Bad Laasphe. Die „Lahnstuben“ sind Treffpunkt des Darts-Clubs. Für die vier Mitglieder ist es allerdings eher ein lustiger Stammtisch als ernsthafter Sport.

Der Darts-Club „DC Heimspiel“ – das sind Stefan Müller, Frank Baumgärtel, Arno Golpon und Frank Barth. Was alle vier verbindet: Sie haben etwas mit den „Lahnstuben“ zu tun. Müller ist Hausmeister im Bad Laaspher „Haus des Gastes“, zu dem auch die Gaststätte gehört. Baumgärtel hat bis vor kurzem im Theken-Bereich gearbeitet, Golpon ist der Koch im Hause. Und Frank Barth? Nun, er ist der Wirt der „Lahnstuben“. Außerdem: Alle vier Männer sind im Alter zwischen 50 und 56.

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„Wir sind alle hier am arbeiten und darten hier gerne“, so das Quartett unisono. Letzteres geschieht alle vier Wochen, immer dienstags ab 16 Uhr. Dann nämlich haben die „Lahnstuben“ Ruhetag, können die vier Darts-Freunde im Theken-Raum in Ruhe Pfeile werfen. Und nebenbei natürlich etwas trinken, essen oder miteinander quatschen. Quatsch wird in der überschaubaren Runde ohnehin gerne gemacht. „Wir machen viele dumme Sprüche“, lacht Arno Golpon. „Aber die brauchen wir auch.“

Um den Pokal geht’s an jedem Abend

Doch es geht um mehr: „Ziel ist es, den Pokal zu gewinnen“, erklären die vier. Dieser Pokal – er hat im Theken-Raum, in dem auch die elektronische Darts-Scheibe steht, einen Ehrenplatz. Er thront auf einem Sockel an der Wand und wird selbstverständlich von einem Spot angestrahlt. Auf jeder Seite seines quadratischen Fußes zeigt der Pokal einen Vornamen: Frank I., Frank II., Stefan und Arno. Und an jedem Darts-Abend gilt: Wer gewinnt, dessen Vorname wird nach vorne gedreht. Ein Ritual.

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Beim letzten Mal hat Frank I. gewonnen, also Frank Barth, der Wirt. „Heute geht es um die Titelverteidigung“, schmunzelt er. Obwohl das in der Runde eigentlich gar nicht so wichtig ist. Und auf Liga-Ebene spielen die Herren sowieso nicht. Eher aus Spaß am Spiel.

Abklatschen in Corona-Zeiten: Frank Baumgärtel (links) und Frank Barth. Das passiert, „wenn einer von uns über 100 wirft“, so Baumgärtel.
Abklatschen in Corona-Zeiten: Frank Baumgärtel (links) und Frank Barth. Das passiert, „wenn einer von uns über 100 wirft“, so Baumgärtel. © Unbekannt | Eberhard Demtröder

Sponsoren für neuen Automaten gesucht

Eher lustiger Stammtisch als ernsthafter Sport, wie Darts natürlich auch betrieben wird. Etwa vom „DC Wittgenstein 2.0“, der in den „Lahnstuben“ trainiere und mit einem gemischten Team aus Wittgensteinern und Hessen in der A-Liga um Punkte spiele, so Frank Barth. „Und dann haben auch wir mal nach Dienstschluss geworfen“, erinnert sich der Wirt an 2018, dem Gründungsjahr des „DC Heimspiel“. Das Quartett hat sich also von den Darts-Amateuren mit ihren spitzen Pfeilen anfixen lassen.

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Schnell besorgten sich die „Heimspieler“ einen eigenen Dart-Automaten, für 1000 Euro – und sparen jetzt auf einen neuen, berichtet Frank Baumgärtel. Ein Löwen Turnier-Dartautomat HB8 für rund 2500 Euro soll es sein. „Hätte es Corona nicht gegeben, wäre das Gerät schon da“, ist Frank Barth überzeugt. Übrigens: „Sponsoren wären uns willkommen“, so Arno Golpon. „Aber die sind schwer zu finden.“

„Wir wollen keine Liga aufmischen“

„Sport ist schon weit gekommen“

Grundsätzlich sei Darts „ein recht günstiges Hobby“, findet Frank Barth vom Bad Laaspher „DC Heimspiel“. So eine normale Dartscheibe sei „schon ab 20 Euro zu haben“. Kommen Pfeile dazu, sind wir bei 50 Euro. Sinnvoll ist laut Barth auch eine Bodenschutz-Matte, die es „ab zehn Euro aufwärts“ gebe. Und vielleicht solle man auch über einen Schutz für die Wände daheim gegen Fehlwürfe weitab der Scheibe denken.Wer nicht allein spielen wolle, finde in Wittgenstein auch einen Verein, ist Barth überzeugt. Jedenfalls: „Der Sport ist schon weit gekommen“, so Frank Baumgärtel über Darts und das Interesse daran in der Region.

