Bad Laasphe. Radreiseweg und Bike-Park: Mountainbiker sehen hohes Potenzial in ihrer Kommune für Radfahrer. Sie haben ein Konzept erarbeitet.

Uwe Franz von der Mountainbike-Abteilung des TV Bad Laasphe hat ein Ziel: Ein attraktives Angebot für Radfahrer aller Altersgruppen schaffen. „Es wird Zeit, dass Bad Laasphe aus seinem Dornröschenschlaf aufwacht“, so der 56-Jährige. Er selbst ist dimb-zertifizierter Mountain-Bike-Guide (MTB-Guide) und Fahrsicherheitstrainer (dimb = Deutsche Initiative Mountain Bike). Seit vielen Jahren drehen die Vereinsmitglieder der MTB-Abteilung mittwochs ihre Touren durch die Region. Durch das Radverkehrsnetz des Kreises Siegen-Wittgenstein hatten sie nun neue Hoffnung geschöpft: „Wir dachten uns: Jetzt könnte es etwas geben – mit den langersehnten Radwegen“, erinnert sich Franz. „Das war damals unsere Initialzündung. Gemeinsam mit dem Gutachterbüro Planersocietät Dortmund wurden Konzepte für das Radverkehrsnetz des Kreises und der Kommunen erstellt.“

Nach einer gemeinsamen Planungstour haben Franz und fünf weitere Mitglieder der MTB-Abteilung die Mountain-Bike-Initiative Bad Laasphe gründete. Seitdem haben sie sehr viel Zeit damit verbracht, Ideen für mögliche Radreisewege zu sammeln und ein Konzept zu erstellen. „Vorschläge, Anregungen und Ideensammlungen zur kommunalen/interkommunalen Integration eines Radwegenetzes sowie einer Bike-Arena mit Bike-/Trail-Park und attraktiven Mountainbikestrecken für Bad Laasphe und Gemeinden in das Radwege-Verkehrsnetz des Kreises Siegen-Wittgenstein“ – so der Titel des Konzepts, welches schon bald dem Kreis, der Bad Laaspher Stadtverwaltung sowie den heimischen Politikern übergeben werden soll.

Das Konzept

Ideen für Radwege in Bad Laasphe: Uwe Franz und fünf weitere Mitglieder haben in den vergangenen Wochen ein Konzept erstellt.
Ideen für Radwege in Bad Laasphe: Uwe Franz und fünf weitere Mitglieder haben in den vergangenen Wochen ein Konzept erstellt. © Unbekannt | Ramona Richter

Insgesamt 14 Seiten lang ist das Konzept. Dabei geht es unter anderem um die Aspekte der Infrastruktur (dazu gehört unter anderem auch die Struktur der E-Mobilität), des Klimawandels und der Nachhaltigkeit, sowie des Tourismus und der Nutzergruppen. „Wir haben uns gefragt: Wer sind eigentlich die Nutzergruppen? Wir wollen ein attraktives Angebot für alle schaffen – für Touristen und Bad Laaspher gleichermaßen und auch für die Jugendlichen“, so Franz. „Jugendarbeit wird bei uns groß geschrieben. So möchten wir ihnen unter anderem mit einem Bike-Park zeigen: Hier habt ihr einen Platz, wo ihr eure Freizeit verbringen und Spaß haben könnt.“

Aus diesem Grund werden die Konzepte der Mountain-Bike-Initiative Bad Laasphe und das der Interessengemeinschaft Bike-Park-Bad Laasphe zusammengelegt. „Wir haben festgestellt, dass wir einige Schnittmengen in unseren Konzepten haben und uns entschlossen, gemeinsam unsere Ziele zu verfolgen.“ In den kommenden Tagen soll das Konzept noch den übrigen Mitgliedern präsentiert und Korrektur gelesen werden. Dann geht es an die Politik und an die Öffentlichkeit via Social Media.

