ich es einschätzen kann, sind die meisten aller Athleten über zwölf Jahren geimpft, die Trainer auch. Unsere Leistungssportler müssen ohnehin schon seit Monaten einen Impfbescheid vorweisen, sonst werden sie gar nicht zu den Wettkämpfen zugelassen. Tendenziell sage ich, dass dieser Schritt hin zu 2G sinnvoll ist, aber wie die Umsetzung dann aussieht, bleibt abzuwarten.
Handball
Christian Dohle (Geschäftsführer HSG Wittgenstein): Tatsächlich schränken uns diese neuen Regeln – was unseren Sportbetrieb betrifft – überhaupt nicht ein. Im Seniorenbereich haben wir eine Impfquote von 100 Prozent – und dadurch wird unser Spiel- und Trainingsbetrieb darunter nicht leiden. Einzig beim Hygienekonzept für Zuschauer müssen wir uns etwas Neues überlegen – besonders, weil wir an der Stöppelhalle nur einen Eingang haben. Grundsätzlich finde ich diese Maßnahmen aber sehr sinnvoll, ob jedoch die Umsetzung von den Behörden der Kreise dann sinnvoll ist, wird sich erst noch zeigen. Wie es bei der Jugend aussieht, kann ich schlecht sagen.