Und dann in der Liga spielen? „Nee, dafür haben wir gar keine Zeit“, sagt Baumgärtel mit Blick in die Runde. „Und wir wollen auch gar keine Liga aufmischen“, fügt er lachend hinzu. Überhaupt: „Wie gut wir wirklich sind, lässt sich schlecht einschätzen“, so Frank Barth. Immerhin tragen alle vier einheitliche Trikots mit dem Schriftzug „DC Heimspiel“. Weitere Zeichen der Einheit: Jeder der vier hat Pfeile, auf denen die Köpfe des gesamten Teams zu sehen sind.

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15 Durchgänge am Dart-Automaten nimmt sich das Quartett pro Abend vor. „Wir spielen klassisch: 501 Double Out“, erklärt Frank Baumgärtel. Diese Spielvariante ist auch Basis für Turnierspiele. Die Regeln: Jeder Spieler hat 501 Punkte. Die Spieler werfen abwechselnd ihre drei Pfeile auf die Scheibe, dabei wird heruntergezählt. Wer zuerst genau null Punkte erreicht, hat gewonnen. Ferner muss beim „Double Out“ zum Beenden ein Double-Feld auf der Scheibe getroffen werden. Nicht so einfach. Und: „Der Automat lügt nie“, schwört Frank Baumgärtel. Mogeln ist also nicht.

Spielen, spielen, spielen – um Erfahrung zu sammeln

„Der Königsweg ist ein Triple 20, ein Triple 19, ein Bull‘s Eye – und fertig“, sagt Wirt Frank Barth. Das lasse sich mit nur neun Pfeilen erreichen. Theoretisch. Aber die Praxis sieht anders aus – da geht so ein Pfeilwurf eben auch mal schnell einen Tick daneben. Da brauche es „eine Masse Konzentration“, hat Barth festgestellt. Und man müsse spielen, spielen, spielen, um Erfahrung zu sammeln. „Deswegen auch die sechs Stunden pro Abend“, lacht Arno Golpon. Da kann es bei so einem Treffen auch schnell mal 22 Uhr und länger werden.

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Sind beim „DC Heimspiel“ Neuzugänge zu erwarten? Eher nicht: „Die vier Dart-Tiere“, wie Barth es formuliert, bleiben offenbar lieber unter sich. „Da müsste sich jemand schon gut bei uns integrieren...“

„Wer 1 über 100 wirft, muss abklatschen“

Sefan Müller zeigt einen seiner Pfeile – dekoriert mit den Gesichtern des „Heimspiel“-Teams.
Sefan Müller zeigt einen seiner Pfeile – dekoriert mit den Gesichtern des „Heimspiel“-Teams. © Unbekannt | Eberhard Demtröder

Haben die Herren denn auch andere Hobbys? „Ich hatte bis vor kurzem noch ein Motorrad“, sagt Frank Baumgärtel. Und Stefan Müller wie auch Arno Golpon haben zig Jahre Fußball gespielt. Aber das alles ist schon etwas länger her. Wirt Frank Barth schließlich steht zu seinem eher kulinarischen Hobby: Essen – natürlich nur gutes.

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Unterdessen landen die Pfeile reihenweise auf dem Dart-Automaten. „Wer 1 über 100 wirft, muss abklatschen“, sagt Stefan. Auch so ein Ritual, das zusammenschweißt. Ein echtes Drama: Wegen der Corona-Pandemie mussten die „Heimspieler“ ganze sieben Monate auf ihr geliebtes Hobby verzichten, weil die „Lahnstuben“ geschlossen waren. Entzugserscheinungen? „Ja, die gab‘s!“, bestätigt Frank Baumgärtel. Aber: „Zum Glück haben wir alle auch zuhause unsere Scheiben.“ Das Spiel in der Gruppe können die aber natürlich nicht ersetzen.

Party mit Darts-Stars angedacht

Gut erinnert sich „Lahnstuben“-Wirt Frank Barth noch zurück an 2019, als „wir hier ein Event mit Profis hatten“ mit Stars aus der internationalen Darts-Szene wie Steven Bunting aus England. Aber das könnte sich bald wiederholen – „wir haben unsere Fühler schon ausgestreckt“, verrät Barth. „Kleine, aber feine Partys“ mit Prominenz wie auch Phil Taylor, ebenfalls England, Raymond van Barneveld aus den Niederlanden oder E-Darter José Augusto Oliveira de Sousa aus Portugal kann er sich vorstellen. „Aber erst einmal müssen wir Corona soweit hinter uns bringen, damit wir das ohne Einschränkungen organisieren können.“