„Wir würden uns wünschen, dass die Stadt uns einlädt und uns mit ins Boot holt, wenn es um die Radwege hier in unserer Stadt geht. Wir sind zum einen die Nutzer und zum anderen auch die Fachleute“, so Franz. Und auch die Deutsche Initiative Mountain Bike könnte hierbei die Stadt unterstützen. „Wir haben konkrete Ideen für mögliche Radwege, die wir gerne gemeinsam mit der Stadt und dem Kreis diskutieren möchten. Aber es sollten auch die Grundstückseigentümer und Waldbesitzer, die es gegebenenfalls betrifft, von Beginn an mit einbezogen werden.“

Tourismus ankurbeln

Zudem, so Franz, könnten die Radwege nicht nur einen Beitrag für das Klima leisten, sondern auch den Tourismus in der Natur ankurbeln. „Wir haben unser größtes Potenzial direkt vor der Tür – unsere Landschaft.“ Doch dieses Potenzial wird derzeit kaum genutzt. „Wir haben einen Lahnradweg – von der Quelle bis nach Lahnstein. Hier in Bad Laasphe ist die einzige Stelle, wo es keinen sicheren Radweg gibt“, sagt der MTB-Guide. „Und das ist sehr schade. Mit unserem Konzept wollen wir unsere Stadt zumindest ein kleines Stück wieder nach vorne bringen. Denn wir sind uns sicher: Die Radkultur ist kein Trend für eine kurze Zeit. Von den Radwegen hätten wir langfristig etwas. Wir könnten entlang dieser Wege über Trimm-dich-Pfade nachdenken, über Lernstandorte im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und vieles mehr – unter anderem könnten wir dort auch Fahrsicherheitstrainings anbieten für Menschen, die nach vielen Jahren wieder aufs Bike steigen möchten“, ist sich Franz sicher.

„Es geht hier um mehr als zwölf Jahre ,Dornröschenschlaf’. Seit Ende der Kur- und Heilbad-Euphorie stagnieren wir. Wo ist der Masterplan, das Gesamtkonzept für unsere Stadt? Wo finde ich als Bürger den roten Faden, der uns in die Zukunft führt? Wer projektiert die wirklich wichtigen Themen Strukturwandel, Energiewende, E-Mobilität, Infrastruktur, Natur- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Wirtschafts- und Tourismusentwicklung, Stadtentwicklung und Co?“, fragte er vor Kurzem in einem Leserbrief. „Unser Konzept für die Radwege könnte ein Teil dieses Masterplanes sein.“

Die Planungsradtour

Uwe Franz ist dimb-zertifizierter MTB-Guide und Fahrsicherheitstrainer.
Uwe Franz ist dimb-zertifizierter MTB-Guide und Fahrsicherheitstrainer. © Unbekannt | Privat

Start der Initiative war – wie bereits erwähnt – die Planungsradtour, zu der der Zweckverband Region Wittgenstein und die Stadt Bad Laasphe am 18. Juni die Bürgerinnen und Bürger der Stadt eingeladen hatten. Anlass war das Radverkehrskonzept für die Region Wittgenstein, das zusammen mit dem Gutachterbüro Planersocietät erstellt wurde. Für das Konzept war die lokale Expertise der Radfahrenden vor Ort wichtig, schließlich kennen sich diese bestens aus.

„Hierbei haben wir in vielen Situationen gemerkt, dass es für Rad- und Autofahrer nicht sicher ist.“ Angedacht war unter anderem, einen Radweg durch die Stadt zu planen. „Da konnten wir nur mit dem Kopf schütteln. Das wäre zu gefährlich. Unser Konzept sieht Radwege außerhalb des Stadtzentrums vor – fern der Bundesstraßen. Sicherheit steht bei uns ganz oben.“ Ebenfalls eingebunden in das Radreisekonzept: mögliche Attraktionen, wie beispielsweise ein Bike-Park.

Bike-Park Bad Laasphe

Nach der Berichterstattung über das vorzeitige Aus für den geplanten Bike-Park Bad Laasphe durch ein Artenschutzgutachten hatte Björn Schäfer am am 17. Oktober eine Facebook-Gruppe ins Leben gerufen. „Die Interessengemeinschaft Bike Park Bad Laasphe“ ging um 10.45 Uhr an den Start und zählt mittlerweile über 320 Mitglieder.

Vorausgegangen ist, dass das Vorkommen von Eule und Specht an dem eigentlich vorgesehenen Standort des Bike-Parks in einem kommunalen Waldstück eine solche Nutzung durch Freizeitsportler nicht zulassen. Im Februar 2021 wurde diese so genannte Artenschutzprüfung 1 durchgeführt und im August 2021 erfolgte dann noch eine Reviervogelkartierung. Beide Maßnahmen sind laut Stadtverwaltung vorgeschrieben. In der Gruppe wird derzeit heiß über einen alternativen Standort diskutiert. „Wir haben daher schon konkrete Ideen und Vorschläge, die wir vorstellen möchten“, so Franz. „Natürlich muss das alles auch finanziert werden.“ Daher haben sich die Initiativen auch schon über mögliche Fördermöglichkeiten informiert.